Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
irre.« Sie machte eine Pause und schluckte. Dann schüttelte sie abrupt den Kopf und drehte sich wieder zu mir. »Wie ist es passiert?«
Ich zögerte. Dies war nicht der richtige Moment für die Wahrheit. Nicht, bevor ich mit Jeremy geredet hatte.
»Herzversagen«, sagte ich.
Paige runzelte die Stirn. »Aber ihr Herz –«
»Willkommen zurück!«, brüllte Adam von der anderen Seite des Parkplatzes herüber.
Ich drehte mich um und sah ihn grinsend auf uns zurennen.
»Du siehst gut aus«, sagte Adam. »Na ja, von den Schnitten da abgesehen. Wir werden’s ihnen heimzahlen. Was machen deine Arme? Die Verbrennungen, meine ich. Ich hatte keine Gelegenheit, das zu erklären. Es war keine Absicht, aber ich nehme mal an, das hast du dir denken können, schon weil Clay mich nicht dafür umgebracht hat. Jedenfalls, es tut mir Leid. Wirklich sehr Leid.«
»Um ehrlich zu sein, ich hatte das total vergessen.«
»Gut. Dann vergiss, dass ich’s erwähnt habe.« Er drehte sich um, als Clay sich zu uns geseilte. »Wie kommt’s, dass du mich nicht mitgenommen hast? Ich hätte dir bei der Befreiungsaktion helfen können.«
»Es gab keine«, sagte Clay, während er mir den Arm um die Taille legte. »Ich habe versucht, einen Weg in die Anlage zu finden, und währenddessen ist Elena geflohen. Ich habe nichts weiter getan, als das Fluchtauto zu fahren.«
»Seht ihr?«, sagte Cassandra, die in diesem Moment ebenfalls dazukam. »Ich hab euch doch gesagt, Elena ist ein schlaues Mädchen.«
Paige verdrehte die Augen bei dem Wort »Mädchen«, aber Cassandra ignorierte es.
»Herzlichen Glückwunsch, Elena«, sagte sie, während sie mir eine kühle Hand auf den Arm legte. »Es freut mich zu sehen, dass du wieder da bist und so gut aussiehst.«
Sie hörte sich an, als meinte sie es ernst. Ich rief mich zur Ordnung. Warum sollte es anders sein? Weil sie in meinem Traum den anderen geraten hatte, mich im Stich zu lassen, und ihr Glück bei Clay versucht hatte? Ein Traum, erinnerte ich mich selbst. Ausdruck meiner eigenen Unsicherheit. Cassandras Lächeln wirkte echt. Wenn Clays Arm sich etwas fester um mich zu legen schien – na ja, das war wahrscheinlich ein Zufall. Oder Einbildung.
»Wir sollten mit der Besprechung anfangen«, sagte Paige. »Wir machen es kurz. Ich bin sicher, du bist erschöpft, Elena. Wir werden heute Abend nicht nach Details bohren. Ich verspreche es.«
Loyalitäten
Bei der Besprechung fasste Jeremy zusammen, was meine Flucht an neuen Informationen erbracht hatte. Wenn wir meine Kenntnisse mit Clays Wissen kombinierten, bekamen wir ein brauchbares Bild von der inneren und äußeren Struktur der ganzen Anlage. Aber das Wichtigste war: wir wussten jetzt, wo wir unsere Feinde finden konnten. In Anbetracht der Größe und Komplexität des ganzen Unternehmens war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie ihren Standort so bald verlegen würden. Somit, so argumentierte Jeremy, konnten wir in Ruhe planen, wie wir unsere Feinde ausschalten und Ruth und die anderen befreien würden.
Als Jeremy dies sagte, wurde mir klar, dass alle Welt davon ausging, Ruth wäre noch am Leben. Warum auch nicht? Ich hatte ja schließlich nichts Gegenteiliges gesagt.
»Ruth – hm – hat es nicht geschafft«, sagte ich.
»Was?« Adams Blick flog zu Paige hinüber. »Du meinst damit, sie –«
»Sie ist tot«, sagte Paige. Ihre Stimme klang leise und hohl.
»Scheiße.« Adam ging zu Paige hinüber und legte ihr den Arm um die Schultern; dann sah er mich an. »Was ist passiert?«
Jetzt saß ich in der Falle. Sollte ich vor der ganzen Gruppe lügen, obwohl sie die Wahrheit erfahren würden, sobald ich Jeremy alles erzählt hatte? Oder die Wahrheit sagen, woraufhin Paige sich fragen würde, warum ich sie vor ein paar Minuten angelogen hatte? Wieso geriet ich dauernd in solche Zwickmühlen? Besser, ich brachte es hinter mich, bevor ich mich noch weiter hineinritt.
»Es ist – äh – kompliziert«, begann ich.
»Sie haben sie umgebracht, stimmt’s?«, fragte Paige. »Ich weiß, die Entführung muss sie angestrengt haben, aber ihr Gesundheitszustand war fantastisch.«
Mit anderen Worten, Paige hatte mir die Geschichte mit dem Herzversagen nicht abgenommen. Im Stillen dankte ich ihr dafür, dass sie mir einen eleganten Ausweg bot und mich nicht auf die Lüge ansprach.
»Das nicht, nein«, sagte ich. »Sie haben sie nicht umgebracht. Jedenfalls nicht die Leute, die uns gekidnappt haben. Es war eine von den anderen Gefangenen.
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