Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Selbstsicherheit finden. Zu unterwürfig, und sie würde mich als leichte Beute betrachten. Zu selbstbewusst, und sie würde sich bedroht fühlen. Der springende Punkt war, ich durfte keine Furcht zeigen. Leichter gesagt als getan angesichts der blutigen Leichenteile auf dem Boden, die mich daran erinnerten, dass ich nur eine falsche Bewegung zu machen brauchte, und schon würden sich meine eigenen Gliedmaßen und Organe dazugesellen.
Ich schob mich vorwärts, den Blick auf einen Punkt unterhalb von Bauers Augen gerichtet. Dabei achtete ich auf verräterische Signale: Muskelknäuel, gespannte Sehnen, alle Anzeichen, die einem Angriff vorangingen. Nach fünf Schritten war ich neben ihr, etwa zwei Meter von ihr entfernt. Schweiß brannte mir in den Augen. Stank ich nach Furcht? Bauers Nase zuckte, aber ihr Körper blieb reglos. Als ich an ihr vorbeiging, drehte ich mich seitwärts, um sie im Auge zu behalten. Ihre Augen folgten mir. Noch ein Dutzend Schritte. Bauers Hinterteil hob sich, der erste Hinweis auf den Angriff. Ich dachte, mir würde noch Zeit zum Reagieren bleiben. Irrtum. Als mein Hirn zur Kenntnis nahm, dass sie springen würde, war sie bereits in der Luft. Zum Wegrennen blieb mir keine Zeit. Ich warf mich ihr entgegen und an ihr vorbei, landete auf dem Boden und rollte mich ab. Hinter mir kam Bauer auf; alle vier Füße schlitterten wild über den Boden. Da wurde mir klar, dass ich doch noch einen Vorteil hatte. Es war wie bei einem Fahrschüler, den man ans Steuer eines Maserati setzt – Bauer war auf die Kraft und die präzise Handhabung ihres neuen Körpers nicht vorbereitet. Wenn ich mir ihre Unerfahrenheit zunutze machen konnte, würde ich überleben.
Als ich auf die Füße kam, drehte sie sich gerade um. Ich sprintete an ihr vorbei und machte einen Satz in die Ecke. Ich riss eine Schranktür auf, verschaffte mir Halt an dem hölzernen Trennstab zwischen den Türen und fuhr wieder herum. Bauer flog auf mich zu. Ich trat sie unters Kinn, und sie machte einen Purzelbaum rückwärts und rutschte über den Fußboden. Als ich mich hastig zum Schrank drehte, sah ich Gesichter hinter der Scheibe in der Tür. Ob ihnen die Show gefiel? Ich hoffte es sehr.
Während Bauer sich aufrappelte, öffnete ich die zweite Tür und hielt Ausschau nach Spritzen mit Betäubungsmittel. Stattdessen entdeckte ich eine Schachtel mit eingeschweißten leeren Spritzen und Reihen beschrifteter Flaschen. Eigenbau also. Scheiße! Waren dies die richtigen Spritzen? Welche Flasche brauchte ich? Wie viel musste ich einfüllen? Ich packte eine Spritze und bewegte mich auf die Flaschen zu. Eine zweite verpackte Spritze schob ich mir in die Tasche. Vorsorgemaßnahmen. Als ich die Flaschen erreichte, suchte ich nach einer vertrauten Bezeichnung. Hinter mir kam Bauer auf die Füße. Mach voran, Elena! Nimm irgendeine! Ich las das Wort Pentobarbital, erkannte es von Jeremys Arzttasche her und griff danach. Bauer machte einen Satz auf die Theke zu, verschätzte sich und krachte hinein. Das ganze Möbel schwankte, gerade als ich die Flasche berührte. Sie fiel um, stürzte vom Regal, prallte von der Oberfläche der Theke ab und rollte über das Linoleum. Als Bauer sich auf den nächsten Angriff vorbereitete, griff ich nach einer weiteren Flasche Betäubungsmittel.
Es war keine da. Ich sah mich hektisch um und entdeckte nichts Vertrautes. Bauer sprang. Ich fuhr herum, um wieder nach ihr zu treten, und verfehlte sie um Haaresbreite. Diesmal hatte ich mir keinen Halt gesucht, und die Bewegung brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich kippte nach vorn, und Bauer packte mein linkes Knie. Die Reißzähne gruben sich ins Fleisch. Schmerz vernebelte mir das Blickfeld. Ich schlug blindlings mit der Faust zu, erwischte sie am Schädel und schleuderte sie zurück. Bei der Bewegung pflügten mir die Reißzähne durchs Knie. Mein Bein gab nach, sobald ich es belastete. Ich biss die Zähne zusammen, stolperte zu der Flasche mit Pentobarbital hinüber, packte sie und segelte ungeschickt über das nächste Bett. Als Bauer mir hinterhersprang, warf ich das Bett in ihre Richtung um und riss sie von den Beinen.
Ich riss das Siegel von der Flasche und füllte die Spritze. Nahm ich zu viel? Interessierte es mich? Wenn es sie ausschaltete, vorübergehend oder dauerhaft, war das gut genug. Als sie über das Bett sprang, rettete ich mich auf das zweite Bett, aber sie erwischte mich noch am Fuß. Die Reißzähne schürften mir den Knöchel auf, und dann hatte sie
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