Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
Lil gedehnt, zog mit offensichtlichem Genuss an ihrer Zigarre und blies den Rauch auf eine Weise aus, die fast elegant wirkte. »Die >feinen< Damen schauen Sie an, schön wie ein Blumengarten nach einem langen Winter und obendrein clever, und sie sehen in Ihnen all das, was sie niemals haben oder sein werden. Wenn Sie erst verheiratet sind, werden sie sich einreden können, dass Sie früher oder später genauso enden werden wie sie selbst. Aber ich bezweifle, dass dies geschehen wird.«
Megan blickte sie mit großen Augen an. »Sie bezweifeln das?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Lil lächelte, »Sie sind anders. Wie die anderen Frauen in Ihrer Familie. Herausforderungen machen Sie nur stärker, Wenn Ihnen jemand das Herz bricht, lernen Sie noch mehr und besser zu lieben. Ihr Großvater wäre stolz auf Sie gewesen.«
Megan stockte der Atem. Alles am Tonfall und am Verhalten dieser Frau wies darauf hin, dass sie Großvater gekannt hatte, aber das war unmöglich, oder?
»Ich wurde in Richmond geboren und wuchs dort auf«, fuhr Lil fort. »Ich traf Ihren Großvater nur zweimal, und jedes Mal unter nicht angenehmen Umständen, aber ich kann sagen, dass er zehnmal so viel wert war wie dieser Sohn, so charmant mein Thayer auch war. Ich liebte ihn, betete ihn regelrecht an, auch wenn er mich schäbig behandelt hat.«
Megan konnte kaum sprechen. Ein Gedanke wollte Gestalt annehmen, doch sie konnte ihn noch nicht ganz ergründen. »Sie kannten ... ?«
»Ihr Großvater bezahlte mich, damit ich Virginia für immer verließ, nachdem Christy geboren war, und das tat ich. Er war gekommen, um Bridget für sich zu beanspruchen, als sie eine Woche alt war, und ich ließ sie ebenfalls gehen. Als Christy zur Welt kam, war Thayer längst fort - ich hörte, er war nach New Orleans gegangen, immer einen Schritt voraus vor irgendeinem gehörnten Ehemann.« Lil legte eine Pause ein, und ihr Blick war wie in weite Ferne gerichtet. »Ich konnte meinen Babys nicht die Art Leben geben, die ich ihnen wünschte, nicht die Art, wie ich lebte, doch es war trotzdem hart, sie wegzugeben.«
Megan schloss die Augen. »Warum erzählen Sie mir das?«
»Ich habe mein Geheimnis über zwanzig Jahre lang bewahrt. Ich nehme an, ich bin es einfach leid, die Last zu tragen.«
»Warum sind Sie hergekommen - nach Primrose Creek?«
»Ich wusste, dass Ihr Großvater hier eine Parzelle Land besaß. Er hatte sie als Sicherheit für eine Schuld genommen, glaube ich. Ich schlug mich nach Westen durch und entschied mich, mir das Land anzusehen, bevor ich nach San Francisco weiterziehen würde. Mir gefiel es hier, ich sa h das Potenzial, und so blieb ich.«
»Bridget und Christy sind - sind Ihre Töchter.« Megan konnte es immer noch nicht fassen.
»Ja«, sagte Lil. Sie wirkte so müde, so niedergeschlagen, dass Megan in diesem Augenblick Mitleid mit ihr hatte. »Stellen Sie sich meine Freude vor, als Sie vier hier auftauchten.«
»Haben Sie es ihnen jemals sagen wollen? Sie sehen wollen?«
»Ich sehe sie ja dauernd. Primrose Creek ist eine kleine Stadt. Und was das Sagen anbetrifft, nun, ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihnen ins Gesicht zu sagen, dass ihre Mama eine Saloonbesitzerin ist und einst eine Hure war. Außerdem hatte mich Ihr Großvater dafür bezahlt - um aus ihrem Leben herauszubleiben. Im Gegensatz zu dem, was die meisten Leute von mir denken, bin ich nicht ehrlos.«
Megan fühlte sich benommen. »Sie sind das Geheimnis, das Caney all diese Zeit bewahrt hat.«
Lil nickte. »Sie war nicht erfreut, als sie erkannte, wer ich bin, aber sie und ich waren einer Meinung. Sie dachte wie ich, dass meine Töchter glauben sollten, was man ihnen ihr ganzes Leben lang gesagt hatte.«
Megan erhob sich schwankend. »Und jetzt?«
Lil breitete die zarten, langgliedrigen Hände aus. Bei genauerem Betrachten konnte Megan Dinge in ihrem Verhalten und ihrem Äußeren entdecken, die sie an Christy und Bridget erinnerten - Grazie, zum Beispiel, und auch Mut und Intelligenz. »Ich glaube, das liegt an Ihnen«, sagte sie.
Megan war sich der Last, die man ihr aufgebürdet hatte, nur allzu bewusst. »Da haben Sie mich ja in eine feine Lage gebracht«, sagte sie sarkastisch. »Erwarten Sie von mir, dass ich Christy und Bridget alles erkläre, damit Sie es ihnen nicht sagen müssen?«
Lil blickte sie traurig an. »Denken Sie, was Sie wollen«, sagte sie.
Megan hatte keine Antwort darauf, keine Antwort auf irgendetwas. Sie nickte nur zum Abschied, verließ das
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