Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
langsamer und kam ächzend zum Stehen. Ich wagte kaum zu atmen und wartete nur noch darauf, dass der Boden unter mir nachgab. Dann öffnete sich die Tür.
Als Nächstes starrte ich eine taillenhohe Wand an. Nein, keine Wand. Einen Fußboden. Der Aufzug war zwischen zwei Stockwerken stehen geblieben. Als ich einen Schritt nach vorn machte, um hinauszusehen, kam der nächste Ruck. Metallteile stöhnten in dem Schacht über mir, und die Kabine begann wieder zu sinken. Der Fußboden hob sich langsam von Taillen- auf Brusthöhe. Meine Aussichten auf Flucht verschwanden – im wortwörtlichen Sinne. Ich packte die Kante und stieß mich vom Boden ab, verlor den Halt und landete wieder in der Kabine. Ich rappelte mich auf und versuchte es noch einmal. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich durch das Loch schlängeln, bevor der Aufzug den Schacht hinunter verschwand.
Als ich mich umsah, erkannte ich das oberste Stockwerk. Der Lift hatte mich also bis ganz nach oben gebracht, gepriesen sei er. Im mittleren Stockwerk hätte ich keine Ahnung gehabt, wo ich nach der Treppe suchen musste.
Ich ließ mir einen Moment Zeit, um mich zu sammeln und mir ins Gedächtnis zu rufen, wo der Ausgang war. Links von mir am Ende des Gangs. Als ich mich umdrehte, hallten Stimmen durch den Gang – sie kamen vom anderen Ende her auf mich zu. Wachmänner. Etwa sechs Meter weiter war eine Tür. Ich rannte hin, riss sie auf und machte einen Satz in den Raum dahinter, aber schon im Laufen merkte ich, dass die Stimmen nicht näher kamen. Die Wachmänner standen jetzt beim Aufzug. Sie diskutierten, was sie mit dem kaputten Aufzug tun sollten; dann beschlossen sie einstimmig, die Entscheidung jemand anderem zu überlassen – in diesem Fall Tucker. Eine Minute später waren sie verschwunden.
Ich wartete, bis das Geräusch ihrer Stiefel verklungen war, dann schob ich mich aus meinem Versteck, sah kurz in beide Richtungen und rannte los. Der Gang endete in einem kleinen Raum, und hier befand sich auch die Tür zur Freiheit. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als sie zu öffnen. Und um sie zu öffnen, brauchte ich nichts weiter als den Retina- und Handflächenscan einer autorisierten Person. Ein Kinderspiel … Himmeldonnerwetter! Warum hatte ich daran nicht gleich gedacht? Bis zur Erdoberfläche zu kommen war nur das halbe Problem.
Die Stimmen kamen näher. Schon wieder da? Ich rannte zu meinem Versteck zurück. Als ich im Inneren war, lauschte ich. Nur zwei Stimmen. Sie warteten darauf, dass Tucker auftauchte. Ich hatte keine Zeit, mir einen idiotensicheren Plan einfallen zu lassen – oder auch nur irgendeinen Plan. Gegen mehr als zwei Wachmänner hatte ich keine Chance. Wenn ich zögerte, würde ich in diesem Wandschrank festsitzen, bis jemand mich entdeckte.
Ich stieß die Tür auf, sah in den Gang hinaus und vergewisserte mich, dass ich die Männer nicht sehen konnte – denn dann konnten sie mich ebenso wenig sehen. Danach lief ich so leise wie möglich zum Aufzug. Als ich die Ecke erreichte, blieb ich stehen, duckte mich und spähte um sie herum. Die beiden Männer wandten mir den Rücken zu – einer sah in den Aufzugschacht hinunter, der andere beschwerte sich, weil die Verstärkung noch nicht da war. Ich holte tief Luft, stürzte mich auf den ersten Mann und stieß ihn in den Schacht. Seine Arme ruderten kurz, dann verschwand er aus meinem Blickfeld. Beinahe wäre ich hinterhergestolpert; aber im letzten Moment nutzte ich meinen Schwung dazu, mich zu drehen und den zweiten Mann anzuspringen. Seine Hand zuckte zur Waffe. Als er die Pistole herausriss, schnappte ich sie ihm aus der Hand und warf sie in den Aufzugschacht. Dann hielt ich dem Mann mit einer Hand den Mund zu und stieß ihn vor mir her.
Als er sich wehrte, wuchtete ich ihn vom Boden hoch und trug ihn. Seine Füße traten wild um sich. Einer der Tritte erwischte mich an der verletzten Kniescheibe und jagte einen solchen Schmerz durch mein Bein, dass ich ihn fast fallen gelassen hätte.
Ich zerrte den Mann bis zu der Tür. Die Kontrolltafel sah genauso aus wie die am Ausgang des Zellenblocks. Ich drückte auf den Knopf, den Bauer verwendet hatte, und zwang das Kinn des Mannes nach oben. Als die Kamera zu summen begann, wurde ihm klar, was ich tat, und er schloss die Augen. Aber es war zu spät. Das erste Licht blinkte grün. Ich packte die Hand des Mannes und zwang seine Finger auseinander. Knochen knackten. Die gebrochenen Finger legte ich um die Griffstange der Tür. Das
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