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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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gesagt hatte, und war dann sofort sprachlos.
    Nach fünf Minuten fiel mir mein Haupttrumpf, das gestrichene Abendessen, wieder ein. Ich war erstaunt, dass sie bis dahin kein Wort darüber verloren hatte. Aber sie war vermutlich nur zu müde und wollte sich erst noch ein wenig ausruhen, ehe sie danach fragte.
    Ich wartete den passenden Moment ab. Ich wollte ihr mitten ins Gesicht sagen, dass das Abendessen heute und morgen, vielleicht auch die nächsten Tage oder sogar dauerhaft nicht mehr von mir zubereitet werden würde, bis sich so einiges in unserer Beziehung geklärt hatte. Dosen stünden im Vorratsschrank.
    In diesem Augenblick – ich wollte gerade Luft holen – drehte sie sich zu mir.
    »Du brauchst heute übrigens kein Essen zu machen, ich habe schon gegessen.«
    »Und Essen gibt’s heute übrigens nicht!«, rief ich hektisch hinterher, um zu retten, was noch zu retten war. Viel war das allerdings nicht. Eigentlich war so gut wie gar nichts zu retten gewesen, denn Jutta stand nun völlig unbeeindruckt von meiner leicht verspäteten, dafür aber umso heftiger vorgetragenen Ankündigung auf und verabschiedete sich ins Schlafzimmer.
    Ich saß noch bis Mitternacht mit glasigem Blick vor dem Fernseher und dachte darüber nach, ob ich Jutta überhaupt noch davon überzeugen konnte, dass ich ein richtiger Mann war. Ein Mann wie Gunnar Fahrenkamp.

11
    Unterdessen arbeitete ich weiter an der Piratensache. Mein Plan sah vor, die Schokoladentaler hinter einer Säule des Konzerthauses am Gendarmenmarkt zu verstecken. Und das tat ich dann auch.
    Ich fuhr in die Stadtmitte, stieg die große Freitreppe hinauf und deponierte den Schatz an der äußersten linken Säule.
    Zu Hause wartete ich auf ein Zeichen von Zoe. Ich lief im Haus auf und ab. Erst im Wohnzimmer, dann im Esszimmer und schließlich in der Küche. Als ich die unteren Räume durchhatte, nahm ich mir das obere Stockwerk vor. Zwischendurch sah ich immer wieder aus dem Fenster, ob sich auf ihrem Balkon irgendetwas tat, und ging zum Briefkasten, ob sie mir eine Nachricht hinterlassen hatte. Doch je öfter ich aus dem Fenster sah und im Briefkasten nachschaute, desto unruhiger wurde ich. Bald befürchtete ich, dass sie die Schatzkarte nicht gefunden hatte. Oder jemand anders hatte sich ihrer bemächtigt und war damit bereits auf dem Weg zum Gendarmenmarkt. Womöglich brachte sie die Karte gar nicht mit mir in Verbindung.
    Weil ich alle Zimmer im Haus komplett abgelaufen hatte und bereits anfing zu schwitzen – bei dieser Gelegenheit merkte ich erst, was für ein Luxus es war, beim Ablaufen aller Zimmer überhaupt ins Schwitzen geraten zu können – , beschloss ich, in den Keller zu gehen. Bislang hatte ich unseren Keller nur ein einziges Mal betreten, und zwar bei meinem Einzug ins Haus, als ich einige Sachen, die ich nicht mehr brauchte, aber aufbewahren wollte, dort abgestellt hatte. Seitdem versuchte ich weitere Kellergänge zu vermeiden, da mir immer etwas unheimlich zumute war, wenn ich mich unterhalb der Erdoberfläche bewegte. Obwohl ich nicht an Geister glaubte, konnte ich ihre Existenz auch nicht völlig ausschließen. Aus demselben Grund war ich nie mit einer Geisterbahn gefahren und lehnte auch den Besuch von Gruselkabinetten ab. Mich erschreckten schon ungewohnte Geräusche in der Heizung. Vor vielen Jahren musste ich meine damalige Freundin auf einen Jahrmarkt begleiten. Ich hatte nie verstanden, was die Leute in Scharen auf solche Märkte trieb. Karussells und Achterbahnen kamen mir wie kindische Vergnügungen vor, denen ich keinerlei Reize abgewinnen konnte. Wozu sollte es gut sein, kopfüber durch die Luft zu wirbeln oder in haarsträubendem Tempo über fragwürdige Stahlkonstruktionen zu rasen? Während ich mich beharrlich weigerte, in enge Zweisitzer zu steigen oder mit der Geisterbahn zu fahren, sank die Stimmung zwischen uns auf einen Tiefpunkt. Als ich endlich doch nachgab und ihr anbot, mit Bällen auf Dosen zu werfen, sagte sie mir ohne zu zögern ins Gesicht, dass sie keine Lust habe, mit einem Waschlappen befreundet zu sein, und ging prompt in die andere Richtung davon. Ich warf dann noch einige Bälle und gewann einen fast lebensgroßen Braunbären, der jahrelang in meiner Wohnung verstaubte.
    Jutta hatte ich nie etwas von meinen Ängsten erzählt. Obwohl es hieß, dass Ehrlichkeit das beste Mittel für eine langjährige Ehe war, hielt ich es in Anbetracht des Umfangs meiner Ängste für ratsam, ihr lediglich eine Auswahl kleiner und

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