Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
ließ – klappte den Lauf nach hinten oder schraubte ihn ab oder so ähnlich. Hey, ich bin Kanadierin, okay? Ich kenne mich mit Schusswaffen nicht aus. Irgendwie brachte er die Waffe jedenfalls auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe, öffnete seine Jacke und schob die Waffe in ein Holster.
Ich folgte meinem Jäger wieder auf die Straße hinaus. Dort traf er sich mit einem zweiten Mann, der in der gleichen Fassadenkletterer-Gothic-Aufmachung steckte. Beide nahmen ihre Kappen ab und steckten sie in eine zusammenfaltbare Tasche. Dann öffneten sie die Reißverschlüsse ihrer Jacken, ohne dass man die Waffen sah, und versuchten so normal wie möglich auszusehen. Sie setzten sich nach Osten in Bewegung. Ich folgte ihnen.
An der dritten Kreuzung wusste ich, wohin sie gingen. Wir hatten noch eine halbe Meile zu gehen, aber ich wusste Bescheid. Wie ich erwartet hatte, gingen sie drei Straßen weit, bogen nach links ab, bogen nach rechts ab, gingen noch drei Blocks und standen dann vor dem Hotel, in dem ich an diesem Nachmittag die Winterbournes kennen gelernt hatte. Also waren meine Befürchtungen über waffentragende Männer, die sich im Hotelzimmer der beiden versteckten, doch nicht so paranoid gewesen. Nur dass die Damen ihre Gefolgsleute nicht gleich dort auf mich gehetzt, sondern gewartet und sie mir dann mitten in der Nacht auf den Hals geschickt hatten.
Ich erwartete, dass die Männer geradewegs ins Foyer gehen würden. Als sie es nicht taten, war ich überrascht; dann wurde mir klar, dass zwei schwarz gekleidete Männer, die um vier Uhr morgens das Foyer eines teuren Hotels betraten, dort ein gewisses Befremden auslösen würden … und ein paar Alarmanlagen ebenfalls. Stattdessen nahmen sie einen Umweg und gingen ums Haus zu einer Seitentür. Mein Jäger lehnte sich an die Mauer und verstellte mir damit den Blick, während sein Freund mit dem Schloss herumhantierte. Zwei Minuten vergingen. Dann öffnete sich die Tür, und sie verschwanden im Inneren. Ich zählte bis zwanzig, dann folgte ich ihnen.
Die beiden Männer nahmen die Treppe. Sie stiegen bis ins vierte Stockwerk hinauf, öffneten die Treppenhaustür und spähten hinaus. Nach einer kurzen Diskussion verschwand der Kumpel meines Jägers in dem Gang dahinter, während er selbst im Treppenhaus blieb.
Jetzt hatte ich ein Problem. Von meinem Posten weiter unten sah ich nichts – ihn nicht und seinen Freund erst recht nicht, obwohl sie die Tür offen gelassen hatten. Eine Möglichkeit hatte ich. Als ich mit Paige ins Hotel gekommen war, hatte ich am anderen Ende des Foyers eine zweite Treppe bemerkt. Ich konnte das Treppenhaus im dritten Stock verlassen, die zweite Treppe suchen, sie hinaufsteigen bis zum fünften Stock und zu dieser Treppe zurückkehren. Von oben würde ich besser sehen können. Außerdem rechnete mein Verfolger sicher eher mit Gefahr von unten, von jemandem, der die Treppe heraufkam. Andererseits bedeutete mein Plan auch, dass ich mindestens einige Minuten lang außer Sicht- und Riechweite sein würde. War es besser, hier zu bleiben, wo ich diese beiden Sinne zum Orten der beiden einsetzen konnte? Je länger ich wartete, desto riskanter würde es sein, sich davonzumachen. Ich schlich die Treppe wieder hinunter in den dritten Stock.
Den Bogen zu schlagen war nicht weiter schwierig. Die Ausgänge waren an beiden Enden des Ganges angezeigt. Ich kehrte zurück zum ersten Treppenhaus, zog die Schuhe aus, schlüpfte durch die Tür im fünften Stock und schob mich die Treppe hinunter, bis ich nur noch ein halbes Dutzend Stufen über dem Treppenabsatz im vierten Stock war, wo mein Jäger wartete. Ich streifte mir die Schuhe wieder über die Füße und ging in die Hocke, um durch die Geländerstäbe sehen zu können. Perfekt. Jetzt konnte ich hören, riechen und sehen. Sein Partner war mit der Tür Nr. 406 beschäftigt. Der Tür der Winterbournes. Er war vor ihr in die Hocke gegangen und hantierte mit Dietrichen. Sie waren also doch keine geladenen Gäste. Vielleicht hatten die Winterbournes also doch die Wahrheit gesagt, was die Gefahr anging? Zumindest insofern, als sie in Gefahr waren.
Und ich? Ja nun, ich war ja nur ihretwegen überhaupt in Pittsburgh, stimmt’s? Diese Möchtegernsöldner hätten mich sicher nicht verfolgt, wenn ich einfach zu Hause geblieben wäre. Ob die Verantwortung für meine Reise nun bei den Winterbournes lag oder nicht, für die Verfolger konnte ich ihnen auf jeden Fall die Schuld geben. Ein Glück, denn
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