Wollust - Roman
fort, ihr Gesicht abzuwischen. »Er scheint in Ordnung zu sein. Ich glaube nicht, dass Adrianna es mit ihm richtig ernst meinte.«
»Wo hat sie ihn kennengelernt?«
»Er ist Techniker am St. Tim.« Kathy blickte auf. »Warum stellen Sie mir Fragen über Garth?« Ihre Augen wurden wieder feucht. »Wurde sie… vergewaltigt?«
»Ich weiß nicht…«
»Mir geht es nicht gut.« Sie stand auf. »Ich müsste mir die Hände waschen.«
»Detective Bontemps wird Sie begleiten.«
»Ich finde den Weg allein.« Sie drehte sich um und verließ das Büro. Bontemps kam herein.
»Garth Hammerling war Adriannas Freund.« Decker notierte den Namen auf einem Zettel und gab ihn ihr. »Überprüf ihn … wobei ich glaube, Marge hat erwähnt, er sei momentan nicht in der Stadt. Hast du Mrs. Blancs Ehemann erreicht?«
»Ja. Ich habe ihm nicht gesagt, was passiert ist, aber er wusste, dass es um Adrianna geht, weil Kathy ihn mehrmals angerufen hat.«
»Wo arbeitet er?«
»Die Kanzlei Rosehoff, Allens, Blanc und Bellows. Mack Blanc ist ein Seniorpartner. Er ist auf dem Weg hierher, aus Downtown L.A.«
»Es wäre besser, ihn abholen zu lassen. Er sollte nicht selbst fahren.«
»Ich kam nicht dazu, ihm besonders viel zu sagen. Er legte auf, kaum dass ich ihm gesagt hatte, dass seine Frau hier ist.«
»Gib mir die Nummer. Ich versuche noch mal, ihn zu erwischen. Sieh du nach Mrs. Blanc, ob es ihr gut geht. Na ja, natürlich geht es ihr nicht gut, aber versichere dich, dass sie keine medizinische Versorgung braucht. Falls doch, ruf einen Krankenwagen. Sie sollen sie überall hinbringen, nur nicht ins St. Tim.«
»Die Mutter hat sie anhand eines Fotos identifiziert«, berichtete Decker Marge am Telefon. »Das bedeutet, dass das Auto Teil eines offiziellen Tatorts ist. Sind die Kriminaltechniker schon da?«
»Sollten jede Sekunde eintrudeln. Kommst du her?«
»Ich warte auf ein Gespräch mit Adriannas Vater. Danach stoße ich zu euch. Hast du mit irgendjemandem am St. Tim über Adrianne geredet?«
»Oliver versucht gerade, einen Zeitrahmen festzulegen. Es sieht so aus, als hätte sie ihre Schicht normal beendet. Das heißt, sie hat das Gebäude gegen acht Uhr morgens verlassen. Danach gibt’s nur noch Leerstellen. Wir haben allerdings eine Krankenschwester gefunden, die Adrianna seit sechs Jahren kennt. Sie hat in einer halben Stunde eine Pause und eingewilligt, mit uns zu reden. Wir sind gerade auf der Suche nach einem geeigneten Ort für das Gespräch. Wahrscheinlich gewinnt die Cafeteria.«
»Mit wem vom Krankenhaus habt ihr euch noch unterhalten?«
»Hier und da ein paar Worte. Die Leute sind im Dienst und reden nur ungern.«
»Das Krankenhaus unterstützt euch nicht bei eurer Arbeit?«
»Die Verwaltung war ganz okay. Mal sehen, was passiert, wenn sie herausfinden, dass es um Mord geht. Oliver bekommt eine Liste mit den Namen der Sicherheitsleute, die im Dienst waren. Bei den Parkplätzen sind immer ein paar Wachmänner unterwegs.«
»Was ist mit Videokameras?«
»Wir arbeiten daran, die Bänder der Kameras an allen Ein-und Ausgängen zu bekommen. Ob es Videokameras im Parkdeck gibt, weiß ich noch nicht, aber das kriege ich heraus.«
»Hatte das Krankenhaus in letzter Zeit Schwierigkeiten mit kriminellen Vorfällen?«
»Keine Ahnung. Wir haben noch eine Menge Fragerei vor uns. Sobald wir etwas wissen, melden wir uns bei dir.«
»Nur, wenn’s gute Nachrichten sind.«
»Wir waren zusammen auf der Krankenschwesternschule.«
Den Blick Richtung Tischplatte, starrte Mandy Kowalski ihren ungenießbaren Kaffee an. Oliver wusste, dass er ungenießbar war, weil er die gleiche Brühe trank.
Hübsches kleines Ding, dachte er. Sie hatte ein Koboldgesicht, leuchtend rote Haare und haselnussbraune Augen und trug blaue OP-Kleidung. Vor ein paar Monaten noch hätte er sie trotz der vierzig Jahre Altersunterschied um ein Date gebeten. Aber ein Leben voll falscher Entscheidungen hatte ihn schließlich erkennen lassen, dass es manchmal das Beste war, die Dinge professionell anzugehen. Momentan traf er sich mit einer Lehrerin namens Carmen, die viel zu gut für ihn war. Von Gottes Gnaden war sie damit gesegnet, seinen Neurosen und Schwindeleien mit einem vielsagenden Blick und einem Lachen zu begegnen.
»Sind Sie sicher, dass sie tot ist?« Mandy hielt den Blick immer noch gesenkt. »Manchmal gehen Leute einfach weg, ohne es jemandem zu sagen.«
Marge und Oliver tauschten Blicke. »Mandy«, sagte Marge, »wir haben
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