Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)
Weile hörte ich überhaupt nichts, was ich als schlechtes Zeichen wertete, bis hinter mir etwas zu Boden fiel.
»Hau doch mal richtig drauf«, forderte Gunnar, »du spielst ja wie eine alte Oma!«
Er lachte, und als auch Jutta anfing zu lachen, hätte ich den Schläger am liebsten in die Ecke geschleudert. So etwas musste ich mir von Gunnar nicht bieten lassen.
Langsam begann ich zu durchschauen, warum Gunnar an Juttas Begleitung so interessiert war. Er wollte mich vor ihr lächerlich machen, da er genau wusste, dass ich dem Spiel nicht gewachsen war. Am meisten bedrückte mich aber, dass Jutta von seinem Plan nicht die geringste Ahnung zu haben schien.
Ich setzte meine Brille wieder auf. Wenigstens ein einziges Mal wollte ich beweisen, dass ich auch anders konnte als eine Oma. Es ging jetzt eigentlich nur noch darum, die alte Frau in mir zu besiegen.
Ich stand breitbeinig da, machte ein derart entschlossenes Gesicht, wie ich es seit Jahren nicht mehr von mir gekannt hatte, umfasste den Schläger fest und holte den letzten Ball aus der Hosentasche. Dabei stellte ich mir vor, wie Millionen Zuschauer angespannt vor ihren Bildschirmen saßen und darauf warteten, dass ich den entscheidenden, letzten Schlag tat. »Wird er nach drei Stunden noch die Kraft dazu haben, Gunnar Fahrenkamp ins Aus zu schlagen?«
Ich hob den Schläger – Millionen Menschen folgten atemlos meinen Bewegungen – , ließ die Hand mit dem Ball mehrmals hin- und herschwingen und blickte starr gegen die Wand. Ich wartete, bis die Spannung ins Unerträgliche stieg, warf dann blitzschnell, auch für mich überraschend, den Ball steil nach oben, drehte den Arm zurück, sah den herabstürzenden Ball, kippte die Hand nach hinten und schlug mit einer halben Kehrtwende zu. Der Ball schoss gegen die linke Wand, prallte hart ab und traf Gunnar, der sich gerade wegducken wollte, am Kopf.
»Das ist heute nicht mein Tag«, bemerkte ich schulterzuckend und wandte mich lächelnd zu Jutta, die mich betroffen anblickte.
»Dann machen wir einfach ein anderes Mal weiter«, erklärte Gunnar das Spiel plötzlich für beendet. Offenbar hatte er den Treffer nicht persönlich genommen.
Während wir gemeinsam zurück in den Umkleideraum gingen, bemerkte ich auf dem benachbarten Platz erstaunt zwei Männer, die in Rollstühlen saßen und Squash spielten.
»Mach dir nichts draus, ist mir auch schon passiert«, sagte Gunnar und klopfte mir auf die Schulter, als wäre ich ein Pferd, das sich zwar angestrengt, aber kein einziges Hindernis fehlerfrei übersprungen hatte.
Als ich meine Sachen aus dem Spind holte, fragte Gunnar, ob ich nicht erst noch duschen gehen wolle. Er blickte mich ernst an. Vielleicht wollte er mir ja etwas Wichtiges mitteilen. Und weil ich immer gleich weich wurde, wenn man mich ernst ansah, gab ich widerwillig nach.
Unter der Dusche fühlte ich mich wie auf einer Militärparade, bei der gezeigt wurde, was man alles zu bieten hatte. Schon ein flüchtiger Blick auf Gunnars Körper machte mir unmissverständlich deutlich, dass sein Material meines bei weitem übertraf. Alles an ihm war groß, hart und lang. Selbst seine Füße wirkten irgendwie überlegen, sodass ich nicht anders konnte, als sie zu bewundern. Neben mir stand die Weltmacht, dagegen war ich eher die Schweiz, auf deren sonnigen Almen verschreckte Gebirgsjäger hinter Büschen lauerten.
Nach fünf Minuten merkte ich, dass Gunnar keineswegs plante, mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Die ganze Zeit sprach er kein einziges Wort. Er seifte sich hemmungslos ein, fuhr sich schamlos zwischen die Beine und unter die Achseln, während ich relativ unbeweglich unter dem Duschkopf stand und das Wasser über mich rauschen ließ.
Auf einmal spürte ich das Bedürfnis, etwas zu sagen. Ich konnte nicht länger einfach nur dastehen, zumal ich nicht wusste, ob sich das Duschen noch weiter hinzog.
»Müsst ihr eigentlich öfter zusammen essen gehen, geschäftlich meine ich?«
Gunnar matschte zum wiederholten Mal an seinem Geschlecht. Es war ein volles, sattes Geräusch, das mir bis heute bei meinen heimlichen Versuchen selbst mit viel Schaum nicht nachzumachen gelang.
»Was? Ach so, ja natürlich.« Er sah mich gedankenverloren an.
»Mit gutem Essen kriegt man Frauen ja am leichtesten rum«, hörte ich mich zu meinem Entsetzen sagen. Doch Gunnar schien meine kleine Spitze nicht bemerkt zu haben. Er war so robust, dass alle Feinheiten an ihm abprallten.
»Mittags gehen wir hin und wieder in ein
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