Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
Büro und ging durch den Saloon hinaus, ohne nach links und rechts zu blicken.
Sie war kaum eine Stunde zu Hause und fühlte sich immer noch wie in Trance, als Caney in einem von Jake Vigils Wagen vorfuhr. Wenn sie nicht bereits in einem Schockzustand gewesen wäre, dann hätte der Anblick ihrer lieben Freundin dafür gesorgt.
»Du bist zurückgekommen!«, rief sie erleichtert und erfreut und klammerte sich am Türrahmen fest, weil ihr schwindelig wurde. Caney würde doch noch der Trauung beiwohnen. Vielleicht würde sie sich sogar anders besinnen und in Primrose Creek bleiben.
Caney lächelte, als sie die Bremse anzog und vom Wagen kletterte. »Mr. Malcolm Hicks ist gerade noch rechtzeitig zur Vernunft gekommen«, sagte sie und streckte ihre Hand aus, um einen schmalen goldenen Ring zu zeigen. »Wir haben geheiratet. Sind seither in den Flitterwochen.«
Megan stieß einen Freudenschrei aus, und die beiden Frauen umarmten sich, doch als sie ins Haus gingen, änderte sich Caneys Verhalten abrupt.
»Was hast du heute Nachmittag bei Diamond Lil getrieben?«, fragte sie und packte Megan an den Oberarmen.
»Du weißt davon?«, fragte Megan und schluckte. »Schon jetzt?«
»Die ganze Stadt weiß davon!«, fuhr Caney sie an. Trotz ihrer bebenden Nasenflügel und der zusammengekniffenen Augen erkannte Megan, dass Caney weniger Ärger als Furcht empfand. »Die Gerüchte schwirren herum wie Bienen in einem in Brand geratenen Bienenstock! Was, um Himmels willen, hast du dir dabei gedacht?«
Megan hätte es keinem anderen auf der Welt erklärt, nicht einmal Webb. »Ich sollte Lils Partnerin werden.« Bei Caneys entsetztem Gesichtsausdruck fuhr sie hastig fort: »Sie baut ein Theater. Jedenfalls musste ich ihr sagen, dass ich mich anders entschieden habe.«
»Und das war alles?«, fragte Caney. »Das war alles, was geschehen ist?«
Megan konnte nicht lügen, besonders nicht bei dieser Frau, die wie eine Mutter für sie gewesen war. »Nein«, sagte sie. »Sie erzählte mir davon - von Bridget und Christy.«
»Gott sei uns gnädig!«, keuchte Caney und presste eine Hand aufs Herz, dass Megan einen Augenblick schreckliche Angst um sie hatte. »Ich muss mich setzen!«
Megan nahm Caney am Arm und führte sie zu einem Stuhl am Tisch. Dann holte sie ihr ein Glas kaltes Wasser und schaute besorgt zu, während sie daran nippte. Als Caney aufblickte, spiegelten ihre Augen Schmerz wider.
»Ich nehme an, du hast vor, es ihnen zu sagen.«
»Ich finde, sie sollten es wissen«, erwiderte Megan ruhig.
»Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es ihnen sagen soll. Auch nicht, ob du es erzählen sollst.«
»Wie hält man so etwas geheim?«, fragte Caney bange. »Es wird einen innerlich zerfressen.«
Megan setzte sich auf den Stuhl neben Caney und nahm ihre Hände. »Wie war es mit dir? Dies muss all die Jahre eine schreckliche Last für dich gewesen sein.«
»Zuerst war es nicht so hart. Ich hielt es für das Beste, nichts zu erzählen. Aber jetzt seid ihr erwachsene Frauen, ihr vier.« Sie atmete tief und zitternd aus. »Es ist meine Aufgabe, ihnen die Wahrheit zu erzählen«, sagte sie nach kurzem Schweigen, während ihr Gesicht eine Fülle von Gefühlen widerspiegelte. »Christy und Bridget haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Es wird sie jedoch erschüttern.«
Megan nickte. »Ja. Aber die Wahrheit ist immer besser als eine Lüge, nicht wahr? Und sie haben Trace und Zachary, auf die sie sich verlassen können. Ehrlich gesagt, ich glaube, wenn sie den Schock erst überwunden haben, werden sie froh sein, es endlich zu wissen.«
Caney riss sich los und schlug eine Hand vor den Mund, offenbar um ein Schluchzen, vielleicht sogar Hysterie zu unterdrücken. »Froh?«, spottete sie, doch nicht unfreundlich, nachdem sie sich wieder etwas unter Kontrolle hatte. »Weil sie herausfinden, dass ihre Mama eine Hure ist?«
Megan versteifte sich. »Lillian ist viel mehr als eine - eine Frau der Nacht, Caney. Sie ist eine starke Persönlichkeit, auch eine kluge. Sieh dir nur an, was sie alles erreicht hat.« Sie erinnerte sich an das Gespräch in Diamond Lils schlichtem Büro, und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. »Sie gab Christy und Bridget an Großvater weg, weil sie wünschte, dass sie eine richtige Familie und ein Zuhause hatten.«
Caney senkte den Blick, und als sie wieder aufschaute, spiegelten ihre Augen Zorn wider. »Wir alle hatten schlechte Zeiten«, sagte sie heftig. »Und wir haben nicht herumgehurt, um Essen auf den
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