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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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gesprächig«, sagte sie erstaunt, »so kenne ich dich überhaupt nicht.«
    Ich sah verwundert zu meiner Frau.
    »Sonst nichts?«
    Sie dachte nach. »Na ja, vielleicht hättest du etwas netter zu Sören sein können, er wirkte ja ziemlich eingeschüchtert.«
    Ich lächelte. Jetzt wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war.

16
    »Zieh dir was Hübsches an, in zwanzig Minuten fahren wir los.«
    Ich hatte mir heimlich Anzug und Fliege angezogen und war morgens etwas später nach unten gegangen, wo Jutta am Frühstückstisch bereits auf mich wartete. Erst vor zwei Tagen hatte ich die Zusage vom Veranstalter bekommen, dass die Fahrt mit dem Heißluftballon samt Champagnerpicknick im Grünen doch noch klappte. Der Flug sollte um halb elf starten, und da wir eine gute halbe Stunde fahren mussten, wurde die Zeit langsam knapp.
    Die Überraschung war mir jedenfalls gelungen. Jutta blickte mich an, als wäre ich völlig verrückt geworden. Und auch ich wusste plötzlich nicht mehr so genau, ob es eine gute Idee war, in einem kleinen Korb hundert Meter über der Erde zu schweben.
    Ohne nach dem Grund meiner Bitte zu fragen, ging Jutta hoch ins Schlafzimmer. Keine zwanzig Minuten später stand sie in einem eng anliegenden roten Kleid abreisefertig vor der Haustür.
    Wir fuhren Richtung Süden. Ich hatte mir den Weg auf der Karte vorher genau angesehen, um ja keinen Fehler zu machen. Doch je näher wir unserem Ziel kamen, desto unsicherer wurde ich, ob der ganze Aufwand gerechtfertigt war. Hatte ich überhaupt noch eine realistische Chance, meine Rolle als Mann mit neuem Leben zu erfüllen? Und bedeutete das, dass ich mich nun regelmäßig in Abenteuer stürzen musste, um das Feuer in unserer Beziehung am Lodern zu halten? Dabei hätte mir ein leichtes Glimmen viel besser gefallen, zumal Abenteuerreisen wie diese dafür aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nötig gewesen wären.
    Ich ärgerte mich, dass ich mich darauf eingelassen hatte. Ich ärgerte mich, dass ich als Mann Erwartungen erfüllen musste, die mir im Grunde fremd waren. Es wollte mir einfach nicht einleuchten, warum ich schlechtere Karten besaß als Gunnar, nur weil ich in meinem Leben keinen größeren Ehrgeiz hatte, als es mir nett zu machen.
    Doch an ein vernünftiges Gespräch zwischen Jutta und mir war zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht zu denken. Und je länger ich darüber nachdachte, desto seltsamer wurde die Vorstellung, dass sich zwischen Mann und Frau seit der Steinzeit überhaupt etwas verändert hatte. In Wirklichkeit trug ich ein Bärenfell, das mir viel zu groß war, und am Gürtel hatte ich einen Dolch, der niemand anderem gefährlich wurde als mir selbst.
    Als wir die Stadtgrenze verließen, war meine Stimmung so düster, dass ich die Schönheiten der Landschaft als störend empfand.
    Wenig später tauchte vor uns ein riesiger gelber Heißluftballon auf. Einen Augenblick überlegte ich, einfach vorbeizufahren und stattdessen in einem Landgasthof etwas zu essen. Doch als Jutta den Ballon bemerkte, schlug sie die Hände vors Gesicht und stieß einen beeindruckenden Schrei aus, den ich von ihr noch nie gehört hatte.
    »Das ist die Überraschung?«, rief sie aufgeregt. Ihre Vorfreude war so echt, dass mir nichts anderes übrigblieb, als in letzter Sekunde doch auf den Feldweg abzubiegen und das Auto zu parken.
    »Ist das nicht super!«, sagte ich mühsam die Fassung bewahrend. Meine Hände waren schweißnass, ich zitterte am ganzen Körper.
    »Ich wollte schon immer mal mit einem Heißluftballon fahren«, erklärte Jutta und konnte es kaum abwarten auszusteigen, während ich versuchte, nicht auszusehen wie ein ängstlicher Junge, der plötzlich erkannte, dass er sich zu viel vorgenommen hatte.
    Ich folgte ihr langsam zum Ballon. Mein Gang war so schleppend, als würde ich durch Schlamm waten. Beim Anblick des erstaunlich kleinen Korbs fragte ich mich, ob ich nicht viel zu schwer dafür war. Womöglich gab es eine Gewichtsobergrenze, die auf keinen Fall überschritten werden durfte. Ich tupfte mir mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und bemühte mich, den Bauch vorschiebend, noch schwerfälliger zu gehen in der Hoffnung, im letzten Moment wegen Übergewicht abgewiesen zu werden. Leider schien von mir keinerlei Gefahr für das Ballonfahrtwesen auszugehen. Der Pilot, der sich mit Höbel vorstellte, begrüßte uns überschwänglich. Er wirkte nicht mal ansatzweise besorgt.
    Aus der Nähe sah der Ballon noch viel größer aus. Ein

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