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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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konnten sie sogar hier auf der Insel wohnen, das ganze Jahr über. Kate saß mit dem Laptop auf den Knien auf der Sofakante und rieb sich gedankenverloren über die warm werdende Stelle am Hals.
    Wie hätte Elizabeth darauf reagiert, dass die Welt so verrückt geworden war? Heutzutage musste eine Mutter ihre Antennen jederzeit überallhin ausgerichtet haben. Die Leute, mit denen die Kinder in Berührung kamen, die Menschen, denen man die Tür öffnete. Die Pestizide und Wachstumshormone, die Rückrufe vergifteter Nahrungsmittel, die chemischen Substanzen und Giftstoffe in Gebrauchsgegenständen. Kate glaubte nicht an Schicksal, wünschte sich aber immer wieder, dass sie es könnte. Wie viel einfacher war es, sich auf das Karma zu verlassen, mit den Achseln zu zucken und daran zu glauben, dass vieles vorherbestimmt war, darauf zu vertrauen, dass das, woran wir uns klammern oder dem wir uns so verzweifelt widersetzen, zu einem großen unbekannten Plan gehört. Die ständige Aufmerksamkeit war erschöpfend. Wenn man zu viel darüber nachdachte, war sie geradezu lähmend.
    Lähmend. Den Ausdruck hatte Kate schon einmal irgendwo gehört.
    Sie stellte den Laptop weg und stieg in die Dachkammer. Sie sah durch die Tagebücher aus Elizabeths Zeit in Florenz, dann aus der Zeit, als sie sich um ihre Mutter kümmerte. Kate fand die Passage aus den Jahren in Manhattan an dem Abend nach dem Angriff auf die Central-Park-Läuferin.
Wie oft im Leben kommt es zu einem Beinahezusammenstoß? Jeder Tag besteht aus diesen winzigen Entscheidungen mit 57 000 sich verzweigenden Auswirkungen. Du nimmst eine andere U-Bahn als sonst und streifst einen Fremden, der eine Hirnhautentzündung hat, oder du hast Augenkontakt mit jemandem, in den du dich verliebst. Oder man kauft einen Lottoschein in der einen Woche woanders als sonst und kassiert total ab, oder man verpasst den Zug, der dann entgleist. Alles ist so beschissen willkürlich. Jeder Schritt hat Konsequenzen, die Leben oder Tod oder Liebe oder Bankrott bedeuten oder was weiß ich. Wenn man darüber nachdenkt, kann einen das wirklich lähmen. Aber man muss sein Leben leben. Was gibt es für Alternativen?
    Elizabeth war zäher gewesen als sie. Das war letztendlich die Wahrheit. Kate ließ sich von möglichen Gefahren vollkommen aus der Fassung bringen – Bombendrohungen, eine sich unter dem Vieh auf der anderen Seite des Ozeans ausbreitende Krankheit –, wohingegen Elizabeth systematisch die Erwartungen, die an sie gestellt wurden, erfüllt und dadurch Rückschläge und Ängste überwunden hatte. Von außen betrachtet mochte Kate die Unverfrorene sein, doch Elizabeth war robuster gewesen. Was auch geschah, sie hatte immer irgendwie weitergemacht.
    Sie ging zurück in die Küche, klappte den Laptop mit den Bildern von Eltern und Kindern in Luftschutzmasken zu und griff zu ihrem Handy. Nach dem zweiten Klingeln nahm eine Empfangsdame ab.
    »Aura Institut. Es ist ein wunderschöner Tag in Joshua Tree. Wie können wir Ihnen helfen?«
    Kate war überrascht, eine reale Person zu hören, und zögerte. Einen Moment lang schwieg sie und überlegte, welche Hilfe genau sie von ihnen erwartete.
    »Könnte ich bitte mit Michael sprechen?«
    »Darf ich fragen, wer spricht?«
    »Mein Name ist Kate Spenser. Michael kannte eine Freundin von mir, Elizabeth Martin, die letztes Jahr nach Joshua Tree fahren sollte. Ich muss mit ihm über sie reden.«
    Es konnte nicht schaden, das anzunehmen. Wenn sie falschlag, würden sie schlimmstenfalls nicht zurückrufen.
    »Ich verstehe. Leider geben wir aber grundsätzlich keine Informationen über Kunden weiter.«
    »Es ist nur so, sie war … Sie ist verstorben, und ich arbeite für die Familie…«, hier legte Kate eine Pause ein, weil sie keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie ihre Argumentation lenken sollte. »… um ihre Angelegenheiten abzuschließen.«
    »Das verstehe ich, und ich kann es gut nachvollziehen. Mein herzliches Mitgefühl«, entgegnete die Frau. Kate konnte sich das Mantra für die Angestellten vorstellen. Nehmen Sie die Situation wahr. Hören Sie sich den Konflikt an. Bestätigen Sie die Trauer .
    »Er ist leider nicht zu sprechen. Kann einer unserer spirituellen Betreuer Sie zurückrufen?«
    Kate gab ihr ihren Namen und ihre Telefonnummer, wusste aber, dass sie nicht wieder von ihnen hören würde. Kultfreaks, dachte sie noch und legte auf.

    Nur selten herrschten am Strand mitten in der Saison ideale Bedingungen. Normalerweise war es zu

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