Wollust - Roman
Sie sich nicht angegriffen fühlen«, sagte Marge.
»Weil wir jedem diese persönlichen Fragen stellen«, ergänzte Oliver. »So wie ich Sie jetzt fragen könnte, ob Sie mit Garth mal ein Ding am Laufen hatten.«
»Nein!« Mandy rieb sich die Augen trocken. »Wie kommen Sie bloß darauf?«
»Nur eine Frage«, sagte Marge.
»Weil wir es, sollten Sie etwas mit ihm gehabt haben, sowieso irgendwann herausfinden.«
»Dann wäre jetzt der Moment, es zu beichten«, sagte Marge, »denn wenn Sie uns Dinge verheimlichen, sieht das nicht gut für Sie aus.«
»Ich habe nichts zu…« Wieder bekam sie feuchte Augen. »Er hat mich angebaggert, okay?«
»Sehen Sie, das war doch ganz einfach«, sagte Marge. »Was können Sie uns noch dazu sagen?«
»Nichts. Ich war nicht interessiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Es passierte auf einer von Adriannas Partys. Sie veranstaltete fast jedes zweite Wochenende eine. Garth bedrängte mich in der Küche und wollte mich flachlegen. Gott, das war so peinlich. Er war betrunken, genau wie Adrianna.« Sie tupfte ihre Augen ab. »Es fällt mir schwer, schlecht über sie zu reden, vor allem jetzt, wo sie … und wir so eng befreundet waren. Garth ist kein wirklich übler Kerl, bloß ein Aufreißer. Jeder weiß, dass er ein Aufreißer ist.«
»Adrianna auch?«
»Vielleicht wusste sie’s, tief drin.« Sie stand auf. »Ich muss jetzt zu meiner Schicht zurück. Wenn Sie noch einmal mit mir reden wollen, dann bitte nicht hier. Ich wohne in Canoga Park und stehe im Telefonbuch.«
»Danke«, sagte Marge, »Sie haben uns sehr geholfen.«
»Keine Ursache. Finden Sie einfach den Scheißkerl, der ihr das angetan hat. Adrianna hatte bestimmt mit vielen Dingen Probleme, aber wer hat das nicht?«
»Wohl wahr«, pflichtete Marge ihr bei, als sie der Krankenschwester, die aufgebrochen war, nachschaute. »Was denkst du?«, fragte sie dann Oliver.
»Ganz schön gefühlvoll für ein Mädchen, das sich vom Opfer längst entfernt hatte.« Oliver zuckte mit den Achseln. »Was gibt’s Neues von Garth?«
»Sein Anrufbeantworter der Festnetznummer sagt…« Marge las ihre Notizen noch mal, »… dass Garth, Aaron und Greg auf einer Raftingtour sind und eine Woche lang keine Anrufe erwidern. Wenn er vor ein paar Tagen abgereist ist, dann hat er sich selbst ein Alibi gegeben.«
»Manche Leute haben eben ein perfektes Timing.«
»Weißt du, wie ich das sehe, Oliver?«, entgegnete Marge. »Ein perfektes Timing ist immer verdächtig.«
9
Decker hatte das Gefühl, dass Mack Blancs Wortwahl Kathy unangenehm war, aber sie war einfach zu betäubt, um ihn zu unterbrechen.
Was zum Teufel ist da passiert?
Das untersuchen wir gerade, Mr. Blanc. Es tut mir sehr leid.
Ihre bescheuerten Entschuldigungen können Sie sich sparen, ich will verdammt noch mal eine Antwort.
Immer wieder und wieder und wieder und wieder.
Sie saßen zu dritt in Deckers Büro. Kathy blieb still sitzen, während ihr Gatte auf und ab ging und vor sich hin fluchte.
»Also wenn Sie schon nicht wissen, was da für ein Scheiß passiert ist, was zum Geier wissen Sie denn überhaupt?«
Decker deutete auf den Stuhl. Mack nahm zögerlich Platz. Sobald er verstummt war, brach er in Tränen aus. Wortlos reichte Decker ihm ein Taschentuch.
»Ihr Auto steht immer noch in der Tiefgarage des Krankenhauses. Wir sind gerade dabei, es zu untersuchen.«
»Wurde sie…?« Kathy unterdrückte mit Mühe ein paar Schluchzer. »Ist es im Auto passiert?«
»Dazu kann ich noch nichts sagen, Mrs. Blanc. Und ich möchte Ihnen auf gar keinen Fall falsche Informationen geben.«
Mack nahm ihre Hand, und sie lehnte sich weinend an seine Brust. Der gepeinigte Mann wusste nicht, wie er sie trösten sollte.
»Wir befragen zur Zeit auch die Leute aus dem Krankenhaus, um einen Zeitrahmen festzulegen. Ihre Frau war so freundlich, uns Adriannas Handynummer zu geben, und wir konnten feststellen, dass sie direkt nach dem Ende ihrer Schicht zwei Anrufe getätigt hat.«
»Bei Sela Graydon«, erzählte Kathy ihrem Mann.
»Sie und Adrianna kennen sich seit der Highschool«, fügte Mack hinzu. »Und die andere Nummer?«
»Dort meldet sich niemand. Die Mailbox ist voll, daher wissen wir nicht, zu wem sie gehört. Wir können herausfinden, wessen Nummer es ist und wie lange das Gespräch gedauert hat, aber dazu sind ein paar Winkelzüge notwendig. Außerdem gibt es keine Garantie dafür, dass der Besitzer der Nummer auch derjenige ist, der den Anruf entgegengenommen
Weitere Kostenlose Bücher