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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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auf dem Bett, während ich schreibe. Sie schmiegt sich zwischen meinen linken Arm und meine Hüfte, ein schmächtiges kleines Mädchen, aber ein Mädchen in jeder Hinsicht: Sie hat lange Wimpern und einen runden Mund, zum Glück Daves volle Lippen und nicht meinen schmalen Strich.
Ich dachte wirklich, ich würde wieder einen Jungen bekommen. Ich bin ja kein euphorischer Typ, aber ich bin ganz benommen von all den Möglichkeiten, all dem Mutter-/Tochtertum, um das ich andere immer so beneidet habe. Das meißele ich hier in Stein: Ich schwöre, dass meine Kinder sich immer bedingungslos geliebt fühlen werden und dass unser Haus ein Ort der Freude und Behaglichkeit sein wird.
    Kate legte das Buch beiseite und verließ die Dachkammer. Sie ging hinaus auf den Rasen. Die Verandalichter waren nicht angeschaltet, und Dunkelheit hüllte sie ein. Sie blickte in den klaren Nachthimmel, in dem Tausende von Sternen ein funkelndes Lichtermeer schufen. Sie fragte sich, ob Elizabeth zum Himmel geschaut und an ihre Schwester gedacht hatte. Sie wusste nicht einmal, ob Elizabeth an Gott geglaubt hatte.
    Kate setzte sich ins Gras und legte sich dann auf den Rücken, so wie sie es als Kind getan hatte. Sie dachte an das Mädchen, das auf dem Bild in der Küche der Martins ein Eis aß. All die Jahre hatte sie das Bild angesehen und keine Ahnung gehabt, was es darstellte. Nun würde es immer dafür stehen, was Elizabeth niemandem anvertraut hatte, und für ihre Angst vor Kates Urteil. Kate fragte sich, was wohl in Dave vorgegangen war, als er erfahren hatte, dass seine Frau eine Schwester gehabt hatte. Ob ihm all die Situationen durch den Kopf gingen, in denen sie es ihm nicht erzählt hatte? Wenn in einem Gespräch von seiner Schwester die Rede war oder wenn Elizabeth nicht näher darauf einging, dass sie ein Einzelkind war. Vielleicht hatte er sich gefragt, und das womöglich nicht zum ersten Mal, ob er Elizabeth überhaupt wirklich kannte.
    Kate hatte Chris nur ein einziges Mal etwas absichtlich vorenthalten. Kurz nachdem sie geheiratet hatten, wurde ein neuer Chefkoch bei ihr im Restaurant eingestellt; ein Mann, bei dem sie während ihrer Ausbildung ein Praktikum absolviert hatte und mit dem sie eine kurze Beziehung eingegangen war. Guy Giradeaux war der begabteste Koch, mit dem sie je zusammengearbeitet hatte; und er war überheblich. Seine Unfähigkeit, einen Fehler zuzugeben, war genauso bemerkenswert wie die Tatsache, dass niemand in der Lage war, sich überhaupt daran zu erinnern, dass er je einen begangen hatte. Kate wollte Chris nicht erzählen, dass sie mal etwas mit dem Mann gehabt hatte, der gerade ihr neuer Chef geworden war und mit dem sie nun täglich bis spät in die Nacht zu tun haben würde. Es war flüchtig und unbedeutend gewesen, und wenn Chris davon wüsste, würde das nur zu Spannungen in ihrer jungen Ehe führen.
    Eines Abends im Restaurant war Kate die Letzte in der Küche, sie räumte noch das Mehl auf und kämpfte gerade mit einem zentnerschweren Sack, als Guy die Treppe von seinem Büro im ersten Stock herunterkam. Wortlos kam er zu ihr und half ihr. Sie bemühte sich, Small Talk zu machen, doch er grinste nur und sagte nichts, stand bloß dicht neben ihr und half ihr bei einer Aufgabe, die so weit unter seinem Niveau war, dass es schon beinahe ungehörig schien. Sein Schweigen war zweideutig und lächerlich. Dann verschüttete er zu schnell zu viel Mehl, und weiße Mehlschwaden stiegen aus dem Behälter auf und überzogen seine Augenbrauen und seine schwarzen Haare über der Stirn mit einer weißen Schicht. Kate lachte, und er drehte sich zu ihr um und musterte sie von oben bis unten mit seinen dunklen, eisblauen Augen. Es war ihm egal, dass sie mittlerweile verheiratet war. Er stand so nah vor ihr, dass sie die ergrauenden dunklen Bartstoppeln an seinem Kinn sah. Er beugte sich vor. Sie trat einen Schritt zurück, versuchte, dabei aber amüsiert zu wirken, als wollte sie ihm das Mehl von der Jacke klopfen. Dann nahm sie ihre Sachen und ging. Sein mattes Lächeln verwandelte sich in ein spöttisches Grinsen, als ihm klarwurde, dass sie sich nicht von ihm beeindrucken ließ, weder von seinen Augen noch seiner Macht fasziniert war. Er stolzierte zurück in sein Büro und schüttelte sich das Mehl aus dem Haar.
    Nach diesem Abend sank Kates Status in der Küche. Aufgeregt und zornbebend berichtete sie Chris schließlich davon und von ihrer vergangenen Beziehung. Er sah sie an, als hätte sie ihm gesagt, dass

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