Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
eilig hatte. Da Jeremy das Zimmer mit Clay und mir teilte, würde niemand allein sein, auch wenn ich blieb. Paige lehnte ab. Sie versicherte mir, dass ihr Sperrzauber die meisten Eindringlinge fern halten konnte. Und ihre Schutzformeln würden sie warnen, wenn jemand die Tür dennoch aufbekam. Ich nahm an, dass sie einfach mit ihrem Kummer allein sein wollte, und bedrängte sie nicht weiter.
In dieser Nacht träumte ich wieder und wieder, dass ich aus der Anlage floh. Jedes Mal waren die Umstände anders, aber ein Element blieb immer gleich. Ich ließ Savannah zurück. Manchmal vergaß ich sie einfach so lange, bis ich es nach draußen geschafft hatte und es zu spät war. Bei anderen Gelegenheiten war meine Schuld offenkundiger. Ich rannte an ihrer Zelle vorbei und blieb nicht stehen. Ich hörte sie meinen Namen rufen und blieb nicht stehen. Ich sah, wie Leah den Arm ausstreckte und nach ihr griff und blieb nicht stehen. Schließlich, als der Traum sich zum x-ten Mal wiederholte, rannte ich auf die offene Ausgangstür zu. Dann erschien Savannah auf der anderen Seite und feuerte mich an. Ich blieb stehen. Ich drehte mich um. Und ich rannte in die entgegengesetzte Richtung.
Ich fuhr hoch und rang keuchend nach Atem. Clay war wach. Er hielt mich im Arm und strich mir das schweißnasse Haar aus dem Gesicht.
»Willst du drüber reden?«, fragte er.
Als ich den Kopf schüttelte, schlossen seine Arme sich fester um mich, aber ich sah ihm nicht ins Gesicht. Ich wollte nicht. Dies war nichts, das ich mit ihm besprechen konnte. Er würde mich nur überzeugen wollen, dass ich das Richtige getan hatte. Hätte ich umgekehrt gewollt, dass Clay sein Leben aufs Spiel setzte, um eine Fremde zu retten? Natürlich nicht. Aber die Frage war irrelevant, weil Clay niemals irgendein Risiko eingehen würde, um einen Fremden zu retten. Er würde sich in die Schusslinie werfen, um sein Rudel zu schützen, aber er würde nicht anhalten, um dem Opfer eines Autounfalls zu helfen. Wenn ich dabei wäre, würde er es tun, um mir einen Gefallen zu tun. Allein käme er nicht mal auf den Gedanken.
Ich erwartete nicht von Clay, dass ihm an Savannah lag. Okay, vielleicht hegte ich noch eine leise Hoffnung, dass er ein soziales Gewissen entwickeln würde, aber ich hatte längst heraus, dass eine solche Veränderung auf der Skala der naiven Wunschträume gleich hinter dem Weltfrieden kam. Clay lag an seinem Rudel und nur an seinem Rudel. Wie hätte ich erwarten können, dass er meine Schuldgefühle im Hinblick auf Savannah verstand?
Als ich mich in Clays Arme zurücksinken ließ, bemerkte ich, dass sich Jeremy auf der anderen Seite des Zimmers auf den Ellenbogen hochgestützt hatte und mich von seinem Bett aus beobachtete. Er hob die Brauen in einer unausgesprochenen Frage. Wollte ich stattdessen mit ihm reden? Ich schüttelte leicht den Kopf und legte mich wieder hin. Beide beobachteten mich, aber ich schloss die Augen und stellte mich schlafend. Irgendwann war es wieder still im Zimmer. Dann drehte ich mich auf den Rücken, lag im Dunkeln und dachte nach.
War es ein voreiliger Schluss von mir gewesen, dass Leah all die Zwischenfälle verursacht und sie dann Savannah in die Schuhe geschoben hatte? Was, wenn ich Jeremy überredete, verfrüht zuzuschlagen, und dann feststellte, dass ich mich getäuscht hatte? Was, wenn Menschen dabei ums Leben kamen? Und was, wenn ich nichts tat und Savannah wegen diesem Fehler ums Leben kam? Ich musste einen Mittelweg finden. Wenn wir genug Informationen hatten, wäre es zu unserem Vorteil, schnell zu handeln. Wussten wir genug? Oder präziser – wie gut standen unsere Aussichten darauf, noch mehr zu erfahren? Eher schlecht. Wir hatten die Daten, die ich innerhalb der Anlage gesammelt hatte. Dann noch das, was Clay von außerhalb festgestellt hatte, und die Dinge, die die anderen beim Recherchieren herausgefunden hatten. Was wir jetzt noch nicht wussten, würden wir wahrscheinlich auch nie erfahren. Wir mussten uns darauf konzentrieren, einen Plan zu entwickeln –
Draußen klickte eine Nachbartür. Ich verspannte mich und lauschte. Unsere Gruppe hatte alle Zimmer an diesem Ende der Reihe. Ging jemand aus? Nein, warte. Wahrscheinlich war es Cassandra, die zurückkam. Ich warf einen Blick auf den Wecker. Fünf nach halb drei. Na fabelhaft. Wir erwarteten von ihr, dass sie ein Auge auf Paige hatte, und sie blieb die halbe Nacht weg. Paige wollte vielleicht nicht petzen, aber ich würde es tun. Jeremy sollte
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