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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Klinke herunterzudrücken. Meine Finger reagierten nicht.
    »So sollte die Formel funktionieren«, sagte Ruth. Ihre Stimme und ihr Gesicht strahlten die Gelassenheit einer erfahrenen Lehrerin aus, die sich mit einem widerspenstigen Kind auseinander setzt. »Der Bann wird nicht brechen, bevor ich den Befehl dazu gebe.«
    Sie sagte ein paar Worte. Meine Hände ließen abrupt los, und ich verlor das Gleichgewicht. Als ich rückwärts stolperte, streckte Ruth eine Hand aus, um mich zu stützen. Ich fing mich wieder und trat zurück.
    »Bitte bleib«, sagte sie. »Bindeformeln haben ihren Nutzen, aber sie sind nicht sonderlich kultiviert.«
    »Bindeformeln?«, fragte ich, während ich meine immer noch tauben Finger bewegte.
    »Hexerei«, sagte Ruth. »Aber ich bin mir sicher, das hast du auch selbst schon gemerkt. Sollen wir noch mal von vorn anfangen? Ich bin Ruth Winterbourne. Die impulsive junge Frau hinter dir ist meine Nichte Paige. Wir müssen mit dir reden.«

Hokuspokus
    Ich wollte einfach nur noch weg. Die Tür aufreißen und rennen und nicht mehr stehen bleiben, bis Ruth und Paige Winterbourne verschwunden waren – nicht nur aus meinem Blickfeld, sondern auch aus meinen Gedanken. Ich wollte rennen, bis meine Beine schmerzten und meine Lungen brannten und ich an nichts anderes mehr denken konnte als daran, anzuhalten, bis ich viel zu müde war, um mich mit dem zu befassen, was gerade passiert war. Nicht gerade eine sonderlich reife Reaktion. Ich weiß das. Aber es war etwas, das ich konnte. Weglaufen, meine ich. Ich hatte das mein ganzes Leben lang getan. Selbst wenn ich gerade nicht wegrannte, wenn ich stehen blieb und mich meinen Ängsten stellte, gab es noch einen Teil von mir, der rannte, so schnell er nur konnte.
    Ich wusste, was ich tun sollte. Bleiben und der Sache auf den Grund gehen. Paiges Behauptungen widersprechen und herausfinden, was diese Frauen wussten. Wenn Paige einfach nur gesagt hätte, dass sie wusste, ich war ein Werwolf – so verstörend das gewesen wäre, ich hätte damit umgehen können. Aber als sie meine Biographie abspulte, wirkte der Übergriff noch viel persönlicher, obwohl all diese Daten öffentlich zugänglich waren. Und dann noch meine Beziehung zu Clay zu erwähnen, so sachlich, wie sie mein Geburtsdatum genannt hatte – zu diesem Zeitpunkt brüllte bereits jede Faser in mir, ich sollte rennen, Entfernung zwischen uns legen, mich später damit befassen. Nur Ruths Machtdemonstration hielt mich zurück. Außerdem gab sie mir einen Moment zum Nachdenken.
    Wollte ich wirklich zu Jeremy zurückkehren und ihm erzählen, dass zwei fremde Frauen mich beschuldigt hatten, ein Werwolf zu sein, woraufhin ich ausgerissen war? Oh, er würde nicht ärgerlich werden. Er würde verstehen. Und das war ja das Schlimme. Ich wollte nicht, dass er verstand, weshalb ich es vermasselt hatte. Ich wollte, dass er stolz auf mich war. Jaja, natürlich war ich viel zu alt, um mich um die Anerkennung eines Ersatzvaters zu bemühen, aber so war das eben. Nachdem Clay mich gebissen hatte, hatte Jeremy sich um mich gekümmert, hatte sein eigenes Leben hintangestellt, um meines wieder ins Gleis zu bringen. Jedes Mal, wenn ich eine derartige Ermittlung unternahm, zeigte ich Jeremy, dass er keinen Fehler gemacht hatte. Ich konnte dem Rudel meine Nützlichkeit beweisen, indem ich ihm seine Mühen zehnfach zurückzahlte. Und jetzt, als ich zum ersten Mal die öffentliche Entlarvung riskierte, hätte ich also nach New York zurückkehren und sagen sollen: »Tut mir Leid, Jer, aber ich bin nicht damit klargekommen?« Nie im Leben. Wenn ich jetzt wegrannte, würde ich auch weiterhin wegrennen. Alles, was ich mir im letzten Jahr erarbeitet hatte – das Leben in Stonehaven, mit dem Rudel, mit Clay zu akzeptieren –, würde damit ruiniert. Ich wäre wieder so unglücklich und verkorkst, wie ich es vor anderthalb Jahren gewesen war.
    Also blieb ich. Ruth und ich einigten uns auf eine Abmachung. Ich würde mir anhören, was sie zu sagen hatte, und mich auf nichts einlassen. Wenn ich wollte, konnte ich ihre Geschichte als das Gefasel einer senilen alten Frau auffassen und so tun, als wäre ich nur aus Höflichkeit geblieben.
    Wir setzten uns an den Tisch, Paige am Ende, den Stuhl etwas nach hinten geschoben. Sie hatte, seit ihre Tante aufgetaucht war, kein Wort mehr gesagt.
    »Glaubst du an Hexen?«, fragte Ruth, während sie mir eine Tasse Tee eingoss.
    »Wicca?«, fragte ich vorsichtig zurück.
    »Nein. Hexen.

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