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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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waren Amerikaner und wussten, dass wir – mit Ausnahme von mir selbst – amerikanische Staatsbürger waren. Also würden sie davon ausgehen, dass wir in den Staaten blieben, selbst wenn Kanada nur ein paar Autostunden entfernt lag. Zweitens war West Brunswick eine Gegend, in der man überwiegend Französisch sprach. Das mochte zunächst aussehen wie ein Hindernis – und Jeremy bezweckte genau das –, aber in Wirklichkeit war die Sprachbarriere auch nicht schwieriger zu überwinden als die Landesgrenze. Sowohl Jeremy als auch ich selbst sprachen Französisch, und selbst, wenn nicht – die meisten Einheimischen waren zweisprachig. Wenn Tucker überhaupt auf den Gedanken kam, einen Suchtrupp über die Grenze zu schicken, würden seine Leute sich instinktiv eher an die englischsprachigen Gebiete im östlichen New Brunswick halten. Und so waren wir hier, keine zweihundert Meilen von Winsloes Anlage entfernt, sicherer, als wenn wir bis an die Küste von Florida gefahren wären.
    Auf der Fahrt sprachen Clay und ich wenig. Jeder andere hätte mich mit Fragen über meine Gefängniswärter, die Anlage, meine Flucht bestürmt. Irgendwann würde ich solche Fragen beantworten müssen, aber im Augenblick wollte ich nichts weiter als mich zurücklehnen, der Landschaft beim Vorbeiziehen zusehen und vergessen, was hinter mir lag. Und Clay ließ es mich tun.
    Wir erreichten das Motel um halb zehn. Es war eine alte, aber gepflegte Anlage mit einem riesigen Schild an der Straße, auf dem »Bienvenue/Welcome« stand. Auf dem Parkplatz parkte bloß ein halbes Dutzend Autos. Gegen Abend würde er voller Urlauber sein, die von Ontario und Québec in die Maritimes fuhren, aber im Augenblick waren sie alle fort – früh aufgestanden und zur Frühstückszeit schon wieder unterwegs.
    »Ist das hier der richtige Ort?«, fragte ich. »Erkennst du einen von diesen Leihwagen?«
    »Nein, sie haben sich inzwischen sicher neue besorgt. Aber den Typ an dem Zaun da hinten, den kenne ich.«
    Jeremy stand mit dem Rücken zu uns vor einem Gehege mit Moorhühnern und Fasanen.
    Ich riss die Tür auf und sprang hinaus, bevor das Auto ganz zum Stehen gekommen war.
    »Hunger?«, rief ich, während ich zu Jeremy hinübertrabte. »Die sehen ganz schön fett aus.«
    Jeremy drehte sich um und schenkte mir ein halbes Lächeln, so wenig überrascht, als hätte ich die ganze Zeit hinter ihm gestanden. Er hatte unsere Ankunft wahrscheinlich beobachtet und einfach hier gewartet und die Vögel betrachtet. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich dies als Desinteresse empfunden und mir stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, warum er mir nicht entgegengekommen war. Aber ich wusste, Jeremy hatte mich nicht ignoriert. Er hatte gewartet. Jeremy würde mir zur Begrüßung niemals entgegenrennen, ebenso wenig, wie er mich ungestüm in die Arme nehmen und mir sagen würde, dass er mich vermisst hatte. Auch wenn alle anderen Mitglieder des Rudels genau das getan hätten – es war nicht Jeremys Art. Aber als ich die Arme um ihn legte und ihn auf die Wange küsste, drückte er mich an sich und murmelte etwas davon, dass er sich freute, mich zu sehen. Und das war genug.
    »Habt ihr schon gegessen?«, fragte er. Typisch Jeremy. Ich hatte die letzten neun Tage gefangen in einer Zelle verbracht, und sein erster Gedanke war, sie könnten mich nicht gut genug gefüttert haben.
    »Wir haben uns was zum Frühstück besorgt«, sagte Clay im Näherkommen. »Aber wahrscheinlich hat sie immer noch Hunger.«
    »Heißhunger«, sagte ich.
    »Eine Meile weiter ist ein Restaurant«, sagte Jeremy. »Dort kriegen wir ein richtiges Frühstück. Aber vorher würde ich vorschlagen, ihr zieht euch noch ein paar zusätzliche Sachen an. Alle beide.« Er manövrierte mich zum Motel hinüber. »Wir nehmen mein Zimmer. Mein ganzes Zeug ist dort, und so, wie das Knie da aussieht, werden wir’s brauchen.«
    Eine Zimmertür öffnete sich, und Paige kam heraus, aber Jeremy führte mich weiter zum anderen Ende der Türenreihe. Ich brachte ein schnelles Lächeln und ein Winken zustande, bevor Jeremy mich in sein Zimmer schob.
    »Sie wollen dich alle unbedingt sehen, aber das kann warten«, sagte er.
    »Möglichst bis nach dem Duschen«, sagte ich.
    »Erst die medizinische Notversorgung. Dann Dusche, Essen, Ausruhen. Mit Leuten zu reden – das hat Zeit.«
    »Danke.«
    »Am Knie ist es am schlimmsten«, sagte Clay, als ich mich hinsetzte. »Die Schulter sieht übel aus, aber das ist alles

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