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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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deinerseits?«
    Oliver hielt ihr den Zeigefinger vor die Nase. »Übertreib’s nicht.«
     
    Ein Name stach hervor: Paresh Singh Rajput. Er hatte zwei Jahre lang in einem passenden Zeitraum als kardiovaskulärer Chirurg gearbeitet, als Gabe ungefähr zwölf war. Der Name – er bedeutete »Sohn eines Königs« – war der eines Kriegers, und die adelige Familie der Rajputen, zu der er gehörte, hatte vom neunten bis elften Jahrhundert einige Fürstentümer regiert. Es gab ungefähr fünf Millionen Rajputen in Indien, vor allem in der zentralen Region von Uttar Pradesh, aber auch im Norden.
    Nach den Informationen aus Google war es für Decker schwierig festzustellen, ob Rajputs Vater ein Maharadscha war, da sich die meisten Artikel um Dr. Rajputs berufliche Erfolge drehten. Seine Fähigkeiten als Chirurg wurden gerühmt, und er hatte ferner einen beträchtlichen Teil seiner Zeit der Arbeit in armen Gemeinden gewidmet. Zudem war er bei »Ärzte ohne Grenzen« aktiv.
    Seinen biographischen Daten konnte Decker entnehmen, dass er Anfang fünfzig war und zwei erwachsene Söhne hatte, beides Ärzte. Weitere Details verrieten, dass Rajputs Ehefrau, Deepal, vor drei Jahren gestorben war – ungefähr zu der Zeit, als er eine Stelle in den USA angenommen hatte. Zurzeit war er Single.

    Decker gelang es, ein paar Fotos von Rajput aufzutreiben. Die Schnappschüsse zeigten einen gut gebauten Mann mit schokoladenfarbener Haut, einer schmalen Nase, vollen Lippen, dichten Augenbrauen, schwarzen Augen und einem Kopf voller graumelierter Haare. Mal trug er exzellent geschnittene westliche Anzüge, mal traditionelle indische Tracht. Auf diesen Bildern funkelten an seinen Fingern so große Steine, dass sie selbst Decker ins Auge stachen. Offensichtlich musste sich ein Mann, der sich derart geschmackvoll kleidete und viel Zeit den Armen widmete, keine Sorgen um Geld machen.
    Diese Information führte zu ein paar interessanten Möglichkeiten, falls Terry noch lebte. Es fiel nicht schwer, sich Terry vorzustellen, wie sie, nachdem sie jahrelang in einer Beziehung mit einem psychisch gestörten und gewalttätigen Mann gefangen gewesen war, ihren Retter in einem wohlhabenden älteren Witwer findet, der regelmäßig sein Vermögen, seine Fähigkeiten und seinen Einfluss dazu benutzt, den Geknechteten zu Hilfe zu eilen.
    Und es fiel nicht schwer, sich Dr. Paresh Singh Rajput als ihren Retter vorzustellen: ein wohlhabender, älterer einsamer Witwer, der ein brillantes und wunderschönes Fräulein in Nöten befreit. Terry sah mehr als nur umwerfend aus. Sie hatte diese verletzliche Schönheit, die sofort jedes männliche Herz zum Schmelzen brachte, und ihre Vollkommenheit berauschte einen noch stärker, da sie ihr durchaus gut verkäufliches Kapital nie zur Schau trug.
    Gemeinsam würden sie nach Indien gehen, und Terry könnte dort ein neues Leben beginnen.
    Wäre das der Fall, bedeutete es das Ende des Weges für Decker. Donatti würde ihn vielleicht weitergehen, aber Decker hatte nicht die Absicht, sich ein Land mit einer Milliarde Einwohnern vorzunehmen, um nach einer Frau zu suchen, die abhauen wollte.

    In beiden Szenarien, mit einer lebendigen oder toten Terry, blieb Gabe ohne Mutter zurück. Armer Junge. Keine fünfzehn Jahre alt und schon auf sich allein gestellt. Seine Eltern hatten ihm den Verstand, das Aussehen und das Talent mitgegeben, aber ihre eigenen Schwächen verhinderten, dem Jungen irgendein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Sie hatten ihn beide in die Obhut von Fremden abgeschoben.
    Das allein reichte schon aus, jemandem den Hals umzudrehen.
     
    »Sie geht nicht ans Handy, und ihr Auto ist nicht da«, berichtete Marge Decker am Telefon. »Knacken wir jetzt das Schloss, oder was?«
    »Und ihr seid euch sicher, dass sie heute wieder zur Arbeit gemusst hätte?«, fragte Decker nach.
    »Laut der Stationsleiterin, ja. Die macht sich Sorgen.«
    »Habt ihr versucht, ihre Eltern zu erreichen?«
    »Ich habe der Mutter eine Nachricht hinterlassen. Sie hat sich noch nicht gemeldet.«
    »Wann hast du die Mutter zum letzten Mal angerufen?«
    »Vor zehn Minuten.«
    »Was ist mit dem Vater?«
    »Keine Ahnung, ob er im Bilde ist. Von ihm habe ich keine Nummer.«
    »Freunde?«
    »Außer Adrianna tappe ich im Dunkeln. Hilly konnte uns da auch nicht weiterhelfen.«
    Decker dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß nicht, wie sie zu Crystal Larabee passt, aber sie ist eine der Letzten, die Adrianna lebendig gesehen hat. Knackt das

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