Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
und zählte vier Autos: zwei Leihwagen mittlerer Größe, einen Jeep mit kalifornischem Kennzeichen und einen Accord aus Massachusetts.
»Ich stelle fest, die Hexen sind mit dem Auto da«, sagte ich mit einer Handbewegung zu dem Accord hin. »War wohl nichts mit Teleportationsformeln und Besenstielen. Und sieh dir das hier doch nur mal an. Es ist eine Mehrzweckhalle. Wir nehmen an einem Treffen übernatürlicher Rassen in einer Mehrzweckhalle teil. An einem strahlenden Sommertag, keine Gewitterwolke weit und breit. Hätten die nicht wenigstens ein verfallenes viktorianisches Herrenhaus auftreiben können?«
»Die Aussegnungshalle auf dem Friedhof war schon gebucht. Und wenn du mal genau hinsiehst – ich glaube, in der linken hinteren Ecke unter dem Dachsims da oben sehe ich eine Spinnwebe.«
»Das ist eine Luftschlange. Eine rosa Luftschlange. Von einer Hochzeitsfeier.«
»Na ja, aber ich bin mir sicher, im Inneren finden wir schon noch ein paar Spinnweben.«
»Ganz sicher. Direkt neben dem Tisch mit den Kuchen vom Kirchenbasar.«
Jeremy beugte sich vor, um das Programm zu lesen, das in einem gesprungenen Glaskasten angebracht war.
»Als was sind wir also angemeldet?«, erkundigte ich mich. »Die New-Age-Konferenz für Alternative Lebensformen?«
»Nein, als Arbeitsgruppe Corporate Technology.«
»Na wunderbar. Hexen ohne Besenstiel, Teleportationsformeln und Fantasie. Was kommt als Nächstes? Wenn da Vampire dabei sind, trinken sie wahrscheinlich Blutplasmaersatz aus der Tüte. Sterilisiert natürlich.«
»Wenn es Vampire gibt, müssten sie im Moment in ihren Särgen liegen. Wir haben Tageslicht.«
»In diesem Fall kann ich ja ganz logisch schließen, dass es keine Vampire gibt, stimmt’s? Wenn es sie gäbe, würden sie an dem Treffen teilnehmen. Und wenn sie an dem Treffen teilnähmen, würde es nachts stattfinden. Somit bedeutet ein Treffen bei Tageslicht, dass es keine Vampire gibt. Schon besser.«
»Du bist kein Fan von Vampiren?«
»Darum geht’s nicht. Überleg doch mal. Hexen, Magier, Zauberer, was auch immer … die sind noch erträglich. Wenn es solche Leute gibt, sind sie nicht viel mehr als Menschen mit besonderen Begabungen. Werwölfe, das ist etwas anderes. Es gibt keinen magischen Trick, der es mit unserer Verwandlung aufnehmen könnte. Dazu noch übermenschliche Kraft, übermenschlich scharfe Sinnesorgane und ein wirklich mieser Charakter –«
»Schließ nicht von dir auf andere –«
»Anwesende natürlich ausgenommen. Ich wollte nur darauf raus, dass Hexen uns nichts anhaben können. Aber Vampire. Vampire könnten mächtiger sein. Sie haben auf jeden Fall die bessere Presse. Ich könnte in diesen Konferenzraum gehen und feststellen, dass ich nicht das Gefährlichste bin, was da rumsitzt.«
»Vielleicht nicht, aber du wärest immer noch das gefährlichste lebende Wesen, das dort rumsitzt.«
Ich grinste. »Der untote Faktor. Stimmt. Das hatte ich vergessen.«
»Alles hängt von der richtigen Kategorisierung ab. Also, gehen wir rein.«
Jeremy zog an der Tür. Sie rührte sich nicht.
»Abgeschlossen«, sagte er.
Er zögerte einen Moment lang, als überlegte er, ob er anklopfen sollte, aber ich wusste, er würde es nicht tun. Der Alpha der Werwölfe wartete nicht darauf, dass man ihn zu irgendeinem so genannten Treffen der übernatürlichen Rassen zuließ. Jeremy riss an der Tür, aber sie ging nicht auf; sie zitterte nicht einmal.
»Ich nehme mal an, die Kräfte lassen nach, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat«, sagte ich. »Lass mich mal ran.« Jeremy trat mit einer spöttischen kleinen Verneigung zur Seite. Ich packte die Türklinke und riss mit so viel Nachdruck daran, dass die Tür hätte aus den Angeln fliegen müssen. Sie rührte sich nicht.
»Oh«, sagte ich.
»Allerdings oh. Vielleicht solltest du tief Luft holen und sie aus dem Rahmen blasen.«
Eine Erinnerung an Pittsburgh erschien vor meinem inneren Auge. Der Dietrichmann, der sich über die Hotelzimmertür der Winterbournes beschwerte.
»Ein Zauberspruch«, sagte ich. »Die haben einen Zauberspruch verwendet. Ich nehme mal an, wir müssen klopfen.«
»Nur zu.«
Das nun war wirklich peinlich. Werwölfe, die anklopfen. Die Welt ging ganz offenkundig vor die Hunde. Trotzdem, wir hatten keine Wahl. Ich klopfte an, und ein paar Sekunden später öffnete Paige die Tür.
Ihre Augen wurden weit, als sie uns sah. »Ihr seid früh dran.«
»Ist das ein Problem?«, fragte Jeremy. Seine Stimme klang
Weitere Kostenlose Bücher