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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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Küche auf die Terrasse trat und anfing meine Kakteensammlung zu gießen.
    Helga sah mich bestürzt an. Mit meiner Frau hatte sie offensichtlich nicht gerechnet.
    »Lass nur«, meinte ich erstaunlich ruhig, »wir trinken hier weiter gemütlich unseren Kaffee.« Obwohl ich laut genug gesprochen hatte, wässerte Jutta unverdrossen weiter die Kakteen, als hätte sie mich überhaupt nicht gehört. Mir war sofort klar, dass meine Frau nichts anderes vorhatte, als unser nettes Beisammensein zu stören. Warum hätte sie sonst die Trockenheit liebenden Sukkulenten ausgewählt, wo sie doch genau wusste, wie sehr mein Herz an diesen genügsamen und langsam wachsenden Pflanzen hing. Sie wollte mich provozieren. Sie wollte, dass ich aufsprang und ihr wütend die Gießkanne entriss. Doch obwohl es mich schmerzte, mit ansehen zu müssen, wie die Kakteen von einer Überdosis Wasser regelrecht ertränkt wurden, blieb ich sitzen und ließ die Aktion meiner Frau ins Leere laufen.
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass deine Frau da ist?«, flüsterte mir Helga über den Tisch zu.
    Ich hob die Schultern. »Ich kann ja auch mal eigene Gäste empfangen«, antwortete ich in der gleichen Lautstärke wie eben und nahm mir ein weiteres Stück Kuchen.
    »Vielleicht sollte ich ihr Guten Tag sagen«, flüsterte Helga zunehmend nervöser.
    Nachdem Jutta die Kakteen unter Wasser gesetzt hatte, füllte sie die Gießkanne wieder auf und wandte sich den ebenfalls genügsamen anatolischen Nelken zu. Ich war verblüfft, mit welcher Treffsicherheit sie sich ausgerechnet dieser Pflanzen annahm. Hatte sie bei meinen regelmäßigen Vorträgen über die Flora unseres Gartens doch mehr mitbekommen, als ich geahnt hatte?
    »Ich meine«, sagte Helga so leise, dass selbst ich Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen, »wir können hier doch nicht einfach so sitzen bleiben.«
    »Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen, deshalb bleiben wir hier einfach so sitzen.«
    »Frau Drux hat ganz recht«, schaltete sich Jutta auf einmal in die Besprechung ein, »du hättest deiner Bekannten ruhig sagen können, dass ich zu Hause bin.«
    »Was haben wir denn Wichtiges zu besprechen?«, wollte Helga, immer noch flüsternd, von mir wissen.
    »Ach, das weiß er doch selber nicht«, winkte Jutta ab. Sie stand auf den Bodendeckern, was ihr jedoch völlig egal zu sein schien.
    »Woher wollen Sie das denn so genau wissen?«, wandte sich Helga nun direkt an meine Frau.
    Jutta trampelte über den Hauswurz und blieb beunruhigend dicht neben der Fetthenne stehen.
    Ich klammerte mich indes an die Stuhllehne und sah erschrocken zu Helga.
    »Dass Sie auf der Seite meines Mannes stehen, war mir ja längst klar!«
    »Was soll das denn heißen?«, begann sich nun auch Helga zu erregen.
    »Sie kommen doch dauernd zu uns und drängen ihm Ihren Kuchen auf. Sehen Sie sich ihn doch mal an. Er wird immer dicker!«
    Beide sahen gleichzeitig zu mir. Ich hielt es jedoch für angeraten, mich in diese Diskussion nicht einzumischen.
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass ich ihm irgendetwas aufdränge«, sagte Helga beleidigt. »Außerdem bin ich hier ja wohl die Einzige, die Ihrem Mann mal etwas backt.«
    »So, jetzt soll ich ihm auch noch Kuchen backen. Ich habe ja sonst nichts zu tun!«
    Jutta redete sich langsam in Rage. Ich hatte sie selten wütend erlebt, eigentlich sogar nie. Während ich öfter mal die Fassung verlor und türenschlagend das Zimmer verließ, wenn ich merkte, dass mir die Argumente ausgingen, war Jutta meist die Ruhe selbst.
    »Eben«, erwiderte Helga, »Sie haben einfach zu wenig Zeit für Ihren Mann.«
    »Irgendwer muss ja wohl das Geld verdienen. Oder glauben Sie, das bezahlt sich hier alles von selbst?« Sie machte eine ausholende Armbewegung und trat dabei auf die Fetthenne.
    »Ihre Karriere scheint Ihnen jedenfalls wichtiger zu sein als Ihr Privatleben.«
    Ich versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. Endlich sprach mal jemand aus, was ich mich nie getraut hatte zu sagen.
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Zu Hause bleiben und die Blumen gießen?«
    Ich zuckte zusammen. Das wollte ich mir lieber nicht vorstellen. Im Grunde hatte ich gar nichts dagegen, wenn Jutta zur Arbeit ging und ich mich in Ruhe meinen Hobbys widmen konnte. An dieser Arbeitsteilung durfte in keinem Fall gerüttelt werden.
    »Es würde vielleicht schon genügen«, sagte Helga, »wenn er von Ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit bekäme.«
    »Mehr Aufmerksamkeit? Ich höre ihm doch jeden Abend zu, wenn

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