Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
mit einem ihrer guten Handtücher.
Sie sah blass aus - natürlich sorgte sie sich um Zachary -, doch ihre grauen Augen sprühten vor Zorn. »Was hast du dir nur dabei gedacht, Megan McQuarry, ganz allein eine Banditenhorde zu verfolgen?«
Caney überreichte Megan eine Tasse Tee mit Honig und einem Schuss Whisky und bemühte sich, ein Lächeln zu verbergen. »Ich nehme an, sie wollte irgendwie helfen«, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Nicht wahr, Mädchen? Ich muss schon sagen, ihr wärt schon besser dran, ihr vier McQuarrys, wenn ihr etwas weniger von dem Dickkopf eures Großvaters hättet.«
»Ich konnte einfach nicht daheim herumsitzen und Däumchen drehen, wenn Webb fast alles verlieren konnte«, sagte Megan, und es war ihr klar, dass dies eine lahme Entschuldigung war. Aber eine andere hatte sie nicht. Sie schaute Caney an, dann Christy. »Oder?«
»Du hättest genauso gehandelt, wenn du es gewusst hättest«, sagte Caney vorwurfsvoll zu Christy.
In Christys Augen schimmerten Tränen. »Es ist schlimm genug, dass ich mir die ganze Zeit Sorgen um Zachary machen muss. Da kann ich gut darauf verzichten, mir auch noch Sorgen um meine Schwester zu machen!«
Caneys Lächeln wurde breiter, aber es war etwas Gebrochenes darin, etwas Verletztes. »Ich finde, du solltest auch etwas von diesem mit Arznei angereicherten Tee trinken«, sagte sie zu Christy. »Komm und setz dich ans Feuer und lass diesen armen Hund in Frieden. Wenn du ihn weiterhin so abrubbelst, scheuerst du ihm noch das Fell von der Haut.«
Christys Haar fiel bis auf ihren Rücken hinab. Sie trug ein dickes Nachthemd, einen Morgenrock aus Flanell und ein Paar von Zacharys Wollsocken, und dennoch war sie schön genug, um an einem Ball in irgendeinem Schloss teilzunehmen und den Prinzen von Cinderella abzulenken. Sie richtete sich auf und tat wie ihr geheißen, und Caney schenkte ihr etwas Tee von ihrem eigenen ein. »Ich weiß nicht, warum ich mich in einen Gesetzesmann ver li eben musste«, regte Christy sich auf. »Warum nicht in einen Farmer oder Bankier oder Ladenbesitzer?«
Caney lachte, doch Megan sah - trotz ihrer gegenwärtigen Verfassung - den Kummer in den Augen ihrer Freundin. »Wir wählen uns nicht aus, in wen wir uns verlieben«, sagte sie. »Die Liebe wählt uns aus. Und es ist gleichgültig, was unsere Erzeuger gewesen sein mögen.«
Megan trank einen kräftigenden Schluck von dem erwärmenden Gebräu, und obwohl ihr Verstand anscheinend auf diesem Hügelhang bei Webb zurückgeblieben war, flog ihr Herz Caney zu. »Ich nehme an, die Dinge verlaufen nicht allzu gut mit Mr. Hicks«, sagte sie leise.
Caney seufzte und gesellte sich zu Christy und Megan an den Tisch. »Er ist ein sturer Mann, mein Malcolm.« Megan sah Tränen in Caneys Augen, und das kam sehr selten vor, trotz allem, was sie im Laufe der Jahrzehnte mit dem Krieg, Großvaters Tod und dem Verlust der Farm an die Yankees alles durchgemacht hatten. »Ich weiß nicht mehr weiter, was ihn anbetrifft. Ich habe versucht, für ihn zu kochen. Ich habe versucht, ihn zu bemuttern. Ich habe versucht, ihn zu ignorieren. Und nichts hat sich geändert, überhaupt nichts.«
Christy und Megan schwiegen. Sie spürten, dass etwas mit der Wucht des Gewittersturms über sie hereinbrechen würde. Keine der beiden Frauen wollte es hören, doch sie konnten es ebenso wenig verhindern, wie sie das Wetter zu ändern vermochten.
Caney blinzelte und wischte mit dem Ärmel ihres Morgenrocks über die Augen. Ihr glänzendes volles Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, und zum ersten Mal in ihrem Leben sah Megan ihn genau an. Weil Caney sich um sie und ihre Schwestern gekümmert hatte, weil sie auf der Farm gewesen war, so weit sie zurückdenken konnten, hatten sie Caney für alt gehalten. Jetzt erkannte Megan, dass Caney nicht mal vierzig und schön war.
»Jeder vernünftige Mann würde stolz darauf sein, dich als Frau zu haben«, sagte Megan in dem hoffnungslosen Bemühen, das Unvermeidliche hinauszuzögern.
»Es wird Zeit, dass ich wegziehe«, sagte Caney. »Drei von euch sind verheiratet, und du bist verlobt, Miss Megan. Webb ist ein guter Mann, und er wird dir ein guter Ehemann sein.« Sie lächelte leicht. »Ich würde es mir an deiner Stelle jedoch nicht angewöhnen, mit ihm die Klingen zu kreuzen.« Ein kehliges Lachen. »Aber wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich es vermutlich tun.«
Sowohl Megan als auch Christy hatten sich versteift, und beide weinten lautlos und ohne
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