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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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innegehalten und gewittert, bevor ich in den Wald rannte, wäre ich darauf vorbereitet gewesen. Aber dafür hatte ich mir nicht die nötige Zeit genommen.
    Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Der Bluthund drehte sich um und floh – weniger eingeschüchtert als verwirrt; er sah eine Art Wolf und roch einen Menschen. Der Rottweiler blieb stehen und wartete darauf, dass ich den nächsten Schritt in dem Tanz ritualisierter Drohgebärden tat. Stattdessen ging ich auf ihn los. Zum Teufel mit dem Ritual. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Förmlichkeiten. Spürhunde bedeuteten Verfolger, und Verfolger bedeuteten Schusswaffen. Ich zog es vor, mein Glück mit dem Rottweiler zu versuchen.
    Der plötzliche Angriff überraschte den Hund, und ich grub ihm die Zähne in die Hinterkeule, bevor er sich losreißen konnte. Er schnellte herum, um mich zu packen, und ich schoss außer Reichweite. Als ich wieder sprang, war er vorbereitet und richtete sich auf, um mich mitten im Sprung abzufangen. Wir krachten gegeneinander; jeder versuchte den anderen an der Kehle zu erwischen. Seine Zähne streiften meinen Unterkiefer. Zu knapp für meinen Geschmack. Ich machte mich los und sprang wieder auf die Füße. Der Rottweiler rappelte sich ebenfalls auf und sprang mich an. Ich wartete bis zur letzten Sekunde und wich dann nach links aus. Er kam auf dem Boden auf, alle Beine vorgestreckt, um sich abzubremsen. Ich schoss hinter ihn und sprang ihm auf den Rücken. Als er fiel, krümmte er sich, und die Kiefer erwischten mich am Vorderbein. Schmerz jagte durch mich hindurch, aber ich widerstand dem Drang zurückzuzucken. Stattdessen schnappte ich nach seiner ungeschützten Kehle, und meine Zähne gruben sich durch Pelz und Fleisch. Der Rottweiler krümmte sich und bäumte sich auf, um mich abzuwerfen. Mein Kopf schoss wieder nach unten. Diesmal packte ich seine aufgerissene Kehle und nagelte ihn auf dem Boden fest. Ich wartete, bis er aufhörte zu zappeln, dann ließ ich los und rannte.
    Schon hallte das Bellen eines Spürhundes durch den Wald. Rennende Pfoten ließen den Boden vibrieren. Drei Hunde, vielleicht auch vier. Der Bluthund hatte in Gesellschaft seiner Kollegen wieder Mut gefasst. Konnte ich gegen vier Hunde kämpfen? Nein, aber die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass einer oder zwei vor einem Werwolf davonrennen würden, so wie der Bluthund es zunächst getan hatte. Konnte ich mit dem Rest fertig werden? Ich überlegte noch, als jemand laut brüllte – und damit war mir die Entscheidung abgenommen. In der Zeit, die ich brauchen würde, um die Hunde zu bekämpfen, hätten die Männer uns eingeholt. Damit war die Anzahl möglicher Entscheidungen auf zwei geschrumpft: den Bluthund abschütteln oder die Hunde von ihren menschlichen Gefährten wegführen. So oder so, ich musste rennen.
    Die beste Methode, den Bluthund abzuschütteln, war es, durch Wasser zu laufen. Winsloe hatte einen Fluss erwähnt. Wo war er? Die Nachtluft war so feucht, dass alles nach Wasser roch. Ich war etwa eine halbe Meile gerannt, als der Feuchtigkeitsgehalt der westlichen Brise sich verdreifachte. Ich schwenkte nach Westen, fand einen Pfad und nahm ihn. Jetzt war Geschwindigkeit wichtiger als das Verwischen meiner Spuren. Ich rannte aus Leibeskräften den Pfad entlang, den Kopf gesenkt, die Augen gegen den Wind zusammengekniffen. Ich jagte über einen sumpfigen Fleck hinweg, den ich in drei Sprüngen hinter mir ließ. Als meine Vorderpfoten wieder auf festeren Boden trafen, gab der Boden unter meinen Hinterbeinen plötzlich nach. Ich suchte nach Halt, grub die Klauen in die Erde, während meine Hinterbeine in die leere Luft schlugen. Dann verschwand mein Hinterteil in einem tiefen Loch. Mir fiel wieder ein, was Winsloe gesagt hatte, als es darum ging, ob Lake zum Fluss rennen würde: »Wenn er die direkte Route nimmt, fällt er in eine Bärengrube.« Warum hatte ich daran nicht schon vor fünf Minuten gedacht?
    Das Gebell des Hundes wurde lauter; dann merkte ich, dass es zwei Stimmen waren. Zwei Spürhunde. Beide kamen mir allmählich sehr, sehr nahe. Meine rechte Hinterpfote fand einen Halt in der Grubenwand, einen Stein oder eine Wurzel. Ich stieß mich ab und bekam genug Schwung, um den Hintern fast ganz aus der Grube zu ziehen. Ich verfluchte das Fehlen von Fingern, grub die vorderen Klauen in den Boden und die hinteren in die Grubenwand und zerrte mein Hinterteil hoch. Ein Hund kläffte hinter mir. Ich drehte mich nicht um, um zu sehen,

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