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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zweite Licht wurde grün. Mit meiner Hand über der seinen riss ich die Tür auf. Und dann brach ich ihm den Hals. Ich zögerte nicht, fragte mich nicht, ob ich ihn wirklich umbringen musste, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gab. Für ein Gewissen war keine Zeit. Ich tötete ihn, ließ die Leiche auf dem Boden liegen, nahm mir seine Stiefel und rannte los.
    Ich stürzte in den Wald, mied das Netz von Wegen und hielt mich stattdessen ans Unterholz. Niemand folgte mir. Das würde noch kommen. Die Frage war, wie weit ich es vorher schaffen würde. Wie viele Meilen waren es bis zur nächsten Stadt? Welche Richtung? Ich schob die ersten tastenden Finger der Panik fort. Bewohnte Gegenden zu finden durfte nicht meine oberste Priorität sein. Ein sicherer Ort war wichtiger. Meine menschliche Seite setzte öffentliche Orte mit Sicherheit gleich, aber zugleich wusste ich, dass jedes Versteck reichen würde, wenn es nur weit genug von der Anlage entfernt war. Weit weg flüchten, mich verstecken und Kräfte sammeln war der erste Schritt. Danach konnte ich mich um ein Telefon kümmern.
    Es war eine Nacht wie die, in der Winsloe Lake gejagt hatte: kalt, feucht und bewölkt; das Mondlicht drang nur schwach durch die Wolkendecke. Eine fantastische Nacht für einen Ausbruch. Die Dunkelheit lieferte mir Deckung, und die Kälte würde mich vor Überhitzung bewahren. Allerdings stellte ich bald fest, dass Letzteres kein Thema war. Ich kam gar nicht schnell genug voran, um in Schweiß zu geraten. Abseits der Pfade war das Unterholz so dicht wie ein Regenwald. Jeder Quadratzentimeter Boden war mit Ranken und toten Pflanzenresten bedeckt. Und darüber war alles mit Büschen und dünnen Bäumen zugewuchert, die um das bisschen Sonnenlicht wetteiferten, das nicht von den riesigen alten Bäumen aufgesogen wurde. Hier und da traf ich auf schmale, vom heimischen Wild ausgetretene Pfade, aber ich verlor sie jedes Mal wieder. Die Wildnis hatte die dünnen Breschen schon wieder in Besitz genommen. Ein Ort für Tiere, nicht für Menschen. Anders als die meisten Ausbrecher konnte ich mich in ein Tier verwandeln, aber die zehn Minuten für die Wandlung hatte ich nicht übrig. Nicht, während ich noch so nahe bei der Anlage war. Meine Verfolger würden zu Fuß sein; im Augenblick konnte ich es mir noch leisten, diesen Nachteil mit ihnen zu teilen.
    Als ich durch den Wald stürmte, wurde mir klar, dass ich außerdem noch ein – mindestens ein – zusätzliches körperliches Handicap hatte. Erstens trug ich ein Paar Männerstiefel Größe fünfundvierzig an Frauenfüßen Größe einundvierzig. Zweitens und schlimmer als das, ich war verletzt. Schnitte überzogen meine Arme und mein Gesicht und brannten, wann immer ein Zweig mich streifte. Ich hatte Schmerzen von ungefähr einer Million weiterer unverheilter Schrammen, die ich mir im Verlauf der letzten Woche zugelegt hatte. Aber damit konnte ich leben. Beiß die Zähne zusammen und sei ein großes Mädchen. Mein Knie – das war etwas anderes. Seit Bauer es mir in der Krankenstation aufgerissen hatte, war aus dem Höllenfeuer ein dumpfes, anhaltendes Brennen geworden. Die Tritte des Wachmanns hatten die Flammen wieder angefacht, und durch den Wald zu rennen fühlte sich an, als leitete man reinen Sauerstoff hinein. Nach zwanzig Minuten hinkte ich. Hinkte stark. Blut strömte an meinem Scheinbein hinunter, und rohes Fleisch scheuerte an meinem Hosenbein und teilte mir mit, dass Tuckers Flickwerk aufgegangen war. Ich musste mich verwandeln. Es war eine simple Rechnung: ein unbrauchbares Bein von vieren war immer noch doppelt so gut wie eins von zweien.
    Ich wurde langsamer und ging jetzt vorsichtiger, um keine allzu offensichtliche Schneise zu hinterlassen. Nach fünf Minuten im Zickzack fand ich ein Dickicht, kroch hinein und lauschte. Immer noch kein Zeichen von Verfolgung. Ich zog die Kleider aus und verwandelte mich.
    Ich war immer noch mit dem letzten Stadium der Wandlung beschäftigt, als mich etwas zu Boden schleuderte. Ich sprang auf und fuhr herum, um meinem Angreifer ins Gesicht zu sehen. Ein Rottweiler stand einen guten Meter von mir entfernt und knurrte; ein Geiferfaden hing ihm von der Oberlippe. Links von ihm stand ein großer Bluthund. Ein Spürhund und ein Killer. Die beiden stammten nicht von einer benachbarten Farm. Sie mussten von der Anlage gekommen sein. Sch…! Ich hatte nicht gewusst, dass sie dort Hunde hielten. Der Zwinger musste im Freien sein. Hätte ich

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