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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wissen, wie wenig wir uns auf Cassandra verlassen konnten.
    Als ich mich wieder aufs Kissen zurücklegte, hörte ich draußen das Geräusch von Schuhen auf dem Asphalt. Ich sah zu Clay und Jeremy hinüber. Beide schliefen fest. Ich schob mich aus dem Bett und schlich zum Fenster. Ich hob eine Ecke des Vorhangs an und spähte hinaus – nur um zu sehen, wie Paige sich über den Parkplatz stahl, den Koffer in der einen Hand, das Notizbuch in der anderen. Scheiße!
    Vorsichtig, um die Männer nicht zu wecken, schlüpfte ich in Jeans und T-Shirt und schlich mich zur Tür hinaus. Paige umrundete gerade das Vogelgehege und verschwand in der Dunkelheit dahinter. Ich trabte auf bloßen Füßen hinterher, wobei ich ein Auge auf Paige und eins auf den Boden zu halten versuchte, um eventuelle Scherben rechtzeitig zu entdecken. Als ich das Gehege erreicht hatte, wachte ein Fasan auf, öffnete verschlafen ein Auge, gackerte wild und flatterte in die Luft. Verdammt noch mal! Manchmal hatte es ganz entschieden Nachteile, ein Werwolf zu sein. Während ich noch versuchte, etwas Abstand zwischen mich und das Gehege zu bringen, wachten weitere Vögel auf und stimmten in den Lärm ein. So viel zum Thema Heimlichkeit. Ich rannte durch die Baumgruppe, unter der ich Paige gesehen hatte, und fand sie auf einem weiteren Parkplatz. Sie stand neben einem Auto und sah stirnrunzelnd in die Richtung, aus der die lärmenden Vogelstimmen kamen. Als sie mich sah, begann sie mit den Schlüsseln zu hantieren. Sie hatte die Tür kaum geöffnet, als ich sie erreichte.
    »Äh, hi«, sagte sie mit einem gespielt fröhlichen Lächeln. »Du bist ja spät unterwegs.«
    »Willst du irgendwohin?«, fragte ich.
    »Äh, nur irgendwo was Essbares finden.« Sie ließ sich auf den Fahrersitz fallen. »Das Zeug, das Adam mir mitgebracht hatte, ist kalt geworden, also dachte ich, vielleicht finde ich irgendwo einen Rund-um-die-Uhr-Laden.«
    »Dann stört’s dich ja sicher nicht, wenn ich mitkomme«, sagte ich, während ich die Beifahrertür öffnete und mich ins Auto setzte. Ich zeigte auf ihren Koffer. »Ist ja eine Riesenhandtasche, die du da hast.«
    Sie legte die Hände auf die Speichen des Lenkrads, zögerte und warf mir dann einen Blick zu. »Ich gehe, Elena. Ich weiß, das ist keine Art, aber ich hatte Angst, jemand würde mich aufhalten wollen. Mir wird das alles zu viel. Ich bin nicht mehr dabei.«
    »Es tut mir Leid mit deiner Tante.«
    »Sie –«, Paige sah durch die Windschutzscheibe hinaus. »Sie war nicht meine Tante.«
    »Okay, also deine Zirkelschwester oder wie ihr es auch immer –«
    »Sie war meine Mutter.«
    »Deine –?«
    »So macht man das innerhalb des Zirkels«, sagte Paige, ohne den Blick von der Windschutzscheibe zu wenden. »Oder so hat man es jedenfalls immer gemacht. Die traditionelle Methode der Generation meiner Mutter. Hexen haben nicht geheiratet. Das gesellschaftliche Stigma der allein erziehenden Mutter haben sie vermieden, indem sie ihre Töchter als Nichten ausgaben. Niemand außerhalb des Zirkels kannte die Wahrheit. In meinem Fall weiß Adam Bescheid, aber der ist auch der Einzige. Als meine Mutter noch jung war, hatte sie zu viel damit zu tun, sich auf die Rolle des Zirkeloberhaupts vorzubereiten, um sich Gedanken über eine Nachfolgerin zu machen. Als sie dann das Oberhaupt war, hat sie gemerkt, dass der Zirkel zerfiel, und kam zu dem Schluss, dass sie eine Tochter brauchte – jemanden, den sie nach eigenen Vorstellungen ausbilden und vorbereiten konnte. Als sie zweiundfünfzig war, hat sie Zauberei eingesetzt, um diese Tochter zu bekommen. Mich.«
    »Das bedeutet also, dass du –«
    »Dass ich das offizielle neue Oberhaupt des Zirkels bin.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem etwas grimmigen Lächeln.
    »Es wäre komisch, wenn’s nicht so lächerlich wäre. Eine zweiundzwanzigjährige Anführerin.« Sie holte scharf Atem und schüttelte den Kopf. »Kommt nicht drauf an. Worauf es ankommt, ist, dass ich dafür ausgebildet worden bin. Für die Verantwortung. Ich kann vorläufig nicht erwarten, dass Jeremy oder Kenneth oder Cassandra mich als Gleichstehende akzeptieren, aber ich weiß, dass ich’s schaffen kann. Im Moment allerdings muss ich nach Hause. Ich habe ein paar Dinge zu erledigen – Arrangements zu treffen und so weiter.«
    »Ich verstehe schon.« Ich lehnte mich über ihre Knie und griff nach dem Notizbuch, das sie zwischen ihren Sitz und die Tür hatte rutschen lassen. »Aber wenn du nach Hause gehst,

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