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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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die Kommunikationswege offen. Decker enschied sich für Letzteres, behielt Tinsley aber im Visier, indem er einen zivilen Streifenwagen zur Überwachung auf ihn ansetzte.
    Sowohl das Ranger’s als auch die Grossman-Baustelle wurden von demselben Handyfunkmast abgedeckt, das also war ein Reinfall. Die nächstbeste Möglichkeit – und längst keine gute – bestand darin, im Deli nachzufragen, ob jemand Tinsley dort um halb eins am Montag beim Mittagessen gesehen hatte.
    Es war nach ein Uhr nachts, bis Decker den ganzen Papierkram erledigt hatte und sich auf den Heimweg machte. Er war immer noch wie berauscht von seiner Party, aber das Gefühl wurde durch das Wissen um seinen vollen Terminplan am nächsten Morgen gedämpft. Er hoffte vor dem Schlafengehen auf ein bisschen Ungestörtheit. Das Haus lag still da, als er die Tür aufsperrte, nur eine einsame Lampe im Wohnzimmer brannte. Er erwartete, Rina beim Lesen anzutreffen, aber es war Gabe, eingehüllt in mehrere Decken.
    »Was machst du noch hier um diese Uhrzeit?«
    Der Junge nahm seine Brille ab und legte sein Buch beiseite. »Zu dritt war’s oben im Zimmer ziemlich eng, also hab ich angeboten, auf der Couch zu schlafen.«
    »Nett von dir, aber du schläfst ja gar nicht.«
    »Nein, schon seit ein paar Tagen nicht mehr besonders viel.«
    »Wie geht es deiner Hand?«
    »Die wird wieder.« Er rieb sich die Arme. »Das war ein Glücksfall … meine Handverletzung. Gibt sonst keine Chance, je bei Nicholas Mark vorspielen zu können. Er hat eine Warteliste für Schüler, die von hier bis zum Mond reicht.«
    »Du musst ihn beeindruckt haben.«
    »Ich weiß nicht, wie. Ich hab Fehler gemacht. Wahrscheinlich
weniger, als wenn ich gewusst hätte, dass er zuhört.« Er zog die Knie bis unters Kinn. »Kann ich mal kurz mit Ihnen reden?«
    »Klar.« Decker setzte sich. »Was gibt’s?«
    »Sie wissen, dass ich am Dienstag mit Chris gesprochen hab. Ich war nur deshalb so stur, weil ich ihm versprochen hatte, Ihnen erst drei Tage danach etwas davon zu sagen. Er brauchte Zeit, um aus Los Angeles zu verschwinden.«
    »Und das hat er dir gesagt?«, meinte Decker nach einer Pause. »Er bräuchte Zeit, um aus L.A. zu verschwinden?«
    »Mehr oder weniger. Wahrscheinlich denken Sie jetzt, er will sich verstecken. Ich glaub, er wollte Sie abschütteln, damit er Mom finden kann, ohne dass Sie ihn nerven.«
    Decker blieb ruhig.
    »Egal, jedenfalls können Sie sich nun meine Sachen ansehen. Die ganzen Kontounterlagen und die Telefonlisten. Endlich ist mir das wurscht. Ich hab ihm gegenüber mein Versprechen gehalten, und mein Gewissen ist rein. Vielleicht kann ich jetzt einschlafen.«
    »Wo wir gerade noch beim Thema sind… ich habe heute mit einem Wachmann aus dem Hotel gesprochen. Er hatte viel über deine Mutter und deinen Vater zu berichten.«
    »Über den Streit, meinen Sie?«
    »Also weißt du davon.«
    »Chris hat’s mir erzählt. Er sagte, es sei ein übler Streit gewesen. Und dass Sie es sowieso rausfinden würden. Er hat geschworen, dass Mom am Leben war, als er wegging.«
    »Und du glaubst ihm?«
    »Ja. Chris hat mir auch erzählt, dass er dem Kerl Geld angeboten und der Mann es genommen hat. Wie glaubwürdig ist einer, der sich bestechen lässt?«
    »Der Wachmann hat ziemliche Schuldgefühle. Er hat mir das Geld zurückgegeben. Ich halte seinen Bericht für glaubwürdig.«
Decker wählte seine Worte sorgfältig. »Aber er hat mir einiges über deine Mutter erzählt, weshalb ich mich frage, ob Chris wirklich die Wahrheit sagt. Der Wachmann meinte, deine Mutter hätte eher einen wütenden als einen verängstigten Eindruck auf ihn gemacht.«
    »Verärgert oder aufgebracht?«
    »Verärgert im Sinne von wütend, so hat er es gesagt. Deine Mom war wütend auf den Wachmann, weil er sie gestört hat, in ihren Streit hineingeplatzt ist. Und es klingt tatsächlich nach einem üblen Streit. Er hörte, wie dein Dad deine Mom eine verlogene Schlampe nannte und deine Mom ihn als verrückt und paranoid beschimpfte. Ich will darauf hinaus, dass deine Mom keinen verängstigten Eindruck machte.«
    »Das ist seltsam …« Gabe fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Chris meinte, sie hätte die Hosen voll vor Angst vor ihm gehabt.«
    »Das hat er dir gesagt?«
    Gabe nickte.
    »Interessant«, sagte Decker. »Weil… ich mich frage, ob deine Mutter vielleicht … nach all den Jahren … schließlich gelernt hat, Leute zu manipulieren. Meiner Meinung nach würde Chris sie viel eher in

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