Wollust - Roman
überhaupt nichts davon.«
Kathy war frisch frisiert und mit Schmuck behangen, dazu trug sie eine graue Hose und ein rotes Baumwoll-T-Shirt. Ihr Teint passte jetzt zur Farbe ihres Oberteils. »Er hat Ihnen einen
Knochen hingeworfen, und Sie haben gierig danach geschnappt.«
»Wir haben ihn auf unserem Radarschirm. Ich habe Polizisten auf ihn angesetzt. Leider brauche ich handfeste Beweise. Ich habe auch heute Morgen mit der Staatsanwältin gesprochen. Sie will den Fall nicht vor ein Geschworenengericht bringen, außer ich biete mehr.«
»Dann ist sie eine Vollidiotin.«
»Mrs. Blanc, alles, was ich gegen Tinsley in der Hand habe, ist leicht durch seine Geschichte zu entkräften. Außerdem werden Garth Hammerling und Mandy Kowalski immer noch vermisst. Warum Garth sich nirgendwo blicken lässt, sei dahingestellt, aber dadurch steht er bestimmt nicht gut da.«
»Sie sagten doch, er sei achthundert Kilometer weit weg gewesen, als es passiert ist.«
»Nein, ich sagte, Garth war achthundert Kilometer weit weg, als Adrianna am Sonntagabend ins St. Tim zur Arbeit ging. Wir wissen, dass er nach Los Angeles zurückgekehrt ist. Wir wissen nicht, ob er Adrianna getroffen hat.«
»Wieso können Sie ihn dann nicht finden? Gehört das nicht zu Ihrem Job?«
»Doch, natürlich, und wir unternehmen alles, um ihn und Mandy Kowalski aufzutreiben. Wenn er mit Mandy unterwegs ist, wäre das ein Grund zur Besorgnis.«
Kathy verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe diesem Mädchen nie über den Weg getraut.«
»Interessant, dass Sie das so sagen. Sie hat die Polizei mindestens ein Mal angelogen. Darf ich Sie fragen, warum Sie ihr nie getraut haben?«
»Ich weiß es nicht genau.« Sie senkte die Stimme. »Sie wirkte sehr nett, aber sie war sehr ernst.« Ihre Augen wurden feucht. »Wenn sie Beas Freundin gewesen wäre, hätte ich vielleicht anders über sie gedacht. Aber Adrianna hatte keine
Freundinnen wie sie. Sie mochte Freunde, die so waren wie sie selbst – frei und ungestüm. Und ich hatte das Gefühl, dass sie meine Tochter … irgendwie missbilligte.«
»Wenn das stimmt, warum, glauben Sie, wurden die beiden trotzdem Freundinnen?«
»Das klingt jetzt gleich ganz furchtbar … und es gibt eigentlich keinen Grund …«
»Reden Sie weiter«, ermutigte Decker sie. »Ich liebe Spekulationen.«
»Ich spürte, dass Mandy Adrianna mochte, weil sie sich ihr überlegen fühlen konnte, zum Beispiel durch ihre Unterstützung beim Lernen. Aber als Adrianna dann schlagartig nicht mehr… abhängig von Mandy war, schien mir Mandy verbittert zu sein.«
»Hatten Sie mir erzählt, dass Mandy Adrianna Garth vorgestellt hat?«
»Ich glaube schon.« Nach einer Pause fuhr Kathy fort: »Vielleicht war Mandy deshalb verbittert. Mandy mochte Garth. Auf alle Fälle war Mandy ganz bestimmt nicht so wie Adriannas andere Freunde.«
»Zum Beispiel nicht so wie Crystal Larabee?«
»Arme Crystal.« Tränen liefen über Kathys Wangen. »Ihre Mutter reist heute Nachmittag an. Ich habe Pandy eingeladen, bei uns zu wohnen, bis beide Mädchen …« – jetzt schluchzte sie – »… zur letzten Ruhe gebettet werden.«
»Das ist sehr nett von Ihnen.«
Kathy trocknete sich mit einem Taschentuch die Augen. »Kommen Sie zu der Beerdigung?«
»Wann findet sie statt?«
»Morgen um elf.«
Morgen war nicht nur Schabbes , sondern das erste Wochenende seit Jahren, an dem die ganze Familie vollständig versammelt sein würde. »Natürlich komme ich.«
»Das wäre schön.« Noch ein Wischen über die Augen, das wenig dazu beitrug, den Fluß einzudämmen. Ihr Blick blieb an den goldenen Schmuckstücken hängen. »Was genau soll ich tun?«
»Wir haben diesen Schmuck in Chuck Tinsleys Wohnung gefunden. Er behauptet, die Stücke gehörten seiner verstorbenen Mutter. Ich würde gerne von Ihnen wissen, ob einige darunter möglicherweise aus Adriannas Besitz stammen. Wenn Sie etwas anfassen möchten, gebe ich Ihnen Latexhandschuhe.«
Sie studierte die Stücke mit im Schoß gefalteten Händen. »Die sind alle aus Gelbgold. Adrianna trug niemals Gelbgold. Sie war der Meinung, Gelbgold sei etwas für alte Damen.«
Decker bemerkte die gelbgoldene Kette um Kathy Blancs Hals. »Also … gehört nach Ihrem Wissen nichts davon Adrianna.«
»Nein. Ich kenne nicht ihren gesamten Schmuck, aber diese Stücke hier sind nicht ihr Stil. Meiner vielleicht, nicht ihrer.«
»Das hilft uns sehr weiter. Danke, dass Sie hergekommen sind.« Auch sein Blick blieb
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