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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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es mich freuen würde, wenn sie einen so fürchterlichen Tod wie diesen sterben würden. Nicht Carmichael.
    Zorn stieg in mir auf. Ich ballte die Fäuste, gab der Wut einen Moment lang nach, dann schob ich sie fort und drehte mich zu den anderen um.
    »Sie ist vollständig gewandelt«, sagte ich. »Ihr habt einen vollständig gewandelten, halb verrückten Werwolf da drin, und wenn ihr nicht schnell irgendwas unternehmt, kommt sie durch diese Tür. Warum steht alles hier rum? Was habt ihr vor?«
    »Die Frage ist«, sagte Tucker, »was hast du vor?«
    Ich trat von der Tür zurück. »Das hier ist euer Problem, nicht meins. Ich hab euch gewarnt. Ich hab euch gewarnt und gewarnt und wieder gewarnt. Ihr habt mich dazu benutzt, ihr zu helfen, dass sie sich erholt, und dann habt ihr mich wieder in meine Zelle gesteckt. Jetzt ist alles schief gegangen, und ich soll es in Ordnung bringen? Kommt nicht in Frage. Ich hab’s ja schließlich nicht verbockt.«
    Tucker winkte den Wachmännern. Einer ging zur Tür, sah prüfend durchs Fenster und drehte den Knauf.
    »Die Betäubungsmittel sind in dem Schrank an der gegenüberliegenden Wand«, sagte Tucker.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte ich. »Kommt absolut nicht in Frage.«
    Vier der übrigen Männer hoben die Waffen. Richteten sie auf mich.
    »Ich werde nicht –«
    Die Tür öffnete sich. Jemand gab mir einen Stoß. Als ich ins Innere stolperte, schlug die Tür hinter mir zu, erwischte mich an der Ferse und schleuderte mich zu Boden. Ich richtete mich auf allen vieren auf und hörte nichts als Stille. Dann vibrierte ein Geräusch im Raum, das ich mehr spürte als hörte. Ein Knurren.

Raserei
    Immer noch auf allen vieren, sah ich langsam hoch. Ein hundertzwanzig Pfund schwerer Wolf starrte zurück, den gelbbraunen Pelz aufgestellt, sodass Bauer so groß aussah wie eine Dogge. Sie starrte mir in die Augen, die Ohren nach vorn gestellt, die Zähne entblößt, die Lefzen zu einem lautlosen Fauchen nach hinten gezogen.
    Ich wandte den Blick ab und blieb unten, machte mich ein paar Zentimeter kleiner als sie. Die Unterwerfungsgeste ging mir gegen den Strich, aber mein Leben war mir mehr wert als mein Stolz. Und ja, in diesem Moment machte ich mir ernsthaft Sorgen wegen meiner Lebenserwartung. Selbst Clay vermied es, sich mit einem Werwolf anzulegen, wenn dieser in Wolfsgestalt war und er selbst nicht. Als Wolf hatte Bauer mir Zähne und Klauen voraus. Außerdem eignet sich die menschliche Gestalt von Haus aus nicht gut dafür, mit einem Tier zu kämpfen – zu langsam, zu schlaksig, zu leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die einzige überlegene Waffe, über die Menschen verfügen, ist ihr Gehirn, und auch das hilft nicht viel gegen ein Wesen mit Tierkörper und Menschenhirn. Gegen einen frisch gewandelten Werwolf ist das menschliche Gehirn sogar ein Nachteil. Wir denken logisch. Wir versuchen die Situation einzuschätzen, entwickeln mögliche Strategien und entscheiden uns für die Aussichtsreichste. Wenn ich morgens spät dran bin, kann ich auf der gesamten Strecke zum Büro das Gaspedal durchtreten, aber in Anbetracht der Unfallgefahr werde ich eher etwas zu spät, dafür aber lebendig zur Arbeit kommen. Ein neu gewandelter Werwolf verliert die Fähigkeit zum Abwägen, zum Einschätzen der Folgen. Er ist wie ein tollwütiges Tier, getrieben von Instinkt und Raserei, bereit, alles in seiner Reichweite zu vernichten, auch wenn er selbst dabei umkommt.
    Ich konnte nur dann mit Bauer kämpfen, wenn ich mich in einen Wolf verwandelte. Aber selbst unter idealen Umständen dauerte das fünf bis zehn Minuten. Wie Lake wäre ich in der Zwischenzeit vollkommen wehrlos, zu deformiert, um auch nur aufzustehen und wegzurennen. Bauer hätte mich in Stücke gerissen, bevor mir auch nur ein Pelz wachsen konnte. Aber niemand würde mich hier rauslassen, bevor ich nicht mit Bauer fertig geworden war. Und die einzige Methode war, sie zu betäuben.
    Zu diesem Zweck brauchte ich nichts weiter zu tun als quer durch den Raum zu rennen, eine Spritze mit Betäubungsmittel aus dem Schrank zu nehmen und sie ihr in die Haut zu rammen. Es hörte sich wirklich einfach an. Wenn da bloß nicht dieser Werwolf im Blutrausch zwischen mir und dem Schrank gewesen wäre. Wenn Bauer sich nicht schon auf mich stürzte, während ich zum Schrank rannte, würde sie angreifen, sobald ich ihr den Rücken zukehrte. Ich holte Luft. Erster Schritt: Ich musste die richtige Mischung aus Unterwürfigkeit und

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