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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Backe hinzuhalten, so’n Zeugs halt. Aber wenn ich drüber nachdenke, dann ging’s eben gar nicht wirklich darum, gütig und freundlich zu sein,
sondern darum, gehorsam zu sein. Gütig sein … was bedeutet das? Das ist ein abstraktes Konzept. Egal, jedenfalls wusste ich nicht wirklich, was Güte bedeutet, weil… ehrlich gesagt, meine Eltern sind ein bisschen verrückt … total verrückt. Und gütig zu sein steht für keinen von beiden an erster Stelle. Höchstens bei meiner Mom.« Er zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls bekomm ich, seit ich bei dem Loo und Rina wohne – und Hannah – selbst in dieser kurzen Zeit einen Eindruck davon, was gütig sein bedeuten könnte. Ehrlich, Lieutenant und Rina und alle anderen, danke, dass ihr so freundlich seid.«
    Niemand sagte etwas.
    Wieder lief Gabe knallrot an. »Das war’s.«
    »Danke, Gabe.« Decker salutierte ihm. »Ich gehe mit dir denselben Deal ein wie mit allen meinen Kindern. Du erträgst mich, und ich ertrage dich.«
    »Damit kann ich gut leben«, sagte Gabe.
    Sammy blickte auf die Uhr; es war fast neun. Ihr Rückflug nach New York ging um elf Uhr ab. »Ich breche nur ungern auf, aber wir sollten los. Wir müssen das Auto noch zurückgeben.«
    In diesem Augenblick vibrierte das Handy in Deckers Tasche. Er wartete einen Moment, dann zog er es hervor und sah auf das Display: Marges Nummer. Der Anblick ließ ihn rasch nüchtern werden. »Das könnte wichtig sein. Macht es euch etwas aus, wenn ich rangehe?«
    »Manche Dinge ändern sich nie«, seufzte Rina.
    »Sehr witzig.« Decker drückte die Annahmetaste. »Hallo, kann ich dich in zehn Minuten zurückrufen?«
    »Kein Problem, aber denk dran.«
    Seine Neugier gewann die Oberhand. »Was ist los?«
    »Tut mir leid, dich beim Essen zu stören, Pete, aber wir haben hier ein Problem.«
    »Ein Problem ?«

    »Das klingt nicht gut«, sagte Rina.
    »Marge, ich rufe dich gleich zurück«, antwortete Decker. »Die Jungs brechen gerade zum Flughafen auf, und ich möchte mich richtig von ihnen verabschieden.«
    »Warum fährst du nicht gleich mit ihnen zum Flughafen?«
    »Ich soll schon heute nach Vegas kommen?«
    »Genau, und zwar sofort.«
    »Habt ihr Garth Hammerlings Leiche gefunden?«
    »Nein, Loo, Garth wird immer noch vermisst. Aber was Leichen betrifft…« Eine Pause. »Sagen wir mal so: Ich glaube, das willst du mit eigenen Augen sehen.«

47
    Während Decker darauf wartete, sein Flugzeug nach Las Vegas zu besteigen, fasste Marge die neuesten Entwicklungen kurz zusammen. Sie sprach teuflisch schnell und war außer Atem. Decker konnte hören, wie sie beim Sprechen immer wieder scharf Luft holte.
    »Folgendes«, sagte sie, »Scott und ich haben also den ganzen Tag lang Mietshäuser, Eigentumswohnungen und Neubaugebiete abgeklappert. Ohne Ergebnis, aber damit hatten wir gerechnet. Gegen fünf haben wir aufgehört, erst mal zu Abend gegessen und beschlossen, uns danach noch ein paar günstige Neubaugebiete in der Nähe vorzuknöpfen. Ein letzter Versuch. Das war so gegen sieben.«
    Decker sah auf die Uhr; es war fast elf. »Und dann?«
    »Du musst dir vorstellen, wir sind hier mitten im Nichts. Echt, das ist tiefste Provinz. Diese Parzellen grenzen direkt an die Wüste, und dahinter gibt’s kilometerweite Ödnis. Sich hier etwas zu kaufen, heißt keine Anzahlung und niedrige monatliche Belastungen. Dazu kommt, dass ungefähr zwei Drittel der Häuser erst noch gebaut werden müssen. Scott und ich erkennen keine großen Baufortschritte. Wir fanden also, das hier sei der perfekte Ort für einen Eigenbrötler mit wenig Geld.«
    »Ich ahne, worauf das hinausläuft.«
    »Ja, und zwar auf nichts Gutes. Jedenfalls gibt es ein Musterhaus mit Büro. Durch puren Zufall sitzt da auch gerade eine
Frau. Wir haben Sonntag, vergiss das nicht, und es ist nichts los. Sie erzählt uns, sie sei gerade dabei, alles abzuschließen. Wir erzählen ihr, dass es nicht lange dauern wird. Wir fragen sie nach Garth Hammerling. Keine Regung. Dann zeigt Oliver ihr die Fotos von Garth. Ihre Miene hellt sich auf, aber sie versucht, es zu verbergen, obwohl sie einen Tell aussendet, den sogar ein Blinder lesen könnte.«
    »Einen Tell wie beim Poker?«, fragte Decker nach.
    »Ganz genau. Wir sind hier ja schließlich in Vegas. Jedenfalls bearbeiten wir die Dame … sie heißt Carlotta Stretch.« Sie buchstabierte den Namen. »Wir bearbeiten Carlotta, und sie gibt zu, dass jemand, der wie Garth aussieht , vor etwa sechs Monaten ein Haus in dem

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