Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
aus den Augen lassen, wenn der Bann nicht gebrochen werden sollte.
»Er ist tot«, sagte sie wieder, und mir wurde klar, dass sie mit Leah sprach. »Es ist vorbei.«
Leahs Gesicht wurde weiß. Empörung und Kummer traten in ihre Augen. Ein Rumpeln erfüllte den Gang. Ein lautes Knacken. Dann das Nächste. Ein Stück Putz löste sich von der Wand hinter mir. Die Glühbirnen explodierten. Ich fuhr zu Savannah herum, als ein Stuhl aus Katzens Zelle geflogen kam. Er traf Savannah in den Rücken, und sie sackte zusammen. Ich rannte zu ihr, war aber nicht schnell genug. Sie stürzte rückwärts zu Boden. Paige und ich packten sie im gleichen Moment. Glas wirbelte rings um uns her, gemischt mit einem Staubsturm aus fallendem Putz. Clay brüllte. Dann Adam. Paige und ich beugten uns über Savannah, um sie vor dem Hagel zu schützen. Und dann, so schnell, wie er begonnen hatte, hörte er auch wieder auf. Leah war verschwunden.
Clay und ich verfolgten ihre Spur ins Freie, aber wir waren noch nicht weit gekommen, als eine vertraute Stimme nach uns rief. Jeremy trat aus dem Wald, Cassandra und Kenneth im Schlepptau.
»Was ist passiert?«, fragte Jeremy, während er unsere staubbedeckte Kleidung und die von Glassplittern zerschrammte Haut musterte.
Er streckte die Hand aus und wischte mir ein Blutrinnsal von der Wange. Ich lehnte mich an ihn, schloss die Augen und gönnte mir einen kurzen Moment des Friedens.
»Bist du okay?«, murmelte er.
»Am Leben jedenfalls«, sagte ich. »Wir alle.«
Ich lieferte Jeremy einen vollständigen Bericht, der mit Leahs Flucht endete. Eigentlich wollte ich mich sofort an die Verfolgung machen, aber Jeremy hatte andere Vorstellungen. Ihm war es wichtiger, Tyrone Winsloe auszuschalten und die verbliebenen Angestellten zu finden. Wenn Leah auf der Flucht war, stellte sie im Moment keine Gefahr dar. Das nächste Telefon war weit entfernt. Wir konnten uns später um sie kümmern. Im Moment mussten wir dafür sorgen, dass keine Menschen die Anlage verließen und unsere Geheimnisse mitnahmen.
»Clay und ich gehen Winsloe suchen«, sagte ich.
»Ich komme mit«, sagte Cassandra. »Wir haben nur einen Wachmann gefunden, und Jeremy hat sich um ihn gekümmert. Tyrone Winsloe ist vielleicht meine letzte Chance auf einen wirklichen Kampf.«
»Elena und ich schaffen das allein«, sagte Clay. »Wenn du etwas zu tun brauchst, Cassandra, dann sieh doch im zweiten Stock noch mal nach, vielleicht findest du eine warme Mahlzeit.«
Cassandra lächelte nur. »Nein, danke, Clayton. Ich warte auf Winsloe. Der ist noch warm genug, wenn ihr mit ihm fertig seid.«
»Dabei fällt mir ein«, sagte ich. »Ein Gefangener ist noch übrig. Er könnte ein Vampir sein, aber ich bin mir nicht sicher. Würdest du einen Blick auf ihn werfen, Cassandra? Du kannst mir sicher sagen, ob es ungefährlich ist, ihn gehen zu lassen, stimmt’s?«
Sie nickte. »Es gibt nicht viele Vampire in Nordamerika. Wenn er einer von uns ist, müsste ich ihn eigentlich erkennen.«
Nachdem wir alle in den Zellenblock zurückgekehrt waren, führte ich Cassandra zu der Zelle des letzten Gefangenen. Im Gehen überlegte ich mir, wie wir sie davon abhalten konnten, uns auf der Suche nach Winsloe zu begleiten. Ich wollte sie nicht dabeihaben. Winsloe gehörte mir. Ich schuldete ihm etwas für alles, das er getan hatte, alles, was er zu tun gedroht hatte. Sein Tod würde eine Privatangelegenheit sein, etwas, das ich nur mit Clay teilen wollte.
Wir hatten die Zelle erreicht, bevor mir etwas Brauchbares eingefallen war.
Cassandra warf einen Blick auf den Mann und stutzte. Stutzte sehr auffällig.
»Kennst du ihn?«, fragte ich.
Sie zögerte und schien zu überlegen, ob sie lügen sollte. »Er ist ein Vampir.«
Also kannte sie ihn. »Ist er gefährlich?«
»Nicht wirklich. Aber auch nicht gerade nützlich. Ich hätte es nicht so eilig damit, ihn rauszulassen. Er würde nur im Weg sein. Wir können später wiederkommen.«
Sie drehte sich um und machte Anstalten zu gehen. Ich packte sie am Arm. Ihre Haut war kühl wie bei jemandem, der den ganzen Tag in einem klimatisierten Büro verbracht hat.
»Und wenn irgendwas dazwischenkommt und wir ihn nachher nicht mehr befreien können?«, fragte ich. »Oder willst du das Risiko eingehen – wie neulich, als ich hier gefangen war?«
Die Worte waren heraus, bevor ich es gemerkt hatte. Cassandra dehte sich um und studierte mein Gesicht.
»Clayton hat dir das also erzählt«, sagte sie. »Ich dachte, er
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