Wollust - Roman

dann?«
    »Ich war den ganzen Tag im Büro. Gegen fünf war ich zurück zu Hause und habe mir eine Gemüsepizza bestellt. Gegen halb neun bin ich los ins Wild Card.« Eine Pause. »Das war alles.«
    »Haben Sie jemanden von zu Hause aus angerufen?«
    »Ja, Greg. Bei Garth habe ich es auch wieder probiert, aber da ging keiner ran. Meine Mutter hat angerufen. Das normale Programm eben.«
    »Vom Handy aus oder von der Festnetznummer?«
    »Ich habe nur ein Handy.«
    »Darf ich mir die Telefonlisten ansehen?«
    »Logisch.«
    »Wie soll ich sagen«, begann Decker, »also: Es kommt mir so vor, als hätten Sie jede Menge Gelegenheitssex – mit Adrianna und jetzt auch noch mit Crystal Larabee.«
    »Warum nicht?« Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war sich der junge Mann keiner Schuld bewusst.

    »Sie hatten keine Probleme damit, Garth’ Freundin flachzulegen?«
    »Das war eine total lockere Sache … eben dann, wenn Garth nicht da war … was oft passierte. Er verbrachte immer viel Zeit in Vegas.«
    »Ohne Adrianna?«
    »Na, sicher ohne sie, Mann. Das war echt seltsam.«
    »Inwiefern?«
    »Dass sie seine Alleingänge nach Vegas finanziert hat. Klar, es gefiel ihr nicht. Sie hat sich darüber beschwert. Ich hab sie gefragt, warum sie das weiterhin macht.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie meinte, man könnte Jungs ja nicht anbinden. Dann werden sie sauer… was stimmt … Also bezahlte sie, und dann wurde sie sauer. Beim Sex sagte sie dann so Sachen wie ›Das hier würde nicht passieren, wenn Garth nicht so oft weg wäre.‹ Sie machte ziemlich viel rum. Ich war nicht der Einzige, das weiß ich.«
    »Mit wem hat sie denn noch rumgemacht?«
    Aaron wurde klar, dass er sich gerade eigenhändig in Schwierigkeiten gebracht hatte. »Das weiß ich, weil sie es mir selbst gesagt hat.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet: Mit wem hat sie noch herumgemacht? Und bitte erzählen Sie mir keinen Scheiß.«
    Aaron hob abwehrend die Hände. »Okay, sie war mit Greg im Bett. Es gefiel ihr, mit Garths Freunden zu vögeln. Ich glaube, sie dachte, so könnte sie sich rächen.«
    »Wusste Garth davon?«
    »Er ahnte etwas. Es schien ihm nichts auszumachen.«
    »Aber laut Ihrer Aussage machte es ihm zumindest so viel aus, dass er seine Reise ausfallen ließ und zu ihr flog, um mit ihr zu reden.«

    »Stimmt, ja. Er drehte durch, als sie sagte, sie wolle Schluss machen. Das hat mich gewundert.«
    »Warum?«
    »Weil sie ihm ansonsten nicht so viel wert zu sein schien.«
    »Vielleicht doch, weil er Gefahr lief, seine zinsfreien Bankdarlehen zu verlieren.«
    Einen Moment lang sagte Aaron nichts. »Möglich. Er war ganz schön oft in Vegas.«
    »Garth fährt nach Vegas. Garth fährt nach Reno. Ist Garth ein Spieler?«
    »Garth?« Aaron lachte. »Er spielt mit zwei Dollar Einsatz und an Spielautomaten für ’nen Vierteldollar. Manchmal setzt er sich an die Pokerautomaten. Ich hab mal zu ihm gesagt, dass er der Einzige ist, bei dem fünfzig Dollar fürs ganze Wochenende reichen.«
    »Aber warum fährt er dann so häufig nach Vegas, wenn er gar nicht richtig spielt?«
    »Sie machen Witze, oder?«
    Decker antwortete nicht darauf.
    »Sie kennen doch das Sprichwort«, erwiderte Aaron. »Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.«
    »Was passiert denn in Vegas?«
    »Nichts wirklich Aufregendes.« Aber Aaron sah aus, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut. »Also, es ist so, Garth steht einfach auf Frauen. So als Trophäen, wenn Sie wissen, was ich meine. Kerben im Colt.«
    »Was für Frauen denn?«
    »Sehen Sie, genau das ist der Punkt. Er hat keine bestimmte Vorliebe. Er mag sie alle: jung, alt, schwarz, weiß, Asiatin, Latina, fett, mager, blond, brünett, rothaarig, mit Glatze, völlig egal. Er hat mir erzählt, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, jede Art von Frau, die es auf der Welt gibt, zu vögeln. Ich habe ihm gesagt, unmöglich, jede ist doch anders. Da meinte er, das sei
der springende Punkt: Er würde nie alle bekommen und deshalb immer weitermachen müssen.«
    »Was haben Sie darauf geantwortet?«
    »Keine Ahnung. Wir haben gelacht oder so. Mann, Lieutenant, wir sind Kerle. So ist das eben, wenn man jung ist und Single, und vor allem ist es das, was man in Vegas macht.«
    »Wissen Sie, ob Garth auf perverse Sachen steht?«
    »Garth hat gemeint, er wär immer für etwas Neues zu haben.« Aaron wurde plötzlich ganz schmallippig. »Nennen Sie mich ruhig altmodisch, aber mich törnt es an, wenn ich es schaffe, dass ein