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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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mitten in der Stadt auf«, sagte er. »Findest du das nicht erstaunlich?«
    »Ein Stadtpark in Nova Scotia ist nicht das Gleiche wie ein Stadtpark anderswo auf der Welt. Aber woher sollst du das auch wissen – schließlich bist du als Wissenschaftler damit beschäftigt, Naturphänomene zu katalogisieren«, erwiderte sie süffisant.
    »Wenn du meinst.« Er musterte sie noch eindringlicher.
    »Komm jetzt«, sagte sie ungeduldig. »Können wir uns bitte beeilen?«
    »Ein Naturphänomen«, murmelte er.
    Lily spürte, wie eine Brise vom Hafen den Berg hinaufwehte. Sie strich über den Tümpel und durch die Bäume, ließ die Blätter an den Ästen und das Gras rascheln; sie zerzauste ihre Haare, und Lily schauderte, obwohl es warm war. Der Reiher rührte sich nicht, genau wie Liam. Er sah Lily immer noch an, dachte nicht daran, den Blick abzuwenden.
    »Bitte komm«, wiederholte sie. »Ich bin schon spät dran.«
    »Ich weiß.«
    Irgendetwas an der Art, wie er die Worte aussprach, ließ sie abermals erschauern. Sie begann zu laufen, den Rest des Weges durch den Park, bis zu den Stufen des Melbourne General Hospital. Sie reihte sich in den Pulk des Krankenhauspersonals ein – Ärzte, Schwestern, Hilfskräfte, Therapeuten –, der durch die Doppeltüren strömte. Es befanden sich nur wenige Eltern von Patienten darunter – bis zur Besuchszeit war es noch lange hin.
    Der Wachmann bemerkte, dass Lily keinen Ausweis trug, und bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Da sie schon viel zu viel Zeit verloren hatte, winkte sie ab und sprang in den nächsten Aufzug. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Liam von dem Wachmann angehalten und in die Mangel genommen wurde.
    Seltsamerweise versetzte es Lily einen Stich, als sich die Türen des Aufzugs schlossen.
    Sie war mit zwanzig anderen Leuten in der Kabine eingepfercht, zu denen Liam nicht gehörte. Er hatte sie den steilen Hügel hinauf begleitet, ihr den Reiher gezeigt, ihre kränkende Bemerkung über die Katalogisierung der Naturphänomene mit Gleichmut hingenommen. Das Merkwürdige war, dass sie sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er einen Witz gemacht hatte, den sie nicht verstand.
    Und sie verstand genauso wenig, warum sie es bedauerte, ohne ihn in den Aufzug gestiegen zu sein. Er war jederzeit für sie da gewesen. Er setzte alles daran, das törichte Versprechen zu halten, das er ihr vor langer Zeit gegeben hatte, ohne dass sie es verlangt hätte. Vielleicht war das ein Wink mit dem Zaunpfahl, den er endlich begriff: Er war von jedweder Verantwortung befreit. Was sie anging, hatte sie nie gewollt, dass er sie sich aufbürdete.
    Warum fühlte sie sich dann so schlecht, seit er nicht mehr an ihrer Seite war? Sie schüttelte das Gefühl ab und verließ den Fahrstuhl in dem Stockwerk, in dem sich die Kinder-Intensivstation befand.

Kapitel 14
    E ntschuldigung«, sagte der Wachmann. »Aber darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
    »Ausweis?« Liam beobachtete, wie sich die Aufzugtür hinter Lily schloss.
    »Ihren Mitarbeiterausweis der Klinik.«
    »Ach so. Ich arbeite nicht hier.«
    »Tut mir leid, Sir, aber die Besuchszeit beginnt um elf. Es ist erst Viertel vor neun. Die Ärzte müssen Visite machen.«
    »Ich möchte zu einer Patientin der Kinder-Intensivstation. Dort werden die Besuchszeiten flexibler gehandhabt.«
    »Das ist richtig. Sind Sie ein Angehöriger?«
    »Nein. Ein enger Freund der Familie.«
    »Sir, auf der Intensivstation ist nur den engsten Familienangehörigen der Zutritt gestattet. Wir haben strenge Regeln, was diesen Punkt betrifft. Sehr strenge.«
    Liam nickte. Er war nicht so dumm, sich mit einem Wachmann anzulegen – beileibe nicht. Aber er musste zu Lily und zu Rose. Mit einem Kopfnicken deutete er in Richtung Aufzug. »Ich gehöre zu der Frau, die gerade hochgefahren ist.«
    »Die kleine Dunkelhaarige, die mich ignoriert hat? Und mit einem Schulterzucken an mir vorbeigestürmt ist?« Der Wachmann hob die Augenbrauen.
    »Mmm, könnte sein.«
    »Aha, so ist das. Die ignoriert mich jeden Morgen. Als wäre ich Luft. Jetzt erinnere ich mich, ich habe Sie schon öfter in ihrer Begleitung gesehen. Sie sind mir aufgefallen wegen –« Er verstummte.
    »Wegen meines Arms. Sprechen Sie es ruhig aus.«
    »Endlich habe ich euch erwischt! Einen jedenfalls.«
    Denjenigen von uns beiden, der kein Naturphänomen ist, dachte Liam und sah wieder Lily vor sich, wie sie sich ihren Weg durch das Gewühl in der Hotelhalle gebahnt hatte, unaufhaltsam wie eine

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