Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
der täglichen Belastung durch die Hotelkosten nicht benutzt worden, und selbst die hatte man früher am Tag abgebucht. Ihr Name war auf keiner Liste eines American- oder United-Airlines-Fluges aufgetaucht – weder national noch international –, aber Decker hatte ganz bestimmt nicht die nötigen Mittel und Möglichkeiten, jede einzelne Fluglinie und jeden kleinen Flughafen zu überprüfen. Falls die Frau sich aus dem Staub machen wollte, standen ihr dafür tausend Varianten zur Verfügung. Noch wichtiger war, dass ihr Auto nirgendwo gesehen worden war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf Neuigkeiten zu warten und zu hoffen, dass es keine schlechten waren.
    Donatti ging auch nicht an sein Handy. Laut Gabe wechselte sein Vater seine Handys häufig und benutzte oft Wegwerfgeräte. Es konnte gut sein, dass die an Decker weitergegebene Nummer nicht zu dem Handy gehörte, das er gerade benutzte. Decker fand heraus, dass Donatti am Samstagmorgen in Los Angeles mit einem Virgin-Airlines-Flug gelandet war, einen Tag vor dem Treffen mit seiner von ihm getrennt lebenden Frau. Es gab keine Hinweise darauf, dass er einen Mietwagen
genommen hätte. Um zu ermitteln, wo er vor seinem Treffen mit Terry abgestiegen war, begann Decker, Hotels anzurufen. Er startete mit dem Ritz-Carlton in Marina del Rey und arbeitete sich langsam gen Osten durch. Als er gerade das Century Plaza überprüfen wollte, klopfte es an seiner Bürotür. Er legte den Hörer weg. »Herein!«
    In einer weizenfarbenen Bluse, einer braunen Hose und flachen Schuhen mit Gummisohlen betrat Marge sein Büro. Ihre braunen Augen waren weit aufgerissen, ihr Gesicht aschfahl. Decker wurde angst und bange ums Herz. »Was ist los?«
    »Ein Vorarbeiter auf einer Baustelle hat gerade ein Mordopfer entdeckt – eine junge Frau, die an den Dachsparren hängt …«
    »Du lieber Himmel!« Decker wurde schlecht. »Sie hängt ?«
    »An einem Kabel … jedenfalls hat man uns das gesagt.«
    »Irgendwelche Hinweise auf ihre Identität?«
    »Bis jetzt nicht. Eine Polizeistreife ist vor Ort und sperrt das Areal ab.«
    »Hat jemand sie heruntergeschnitten?«
    »Nein. Der Vorarbeiter hat sie nicht angerührt. Er rief die Neun-Eins-Eins an, und die Streife war schnell genug da, um den Tatort zu schützen. Die Gerichtsmedizin ist informiert.«
    Decker blickte auf die Uhr. »Es ist zwei Uhr nachmittags. Und der Vorarbeiter hat die Leiche jetzt erst entdeckt? Wie lange war er schon auf der Baustelle?«
    »Ich weiß es nicht, Peter.«
    »Wo befindet sich der Tatort?« Als Marge ihm die Adresse nannte, begann Deckers Herz zu rasen. Sein Gehirn produzierte Bilder von Terry mit einer Schlinge um den Hals. »Das ist nicht weit weg von dem Hotel, in dem Cheryl Diggs ermordet wurde.«
    »Ich weiß. Darum sage ich es dir ja.«
    Vor langer Zeit, als Chris Donatti, geborener Chris Whitman,
in die Abschlussklasse der Highschool ging, war Cheryl Diggs seine Freundin gewesen. Donatti wurde angeklagt, sie in der Nacht des Abschlussballs ermordet zu haben, und kurz darauf ging er ins Gefängnis – aufgrund der ehrenhaften, aber irrigen Annahme, Terry McLaughlin so vor der Tortur einer Aussage in seinem Prozess bewahren zu können. Wie sich zeigen sollte, war Chris unschuldig – wahrscheinlich das einzige Verbrechen, das er einmal nicht begangen hatte.
    »Oliver und ich fahren sofort los«, sagte Marge. »Soll ich dich auf dem Laufenden halten, oder willst du mitkommen?«
    »Ich komme mit.« Er griff nach seiner Jacke, seinem Handy und seiner Kamera. »Ich nehme einen zweiten Wagen und treffe euch beide vor Ort.«
    »Irgendetwas, worauf ich achten sollte?«
    »Weißt du, wie Terry McLaughlin aussieht?«
    »Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, war sie sechzehn. Ein schönes Mädchen, soweit ich mich erinnere.«
    »Sie ist reifer geworden, aber immer noch schön.« Decker schlug sich mit der Faust in die Handfläche der anderen Hand. »Wenn sie es ist, wird sie jetzt natürlich überhaupt nicht mehr hübsch aussehen.«
     
    Verbrechen gibt es überall, und obwohl die Gemeinde, die von der Polizeidienststelle Devonshire beschützt wurde, ihren Teil an Überfällen, Einbrüchen und Diebstählen abbekam, galt sie nicht als Hochburg für Mordfälle. Wenn also ein Mord geschah, stach er als Normabweichung heraus. Und Mord durch Aufhängen war in Los Angeles so selten wie Schnee.
    Decker nahm einen der zentralen Boulevards durch die Stadt und schlängelte sich voran, bis er in einem der eher

Weitere Kostenlose Bücher