Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
umkehren und uns verfolgen konnten. Und wenn die Hunde tot waren, brauchten wir auch nicht mehr ins Wasser zu laufen, um die Spur zu vernichten.
Wir tauchten ins Unterholz ein und schlugen einen Bogen nach Norden. In zehn Meter Entfernung kamen wir an den Wachmännern vorbei, als sie Richtung Fluss trabten. Sie hielten nicht einmal inne, ebenso wenig wie der Rottweiler, der neben ihnen herlief. Sie machten genug Krach, um uns vollkommen zu übertönen, und der Südostwind verhinderte, dass der Hund uns witterte.
Ich folgte Clay zwei Meilen weit durch den Wald. Er lief nach Nordosten. Als er stehen blieb, schnupperte ich nach dem Gestank einer Straße, roch aber nur Wald. Während ich noch die Brise absuchte, strich er an meiner Flanke entlang, dicht genug, dass ich durch den Pelz hindurch seine Körperwärme spüren konnte. Er umkreiste mich; dann blieb er bei meiner verletzten Schulter stehen, leckte sie zweimal und kreiste wieder. Diesmal hielt er bei meinem linken Hinterbein inne und schlug es mir weg, so dass ich hinfiel. Er schnupperte an der zerrissenen Kniescheibe und begann zu lecken. Ich fuhr hoch und bedeutete ihm, dass wir uns wieder auf den Weg machen mussten, aber er schlug mir die Hinterbeine zum zweiten Mal weg, weniger vorsichtig diesmal, und machte sich wieder an meinem Knie zu schaffen. Dann begutachtete er meine Schulter. Alle paar Minuten schob er die Schnauze an meine Wange, so dass sein Atem mir heiß übers Gesicht strömte, stupste mich und säuberte dann wieder sorgfältig meine Verletzungen. Während er arbeitete, kreiselten meine Ohren unablässig und lauschten auf Wachmänner, aber es kamen keine. Endlich schubste Clay mich auf die Füße, strich ein letztes Mal an meiner Flanke entlang und machte sich dann in einem langsamen Trab auf den Weg nach Nordosten. Ich folgte ihm. Eine halbe Stunde später fing ich den entfernten Geruch einer Straße auf. Zeit für die Wandlung.
Auch als ich damit fertig war, blieb ich noch in meinem Versteck. Während Clay auf der anderen Seite des Dickichts auf und ab ging, kauerte ich dort, lauschte auf das Prasseln von totem Laub unter seinen Füßen und fragte mich, was zum Teufel ich hier eigentlich noch tat. Neun Tage lang hatte ich nicht gewusst, ob ich Clay jemals wiedersehen würde. Eine endlose Nacht lang hatte ich sogar geglaubt, er könnte tot sein. In der Sekunde, in der meine Wandlung vorüber war, hätte ich zu ihm rennen sollen. Stattdessen kniete ich hier auf dem Boden, und mein Herz hämmerte, nicht vor Vorfreude, sondern aus einem anderen Grund, der sich eher nach Furcht anfühlte.
Ich wusste nicht, wie ich Clay entgegentreten sollte. Es war, als wartete da draußen ein Fremder auf mich, und ich war mir nicht sicher, wie ich reagieren sollte. Ich wollte nichts mehr, als hier verborgen zu bleiben, bis er fortging. Nein, er sollte nicht wirklich fortgehen. Ich wünschte … ich wünschte mir einfach nur, Jeremy wäre hier. War das nicht fürchterlich? Einen Puffer zu wollen, der mich bei meinem Wiedersehen mit dem Mann, den ich liebte, abschirmen sollte? Clay war die einzige Person, bei der ich mich jemals vollkommen geborgen gefühlt hatte. Und jetzt war mir, als müsste ich einem Fremden entgegentreten. Was war das eigentlich für ein Blödsinn? Aber auch wenn es idiotisch war, ich konnte nicht zu ihm hingehen. Ich hatte Angst. Angst, ich würde sehen, dass etwas in seinen Augen fehlte, ich würde Anzeichen für den Blick sehen, den er mir zugeworfen hatte, als er glaubte, ich sei Paige.
Clay hörte auf, hin und her zu rennen. »Elena?«, sagte er leise.
»Äh … ich habe nichts anzuziehen.«
Von allen schwachsinnigen Dingen, die ich hätte sagen können, stand dies ganz oben auf der Liste. Ich rechnete damit, dass Clay sich vor Lachen auf den Boden setzen würde. Er tat es nicht. Er machte kein Geräusch, griff nur in das Dickicht hinein und streckte mir die Hand hin. Ich schloss die Augen, nahm sie und ließ mich von ihm ins Freie ziehen.
»Mieser Zeitpunkt zum Witzereißen, was?«, sagte ich.
Aber er lächelte nicht. Stattdessen stand er da, und seine Augen suchten mein Gesicht ab – zögernd, fast unsicher. Dann zog er mich an sich. Meine Knie gaben nach, und ich stolperte in seine Arme, vergrub das Gesicht an seiner Schulter, atmete seinen Geruch ein, während etwas, das sich beängstigend nach einem Schluchzen anhörte, aus mir hervorbrach. Ich sog ihn ein, füllte meine Gedanken mit seinem Geruch, drängte alles andere
Weitere Kostenlose Bücher