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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Weg.«
    »Du meinst, er würde uns nicht glauben?«
    »Ja«, sagte Marisa, aber sie mied Jessicas Blick. Was diesen Punkt anging, war sie inzwischen nicht mehr so sicher. Zum Zeitpunkt der Flucht war sie in Panik gewesen – ein Wrack, ein Schatten ihres früheren Selbst. Aber sie hatte den Mut aufgebracht, ihre Tochter zu nehmen und sie in Sicherheit zu bringen. Im vergangenen Monat war sie in den Kreis dieser wunderbaren Frauen aufgenommen worden, und sie hatten ihr geglaubt – ohne Ausnahme. Sie hatten ihr geholfen, den Glauben an sich selbst wiederzufinden.
    »Was wäre so schlimm daran, wenn du es ihm erzählen würdest?«, fragte Jessica. »Die Nanouks kennen unsere richtigen Namen. Warum gehen wir nicht raus und sagen dem Polizisten, was passiert ist. Dann könnte er Ted verhaften.«
    »Hmm.«
    »Und wir könnten unsere Freunde von früher besuchen. Und Tante Sam … Ich will aber nicht von Cape Hawk wegziehen – ich würde Rose viel zu sehr vermissen. Mommy … würdest du nicht gerne mal wieder nach Hause fahren? Wenn wir Lust dazu haben?«
    »Ja«, erwiderte Marisa ruhig, die ihr Leben vor Ted schmerzlich vermisste.
    »Dann komm. Lass uns rausgehen, Mommy.«
    »Bist du sicher? Glaubst du, dass wir das Richtige tun?«
    Ihre Tochter sah sie an, lange und eindringlich; dann berührte sie Marisas Wange. Ihre Augen flehten, enthielten eine stille Botschaft.
    »Du bist die Mutter. Du musst entscheiden.«
    Marisa wusste, dass sie recht hatte. Sie küsste ihre Tochter auf den Scheitel, holte tief Luft und öffnete die Tür des Büros.

    Der Flug hatte sich hingezogen, und die Fahrt vom Flughafen dauerte eine Ewigkeit, doch zu Lilys Verwunderung war Rose hellwach und fit. Die Fenster von Liams Truck waren offen, und die kühle, frische Salzluft von Cape Hawk wehte durch die Fahrerkabine. Lily hatte den Arm um Roses Schultern gelegt und atmete tief den Duft der Fichten und Kiefern ein.
    »Riecht wie mein Kissen«, sagte Rose.
    »Finde ich auch«, pflichtete Lily ihr bei.
    »Jess hat gesagt, dass sie im Gasthof verkauft werden. Und daneben steht ein Bild von uns beiden.«
    »Toll.«
    »Eine große Auslage, direkt in der Eingangshalle«, sagte Liam.
    »Können wir sie anschauen? Auf dem Heimweg?«, fragte Rose.
    »Ach Schatz – es ist schon spät. Du musst ins Bett.«
    »Dazu bin ich viel zu aufgeregt. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, einen Blick darauf zu werfen. Und außerdem, willst du Anne nicht wiedersehen? Und ein paar von den anderen Nanouks? Damit sie sich selbst überzeugen können, dass es mir gutgeht?«
    Lily presste die Lippen zusammen. Sie hatte sich zutiefst danach gesehnt, die Frau wiederzusehen, die ihr am meisten auf der Welt bedeutete – hatte sie in der schwierigen Zeit, die sie gerade mit Rose durchstehen musste, mehr als je zuvor vermisst. Liam an ihrer Seite zu wissen war ein Geschenk des Himmels, aber sie verspürte ein urwüchsiges Bedürfnis nach der Nähe ihrer Großmutter, der Person, die sie aufgezogen hatte und ihr so nahestand wie eine Mutter. Und wenn schon nicht sie, dann nach der Nähe der Nanouks aus dem Frostigen Norden.
    Selbst wenn sie nur eine von ihnen im Gasthof antraf – Anne war mit Sicherheit dort, sehnte sie sich danach, ihre Freundinnen, die Rose und sie so tatkräftig unterstützt hatten, zu umarmen und mit ihnen zu feiern. Sie warf Liam, der sich auf die Straße konzentrierte, einen verstohlenen Blick zu. Es war, als hätte ihre Großmutter ihr auf die Schulter getippt und sie gebeten, anzuhalten.
    »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir einen kurzen Zwischenstopp im Gasthof einlegen?«, fragte sie. »Du wirst nach Hause wollen, nehme ich an.«
    »Lily, wenn ihr beide hin möchtet, komme ich mit.«
    »Wir können also?«, fragte Rose, als der Truck die Brücke entlangfuhr, die sich über den Fjord spannte und die Lichter von Cape Hawk, das in die Talsenke zwischen zwei majestätische Felsenklippen geschmiegt lag, in Sicht kamen.
    »Wir können«, antwortete Lily.

    Anne war das reinste Nervenbündel. Reif für die Klapsmühle. Doppelzüngigkeit war nie ihre Stärke gewesen – sie brachte es nicht einmal fertig, Camille vorzuschwindeln, dass sie gut aussah, wenn sie eine sauertöpfische Miene zur Schau trug, die anzeigte, dass man ihr besser nicht in die Quere kam. Doch seit Detective Murphy aufgetaucht war, hatte sie ihm ein Lügenmärchen nach dem anderen aufgetischt.
    Die arme Marlena zu der Behauptung zu nötigen, sie betreibe eine

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