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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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Packung Gummibären überreicht und mich noch einmal nach dem genauen Wortlaut von Gunnars Bemerkung erkundigt hatte, beschloss ich, Maßnahmen zu ergreifen.
    Ich rief Helga an und fragte sie, ob sie am Wochenende Lust auf ein gemeinsames Kaffeekränzchen hätte, ich würde dieses Mal auch den Kuchen stellen.
    »Und warum ausgerechnet Samstag?«, fragte sie. Natürlich erzählte ich ihr nichts vom Hintergrund für die Einladung. Ja, ich erwähnte nicht einmal, dass Jutta zuhause sein würde. Und natürlich informierte ich auch meine Frau nicht, dass ich, statt wie üblich mit ihr einkaufen zu gehen, mit unserer Nachbarin bei Kaffee und Kuchen ein wenig plaudern würde.
    Um die Einladung bis zur letzten Minute vor Jutta geheim zu halten, backte ich den Käsekuchen schon einen Tag vorher und stellte ihn abgedeckt in die Kammer, wo es immer schön kühl war.
    Erst Samstagmittag, als ich begann den Tisch für zwei Personen auf der Terrasse zu decken, wurde sie aufmerksam.
    »Ich denke, wir wollen einkaufen gehen«, bemerkte sie leicht irritiert.
    »Ich bekomme Besuch«, sagte ich nur und ließ mich bei meinen Vorbereitungen nicht weiter stören.
    Als ich zum Abschluss eine Vase mit gelben Rosen in die Tischmitte stellte, war sie so weit, mich nach dem Namen meines außerplanmäßigen Gastes zu fragen.
    »Und warum ausgerechnet Samstag?«, fragte auch Jutta, bemüht, ihren Schock nicht allzu deutlich werden zu lassen, nachdem ich ihr mitgeteilt hatte, dass ich Helga Drux jeden Augenblick auf der Terrasse erwartete. Heimlich freute ich mich über die Verwirrung, in die ich gleich zwei Frauen gestürzt hatte.
    »Warum denn nicht?«, fragte ich mit gespieltem Erstaunen zurück.
    »Weil wir samstags immer einkaufen gehen!«
    »Dann gehst du heute eben mal allein einkaufen«, sagte ich, selbst verblüfft über meine ungewöhnlich klaren Worte.
    »Du hättest mir zumindest sagen können, dass du Besuch bekommst.«
    »Du sagst mir doch auch nicht alles«, erwiderte ich, worauf bei Jutta sofort die Alarmglocken schrillten. Bereits leichte Kritik an ihrem Beruf wertete sie als Angriff auf ihre Persönlichkeitsrechte.
    »Was soll das denn nun wieder?« Sie baute sich vor mir auf, dass ich befürchtete, im nächsten Schritt könnte sie die Tischdecke herunterreißen.
    »Gunnar sage ich nur«, sagte ich und ließ mich krachend auf den Stuhl fallen.
    Sie fixierte mich einen Moment. »Ach so, ich verstehe, das war neulich also keine zufällige Begegnung. Spionierst du uns etwa aus?«
    Ich schwieg und begann den Kuchen in gleich große Stücke zu schneiden. Je länger das Schweigen andauerte, desto kleiner wurden die Stücke, bis sie nur noch die Breite meines Daumens hatten.
    »Wir haben einen Schatz gesucht«, sagte ich schließlich, nachdem es nichts mehr zu zerkleinern gab, »und der befand sich hinter einer Säule des Konzerthauses.«
    »Ihr habt einen Schatz gesucht, so, so. Und wer ist wir?«
    »Zoe und ich«, kam es prompt. »Zoe wohnt gleich gegenüber in diesem hässlichen Kasten.«
    »Und was habt ihr so gefunden?«, fragte Jutta.
    »Zehn Goldtaler!«, fuhr ich begeistert fort.
    »Na, das ist ja wirklich beeindruckend«, meinte sie, ohne die Miene zu verziehen. Ich verstand erst einige Sekunden später, dass sie keineswegs beeindruckt war.
    »Für andere Herausforderungen bin ich ja wohl nicht zu gebrauchen«, sagte ich beleidigt.
    Sie blickte mich streng an. »Du hast es ja noch nicht mal richtig probiert!«
    Ich überlegte, ob sie mir damit indirekt etwas sagen wollte. Hielt sie mich für fähig, auch größere Aufgaben zu bewältigen? Allerdings hatten mir meine bisherigen Aufgaben im Haus eigentlich immer gereicht.
    »Man muss klein anfangen«, bemerkte ich und sah auf den Kuchen.
    »Man kann die Latte aber auch gleich höher hängen«, sagte sie.
    »So wie Gunnar?«, fragte ich spöttisch zurück.
    Jutta verdrehte die Augen. »Ich bin mit Gunnar rein beruflich Mittagessen gegangen, das gehört eben auch zu meinem Job.«
    »Aha«, machte ich. Es schien mir sinnvoll, den Inhalt des belauschten Gespräches nicht zu erwähnen, um sie nicht noch mehr zu erzürnen.
    »Und ich treffe mich eben privat mit Helga«, fuhr ich uneinsichtig fort.
    »Das ist ja wohl etwas ganz anderes«, erklärte Jutta.
    Es wäre etwas anderes gewesen, wenn ihr Treffen mit Gunnar tatsächlich berufliche Gründe gehabt hätte. Nach Einschätzung der Sachlage musste ich jedoch davon ausgehen, dass hier Berufliches und Privates unentwirrbar ineinander

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