Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
Vom Netzwerk:
voraus.« Er griff zu schnell nach einem Messer im schäumenden Wasser und zuckte zusammen. »Ich dachte, wir treffen die Maklerin erst um zwei.« Er betrachtete seine Daumenkante.
    »Ich dachte mir, ich komme ein bisschen früher. Ich wollte dir die hier vorbeibringen.« Sie ging wieder durch den Vorhang in den Verkaufsraum und holte den flachen Pappkarton mit drei Topfpflanzen.
    »Etwas, um dein Haus besser in Szene zu setzen. Nicht dass es das nötig hätte.«
    »Ach, du bist ja lieb.«
    Max berührte die großen, flachen Blütenblätter der weißen Phalaenopsis so sanft wie die Wange eines Neugeborenen.
    »Orchideen finde ich wunderbar. Viel besser als Blumensträuße.«
    Kate nahm einen Muffin aus der Vitrine.
    »Und diese Maklerin, übernimmt sie auch die Vermittlung für ein neues Haus?«
    »Weiß nicht. Vielleicht wohn ich auch zur Miete. Im Herbst weiß ich Genaueres.«
    Max’ Haus war nicht luxuriös, aber nach seinem Geschmack gestaltet worden – mit Schwerpunkt auf der Küche, dem Esszimmer und der Bibliothek und wenig Raum für Großbildfernseher oder großes Kinderspielzeug, die Art von Zimmern, die heutzutage bei Immobilien am häufigsten gesucht wurden. Es würde ihm nicht leichtfallen, darauf zu verzichten oder es zu ersetzen.
    »Gibt es Neuigkeiten bei den Ermittlungen oder von deiner Bank?«
    Max machte eine wegwerfende Handbewegung. »Im Herbst, im Herbst«, wiederholte er mit der Betonung eines Dichters, der bei seiner Lesung zum Ende gelangt. »Im Herbst wird alles klarer sein.«
    Kate ließ sich auf den abgewetzten Holzstuhl neben der Kücheninsel fallen und sah Max beim Abwaschen zu. Die ganze Angelegenheit war so unschön. Sicher, William war exzentrisch gewesen, aber das hätte sie sich nie träumen lassen. Max wollte kaum darüber sprechen, und sie war sich nicht sicher, wie sehr sie in ihn dringen sollte. Sie beugte sich nach vorn, um die Spannung in ihren Oberschenkelmuskeln zu lösen.
    »Ich habe auch nichts dagegen, wenn der Herbst anfängt. Schule, Neuanfänge und das alles.«
    Max stellte Backbleche auf das Abtropfgestell.
    »Jetzt schon? Du zählst doch das ganze Jahr über die Tage bis zum Sommer.«
    Kate zuckte die Achseln.
    »Liest du noch die Bücher von deiner Freundin?«
    »Mehr oder weniger.«
    Kate streifte eine Sandale ab und stützte sich mit dem bloßen Fuß auf einer der Sprossen des Stuhls ab.
    »Es sind so viele. Ich kann nicht so recht nachvollziehen, wie man Papier so viel anvertrauen kann.«
    Max zog einen Spachtel aus dem Wasser und betrachtete ihn eingehend.
    »Es ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich führe ja auch Tagebuch.«
    Kate sah auf. »Tatsächlich? Das wusste ich gar nicht.«
    »Schon seit Jahren.«
    Max trug noch einen Stapel Muffinbleche zur Spüle. Kate sah zu, wie er eines davon spülte und angetrockneten Teig vom Rand scheuerte.
    »Warum? Wenn ich das fragen darf«, sagte sie.
    Er hielt im Schrubben inne.
    »Hast du irgendetwas mit ihnen vor? Oder schreibst du einfach gern?«
    Er sah über die Schulter zu ihr.
    »Es geht nicht darum, gern zu schreiben. Ich muss es einfach tun. Es ist wie ein Ventil, das mir dabei hilft, mir über vieles klarzuwerden. Ich muss dabei nicht über die Gefühle oder Urteile anderer nachdenken. Es ist der einzige Ort, an dem ich wirklich sagen kann, was ich denke.«
    »Warum rufst du nicht einfach einen Freund an?«
    Er lächelte sie bitter an, als hätte sie nicht verstanden, worum es eigentlich ging.
    »›Das ungeprüfte Leben‹ und so, du weißt schon, Sokrates, meine Liebe.«
    Sie schwiegen, während Max das Wasser ablaufen ließ.
    »Und außerdem, wer will das schon alles hören? Sei ehrlich!«
    Kate sah ihm zu, wie er die Küchengeräte vom Abtropfgestell nahm und wegräumte.
    Ihr kam der Gedanke, dass in den meisten Beziehungen ständig zwei verschiedene Unterhaltungsstränge parallel abliefen: das, was die Menschen tatsächlich über ihr Leben mitteilten, und das, was sie nicht zur Sprache brachten, aber in Gedanken mit sich herumtrugen. Letztendlich habe ich doch immer wieder dasselbe Gefühl, wenn es darum ging, sich anderen anzuvertrauen. Das Gegenüber hat nur selten etwas Hilfreiches anzubieten, und in der Regel fühlt man sich danach nicht besser .
    Max’ Fazit hätte ebenso gut von Elizabeth kommen können. Wer will das schon alles hören? , hatte er gesagt.
    Kate war nicht sicher, ob sie ihm jemals zu verstehen gegeben hatte, dass sie für ihn auf diese Weise da war. Doch war es ihr bisher auch nicht in

Weitere Kostenlose Bücher