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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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Sinn, und dann fiel ihr auf, wie sie es mit der neuen Version von Elizabeth umschrieb. Wenn die Frauen aus der Spielgruppe bei Elizabeth zu Hause gewesen waren, wenn sie bei ihr zu Pizza eingeladen wurden und das Wohnzimmer in einem wilden Schlachtfeld hinterließen, hatte Elizabeth ihnen stets versichert, sie bräuchten nichts aufzuräumen. Sie hätte ihr eigenes System, und es würde sie nur eine Minute kosten, wenn sie es später machte. Jetzt konnte Kate sich Elizabeth vorstellen, wie sie erleichtert aufatmete, als sie gingen, und dann an ihren Entwürfen arbeitete, die sie bis zwei Uhr wach hielten. Und wie Elizabeth ihnen nie ein Wort davon erzählte, als würde ihre verzweifelte Suche nach etwas für sich ganz allein ihre Eignung als hingebungsvolle Mutter untergraben und sie von ihren Freundinnen abheben. Kate versuchte sich daran zu erinnern, wie oft sie Elizabeth gebeten hatte, auf die Kinder aufzupassen, als sie zeitweilig in der Restaurantberatung gearbeitet hatte. Sie hatte immer angenommen, dass sie sich genauso häufig dafür revanchiert hatte. Aber möglicherweise wollte sie es nur so sehen.
    Hatten sie Elizabeth ausgenutzt? Wie so vieles im Leben war diese Frage nicht so leicht zu beantworten. Elizabeth hatte nicht viel von sich aus gesagt, und Kate hatte nicht nachgefragt. Wie viel konnte jemand tatsächlich erkennen, wenn das Gegenüber so wenig von sich offenbarte? Elizabeth hatte sich einsam gefühlt und gedacht, sie wäre die Einzige, der es so ging. Sie hatte alles für etwas Besonderes gehalten, was sie mit niemandem teilen konnte, auch wenn es sich in Wahrheit nicht so verhielt.
    Michael gegenüber hatte sie sich jedoch geöffnet.
    Woran merkte man, dass man verstanden wurde?, fragte sich Kate. Woran erkannte man, ob dieses Verständnis nicht auch im Ehepartner schlummerte? Wenn sie nur diesen Michael ausfindig machen könnte, dann würde sie es erfahren.
    In Elizabeths Heimatstadt hatte es drei Highschools gegeben, und jede von ihnen hatte mehr als tausend Schüler in der Abschlussklasse gehabt. Drei Tage bevor sie die Insel verließen, verbrachte Kate den Abend mit Internetrecherchen. Sie klickte sich durch die Seiten der städtischen Bildungsausschüsse, durch Datenbanken, die Schulfreunde ausfindig machten, und Almuniseiten, für die auf den Websites geworben wurde.
    Am nächsten Tag rief sie in den Schulen an, und obwohl sie Kate mit Hinweis auf den Datenschutz der Alumni abwehrten, konnte sie die Klassenlisten relativ leicht online aufrufen. In Elizabeths Klasse hatte es sieben Michaels gegeben. Doch nur eine Claire. Bald hatte Kate sie ausfindig gemacht, Elizabeths engste Highschool-Freundin, nun verheiratet und wohnhaft in New Jersey.
    Claire nahm nach dem dritten Klingeln ab. Nachdem sie ein paar höfliche Floskeln und dann Beileidsbekundungen ausgetauscht hatten, kam Kate zum Grund ihres Anrufs. Ich versuche, den Typen zu finden, mit dem sie während der Highschool zusammen war , sagte sie. Michael .
    Verwirrtes Schweigen trat ein. Ein kleines Kind weinte im Hintergrund.
    Elizabeth war nie so richtig mit jemandem zusammen , sagte Claire, während sie versuchte, das aufgeregte Kind zu beruhigen. Dann überlegte sie noch einmal. Na ja, vielleicht ohne jemandem davon zu erzählen. Elizabeth war da ein bisschen eigen .

    Die Fliegengittertür gab ächzend nach, und Kate trat in die Bäckerei. Der Verkaufsraum war leer, keine Kunden, kein Max. In der Vitrine lagen die Reste des morgendlichen Angebots. Aus der Küche ertönte Gesang.
    »You fill up my se-e-e-nses …«
    Sie lugte durch den Vorhang. Max spülte mit dem Rücken zu ihr Töpfe. Aus der Anlage in der Ecke erklang leise die Musik, doch es war Max’ Stimme, eine Oktave höher als sonst, die den Raum erfüllte.
    Kate stellte ihren großen Pappkarton auf die Vitrine und ging durch den Vorhang. Sie stimmte mit schmachtender Stimme ein. »Coooome let me looooove you … you adorable maaan-chiiild.«
    Max wedelte mit einem eingeseiften Schneebesen über die Schulter in ihre Richtung und sang leise weiter.
    »John Denver ?« Kate wischte Seifenlauge von ihrem T-Shirt. »So was singst du, wenn du alleine bist? Du bist ein heimlicher John-Denver-Fan?«
    »Ich verheimliche rein gar nichts, und das weißt du«, entgegnete Max. »Ich kann mir gut vorstellen, was du unter der Dusche singst. Someone – left the cake out – in the rain …«
    »Donna Summer ist eine weit unterschätzte Künstlerin.«
    »Hm, ja. Ihrer Zeit Jahre

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