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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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ein paar Biographien und eine Zeitschrift lagen, die er nicht ausgepackt hatte.
    Ein Quietschen der Armatur und das Geräusch laufenden Wassers verstummte. Kate fuhr hastig mit der Hand unter der Matratze auf Chris’ Seite entlang, auch wenn sie bereits wusste, dass sie nichts finden würde. Es passte nicht zu ihm, etwas von ihr an sich zu nehmen.
    Etwas an sich nehmen.
    Kate hielt inne. Sie dachte an Dave, der ins Haus geschlendert war, um zu duschen, nachdem er ihr gesagt hatte, er wolle die Tagebücher zurückhaben. Sie wusste, dass ihre Antwort ihn nicht zufriedengestellt hatte, und erinnerte sich daran, dass er lieber drinnen duschen wollte, anstatt die Außendusche zu benutzen, die bei ihren Besuchern auf der Insel sonst so beliebt war. Dann dachte sie daran, wie entspannt und beinahe selbstzufrieden er an dem Abend weggefahren war. Er hatte nicht verärgert gewirkt und auch nicht resigniert. Einfach nur pragmatisch, möglicherweise wie ein Mann, der die Angelegenheit selbst in die Hand genommen hatte.
    Wie sie so im Schlafzimmer stand, wurde aus der möglichen Erklärung, dass Dave das fehlende Tagebuch an sich genommen hatte, eine Tatsache. Sie sah ihn vor sich, wie er den Ausflug auf die Insel plante, nachdem ihm klargeworden war, wie unzuverlässig sie als Treuhänderin war, dass sie sogar den Schlüssel für die Truhe verloren hatte. Sie stellte sich vor, wie er durchs Haus und ins Schlafzimmer ging, den Wandschrank öffnete, ihren Wäschekorb beiseiteschob und die Leiter emporstieg. Wie er auf der Chaiselongue vor der Truhe mit dem aufgebrochenen Deckel saß.
    Sie nahm ihr Handy von der Anrichte und ging hinaus auf die Terrasse. Als sie das Telefon aufklappte, sah sie, wie spät es war, zögerte jedoch nicht.
    Dave hob nach dem dritten Klingeln mit Besorgnis in der Stimme ab. So klang jemand, der wusste, dass man einen Anruf nach 22 Uhr annehmen sollte.
    »Du hast es mitgenommen. Du hast es einfach nicht ertragen, also hast du es mitgenommen, stimmt’s?«
    »Kate.«
    Keine Verwunderung oder Leugnung, nur eine knappe Begrüßung.
    »Du hattest nicht das Recht, es einfach mitzunehmen, Dave. Das ist nicht in Ordnung.«
    »Verrätst du mir, wovon du sprichst?« Er hatte seine weiche Aussprache aus dem Süden angeschaltet. Er war nicht empört oder abwehrend. Eher klang er amüsiert.
    »Du weißt, wovon ich spreche. Du bist in die Dachkammer hochgestiegen und hast das Tagebuch mitgenommen.«
    Dave schwieg am anderen Ende der Leitung.
    »Du hast es genommen, als du drinnen warst, um zu duschen.«
    Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit und sprach sehr langsam.
    »Lass mich das klarstellen. Dir fehlt also ein Buch, und du weißt nicht, wieso. Und du denkst automatisch an mich, und dann rufst du mich an, um mir zu sagen, dass ich kein Recht auf die Sachen meiner Frau habe. Obwohl sie für dich anscheinend nicht so von Bedeutung sind, als dass du sie im Auge behältst. Erst der Schlüssel und jetzt eins der Bücher. Ich würde sagen, das ist Grund genug, um dich als Treuhänderin zu entlassen, meine Liebe.«
    Sie spürte, wie ihre Wangen, ihre Ohren und die empfindliche Stelle an ihrem Hals glühten.
    »Also platzt du herein und übernimmst das Steuer. Mich würde nur interessieren, ob du schon geplant hast, es mitgehen zu lassen, bevor du hergekommen bist, oder ob dir die Idee erst beim Abendessen gekommen ist.«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus in der Erleichterung, endlich offen reden zu können.
    »War deine ganze kleine Rede darüber, dass ich dir mehr davon erzählen sollte, nur eine Show, weil du schon wusstest, dass du es mitnehmen würdest, wenn ich nicht zustimme? Oder warst du genervt und hast dann beschlossen, es mitzunehmen?«
    Der Charme aus dem Süden verschwand vollkommen.
    »Ich werde das nicht mit einer Antwort würdigen, Kate. Ich weiß, dass du eine besondere Freundin von Elizabeth warst, aber du machst es mir wirklich schwer, wenn du tatsächlich der Meinung bist, dass ich kein Recht auf die Bücher habe – wenn du glaubst, dass du mehr Anspruch auf sie hast als ich.«
    »Anspruch? Wer hat denn etwas von Ansprüchen gesagt? Gott, ich habe diese Verantwortung nie gewollt, und du tust die ganze Zeit so, als hätte ich dir irgendein Unrecht zugefügt, obwohl ich doch nur die Bitte deiner Frau erfülle. Und es macht mich total wahnsinnig, ich kann nicht mehr schlafen, weil ich die ganze Zeit versuche, mir klarzuwerden, was ich mit ihnen –«
    » Ich bin noch nicht fertig .« Daves

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