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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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warum er dauernd griechisch essen musste, während er doch viel lieber spanisch aß oder auch gerne mal zu Hause ein zünftiges Abendbrot, das Frau Linzbichler ihm jedoch verwehrte? Hatte ihn seine Frau nur geheiratet, weil er ein aufstrebender junger Mann war, der ihr ein sorgloses Leben in angenehmen finanziellen Verhältnissen bescherte? Hatte sie ihn womöglich sogar zum Jurastudium gedrängt, obwohl er im Grunde lieber Tierarzt auf dem Land geworden wäre? All das ging Sören Linzbichler gerade durch den Kopf, und ich konnte sehen, wie er von Minute zu Minute unruhiger wurde und auf seinem Platz hin- und herrutschte, als wollte er am liebsten aufspringen und nach draußen laufen.
    Auf einmal legte er seine Serviette beiseite und erhob sich. »Ich muss mal kurz austreten«, entschuldigte er sich.
    »Ich komme mit!«, rief ich prompt, wunderte mich jedoch einen Moment, da mir paarweise Toilettengänge bisher nur von Frauen bekannt waren.
    Im WC stellte ich mich direkt neben Sören an die Schüssel und musste automatisch auf seinen Penis starren, was mir sofort peinlich war. Die gegenseitige Beschau männlicher Geschlechtsteile saß offenbar tief in uns drin, und ich fragte mich, ob ich dies bereits als hoffungsvolles Zeichen für meine weitere Entwicklung zu einem richtigen Mann werten sollte.
    »Du darfst als Mann, und auch sonst, keine Angst vor Frauen zeigen«, erklärte ich Sören, nachdem ich meine Besichtigung abgeschlossen hatte. »Die merken nämlich gleich, wenn jemand, also Männer, Angst vor ihnen haben. Im Grunde ist das wie bei Hunden.« Ich überlegte kurz, ob Hunde hier das richtige Beispiel waren. Aber zur Aufklärung ihrer Kinder nahmen Eltern ja auch gerne Bienen zur Hilfe. »Wenn Hunde merken, dass du Angst hast – und sie merken es, darauf kannst du dich verlassen – , dann schnappen sie sofort zu. Wie die Frauen, die schnappen auch zu, im übertragenen Sinn natürlich.«
    Erst jetzt merkte ich, dass ich eigentlich gar nicht musste. Jedenfalls sah es gegenwärtig so aus, als wäre mein Gang zur Toilette vollkommen unbegründet. Während auf Sörens Seite ein leichtes, wiewohl nicht dringliches Plätschern zu hören war, herrschte bei mir totale Stille. Es gab kaum etwas Absurderes als ein zwecklos über die Schüssel gehaltenes Glied.
    »Ich verstehe natürlich«, fuhr ich rasch fort, »dass man sich am Anfang einer Ehe noch vieles gefallen lässt. Man liebt sich, man möchte dem anderen Gutes tun, aber dann … « Ich machte eine rhetorische Pause, um die Spannung zu steigern. »Aber dann haben sie dich längst in der Falle. Du bist ihnen hilflos ausgeliefert und machst alles, damit sie dir nicht weglaufen. Und ich weiß, wovon ich spreche!«
    Sören stand die ganze Zeit reglos vor der Schüssel und starrte die Wand an. Anscheinend erkannte er jetzt, in welche Falle er geraten war.
    »Irgendwann merkst du dann«, sagte ich zunehmend erregter, »dass dich deine Frau nicht mehr respektiert, dass du kein Mann mehr bist, sondern nur noch ein Dings, ein Mensch. Du bist in ihren Augen praktisch nur noch ein Mensch. Und das ist natürlich zu wenig, oder? Ich meine, man kann ja nicht nur ein Mensch sein, wo kämen wir denn da hin?« Ich starrte ebenfalls gegen die Wand. »Von Natur aus, also von der Biologie, sind wir doch nicht Menschen, sondern Männer, also Männer und Frauen. Man sagt ja auch nicht, ich habe einen Menschen geheiratet, sondern eine Frau, nicht?« Ich blickte zu Sören, dessen Gesicht völlig unberührt von meinen Äußerungen schien. Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob er meinen Überlegungen folgen konnte. Deshalb legte ich schnell nach. »Als Mann musst du den Frauen ständig was Neues bieten, sie wollen Action, verstehst du? Action!« Er sah immer noch an die Wand. »Einfach essen zu gehen reicht ja längst nicht mehr aus! Damit lockst du heute keine Frau hinter dem Ofen vor.« Ich hörte, wie er seinen Reißverschluss zumachte. Dann blickte er mich verstört an.
    »Eigentlich mögen wir es beide gerne ruhig.« Er drehte sich um und ging zur Tür.
    »Picknick in einem Heißluftballon«, rief ich verzweifelt hinter ihm her, »das ist es, was sie wollen!«
    In diesem Moment schoss ein so gewaltiger Strahl aus mir heraus, dass ich Mühe hatte, ihn in die Schüssel zu lenken.
    Als Jutta und ich später im Taxi nach Hause fuhren, erwartete ich stumm ihre Vorwürfe. Lange Zeit kam jedoch nichts. Erst kurz vor unserem Haus begann sie zu reden.
    »Du warst heute ja richtig

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