Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
hätte ich es nicht tun sollen. Leben und Tod lagen hier außerhalb unserer Kontrolle. Jeden Moment hätte Matasumi entscheiden können, dass Ruth als Versuchsperson nicht mehr von Interesse war, oder Winsloe hätte in ihre Zelle schlendern und sie zu einer seiner Jagden abholen können. Trotzdem nahm ich einen Teil der Verantwortung auf mich – vielleicht, weil es mir das Gefühl gab, eine gewisse Kontrolle über eine unwägbare Situation zu haben.
Am späten Vormittag riss mich ein leises Stöhnen aus meinen Gedanken. Ich sah auf. Bauer stöhnte wieder. Sie grub den Kopf rückwärts ins Kissen; ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz.
»Doktor?«, sagte ich, während ich aufstand. »Sie wacht gerade auf.«
Während Carmichael zu uns herüberkam, beugte ich mich über Bauer. Ihre Augen öffneten sich abrupt.
»Hallo Sondra«, sagte ich. »Wir –«
Sie richtete sich schlagartig auf, wobei die dünnen Gurte rissen, und prallte gegen meine Schulter. Als ich zurückfuhr, fing ich Bauers Blick auf und sah etwas Hartes, Leeres darin. Bevor ich reagieren konnte, packte sie mich an den Schultern und schleuderte mich in die Luft. Einen Moment lang schien alles langsamer zu werden, und ich empfand einen Sekundenbruchteil völliger Stille, bevor die Schwerkraft die Regie übernahm; ich flog quer durch den Raum und krachte gegen die Wand.
Carmichael half mir auf die Füße und brüllte nach den Wachleuten. Bauer mühte sich darum, aus dem Bett zu kommen; die Laken hatten sich um ihre Beine gewickelt. Ihr Gesicht war wutverzerrt, die Augen leer; die Lippen bewegten sich tonlos. Als die Laken nicht nachgaben, brüllte sie vor Frustration und schwang die Beine seitwärts. Der Stoff zerriss. Ich rappelte mich auf, rannte zum Bett und warf mich über sie.
»Nehmt die Drecksfinger von mir!«, brüllte sie. »Ihr alle! Zurück! Fasst mich nicht an!«
»Delirium«, keuchte Carmichael, als sie mit stärkeren Gurten wieder zurückgerannt kam. »Sie haben gesagt, das gehört dazu –«
»Stimmt«, sagte ich, obwohl mir in diesem Moment, in dem ich quer über Bauer lag, während sie um sich schlug, die medizinische Diagnose weniger wichtig war. »Wo zum Teufel sind die Wachleute?«
Sie waren da und taten das, was sie am besten konnten – ihre Waffen umklammern und auf den Feuerbefehl warten. Carmichael warf ihnen die Gurte zu.
»Schnallen Sie sie fest!«, sagte sie. »Jetzt!«
Bevor sie reagieren konnten, bäumte Bauer sich auf und schleuderte mich von sich. Diesmal blieb ich einen Moment lang am Boden, um wieder zu Atem zu kommen. Sollten die verdammten Wachmänner sich doch drum kümmern. Sollte Carmichael sich drum kümmern. Sie war es schließlich, die sich geweigert hatte, Bauer festzuschnallen.
Bauer hörte auf zu zappeln und saß stocksteif da. Die vier Wachleute umstanden das Bett, die Gurte in den Händen und nervös wie Polizisten, die ein Netz über einen tollwütigen Hund werfen sollen – keiner von ihnen wollte den ersten Schritt tun. Schweiß strömte Bauer übers Gesicht, ihr Mund stand keuchend offen. Sie drehte den Kopf von einer Seite zur anderen; ihre Augen glitten über den Raum hin. Sie waren wild und leer, gingen über mich, die Wachleute und Carmichael hinweg. Sie blieben an einem Punkt zu ihrer Linken hängen, und dann warf sie sich nach vorn; nur die zerrissenen Laken hielten sie zurück.
»Verschwindet hier!«, brüllte sie imaginäre Feinde an.
Ich arbeitete mich auf die Beine, wobei ich mich vorsichtig bewegte – als versuchte ich der Aufmerksamkeit eines wilden Tieres zu entgehen.
»Wir müssen sie festschnallen«, flüsterte ich.
Niemand rührte sich.
»Geben Sie mir die da«, sagte Carmichael und streckte die Hand aus, um dem nächsten Wachmann die Gurte abzunehmen.
»Nein«, sagte ich. »Überlassen Sie das ihnen. Ich gehe näher ran und greife ein, wenn sie jemanden attackiert. Sie halten ein Beruhigungsmittel bereit und bleiben im Hintergrund.«
Na sicher doch, Elena übernimmt die lebensgefährliche Aufgabe selbst. Und wozu? Niemand würde es zur Kenntnis nehmen. Niemand würde es würdigen. Aber es musste gemacht werden. Und wenn ich es nicht tat, würde einer dieser Gorillas beim ersten Anlass feuern. Was wurde dann aus meinen Plänen? Sie würden mit Bauer zusammen begraben.
Carmichael wandte sich an die Wachleute. »Sie warten, bis Elena beim Bett ist. Dann handeln Sie schnell, aber vorsichtig. Sondra weiß nicht, was sie tut. Wir wollen sie nicht verletzen.« Was leichter
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