Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
wie der Rest des Gebäudes. Es gab Tische mit grünem Filzbelag, und ein paar frühe Kunden hockten über Gläsern mit Whisky wie frierende Männer, die versuchten, die Wärme eines herabgebrannten Campfeuers aufzunehmen. Die berüchtigten »Mädchen«, die oben arbeiteten, waren nirgends zu sehen, worüber Megan ein wenig enttäuscht war.
Der Barkeeper hielt im Polieren von Gläsern inne, und sein Mund klaffte auf. »Hol mich der Teufel!«, entfuhr es ihm.
»Ich möchte zu Lilian Colefield«, sagte Megan deutlich, doch mit leicht zitternder Stimme. Die McQuarry-Frauen waren für ihre Kühnheit bekannt, doch dies war ein neues Gebiet, selbst für sie.
»Da bin ich«, sagte Lil und tauchte in einer Tür hinten im Saloon auf. Die Entfernung zwischen der Stelle, an der Megan stand, und der Tür kam ihr wie drei Meilen vor. »Kommen Sie mit in mein Büro, und wir plaudern ein bisschen.« Sie ließ den Blick über die starrenden Gäste schweifen. »Ihr Jungs schiebt die Stielaugen wieder in die Höhlen und kümmert euch um eure Angelegenheiten. Habt ihr noch nie eine anständige Frau gesehen?«
Megan hatte das Gefühl, durch kniehohen Schlamm zu waten, als sie durch diesen Saloon ging. Wenn jemals Caney von ihrem Besuch erfahren würde, dann würde sie ihr eine Predigt halten, die sich gewaschen hatte. Aber was hätte sie sonst tun können? Hätte sie sich auf die Straße stellen und Lil herausrufen sollen?
Lils Büro überraschte Megan; sie hatte Seide und Satin erwartet, vielleicht Plüschsofas und Samtvorhänge mit Troddeln. Stattdessen war der Raum vollkommen schlicht, enthielt nur einen Schreibtisch, ein paar Stühle und Regale voller Bücher und Aktenordner. In der Ecke stand ein kleiner Ofen.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Lil und setzte sich hinter den Schreibtisch. Sie war auch nicht wie eine Madame vom horizontalen Gewerbe angezogen, wie Megan bemerkte. Ihr Kleid war aus brauner Baumwolle, unverziert, und ungeschminkt spiegelte ihr Gesicht das harte Leben wider, das sie geführt hatte. Ihre Mundwinkel hoben sich leicht, als sie lächelte. »Was führt Sie her, Miss McQuarry?«
Nicht zum ersten Mal wünschte Megan, sie könnte zweierlei Persönlichkeiten sein, zum einen Webbs Frau und die Mutter seiner Kinder, und zum anderen die Helferin beim Aulbau des Theaters von Primrose Creek zu etwas, auf das die Gemeinde stolz sein konnte. Sie setzte sich sehr gerade auf und tat den entscheidenden Schritt. »Ich befürchte, ich kann nicht Ihre Partnerin sein. Es tut mir Leid.«
Lil hob eine Augenbraue. »Webb hat ein Machtwort gesprochen, nicht wahr?«
Megan stieg das Blut ins Gesicht, und ihre Haltung wurde noch gerader. »Ich habe die Entscheidung selbst getroffen«, sagte sie mit fester Stimme. Es stimmte natürlich nicht so ganz, aber das tat nichts zur Sache. »Danke für Ihr schönes Bett. Ich nehme an, Sie wollen es jetzt zurückhaben.«
Lil lachte. »Behalten Sie das Bett«, sagte sie. »Es ist mein Geschenk für Sie beide.«
Megan wusste nicht, was sie sagen sollte, nachdem sie nun ausgesprochen hatte, dass sie die Partnerschaft ablehnte. Sie hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit Bordellbesitzerinnen, ungeachtet ihrer skandalösen Karriere als Schauspielerin. »D-danke«, stammelte sie, und dann wurde ihr klar, dass sie sich wiederholte.
Lil nahm eine Zigarre aus einer Kiste auf ihrem Schreibtisch und bot Megan eine an. Sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab. Die Saloonbesitzerin zündete ihre Zigarre an, lehnte sich zurück und betrachtete ihre Besucherin durch eine Wolke blaugrauen Rauchs. »Sie haben Köpfchen und Schneid. Nicht viele Frauen würden am hellen Tag geradenwegs in Diamond Lils Saloon spazieren.«
Megan lächelte wehmütig. »Ich war Schauspielerin. Da bin ich daran gewöhnt, dass man über mich redet.«
»So?«, entgegnete Lil ruhig. »Ich habe mich nie daran gewöhnen können.«
Megan wollte Lillian Colefield fragen, wie sie zu Diamond Lil geworden war, doch das wäre neugierig gewesen, und wie die anderen McQuarrys tat sie ihr Bestes, die Schnüffelei auf die Mitglieder ihrer eigenen Familie zu beschränken. Sie seufzte. »Es ist schwer. Ich wäre gern wie sie - die >guten Frau-en< von Primrose Creek -, aber ich habe den Dreh anscheinend nicht heraus.«
Lil lächelte. »Oh, sie werden sich schon beruhigen, wenn Sie erst eine Familie haben und sesshaft werden. Dann werden Sie keine solche Bedrohung mehr für sie sein.«
Megan runzelte die Stirn. »Bedrohung?
»Ja«, erwiderte
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