Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
auftreiben muss, dem sie die Lizenz entzogen haben –«
Ich warf mich herum und erwischte ihn, als er nicht damit rechnete. Er stolperte zurück. In einer Sekunde hatte er das Gleichgewicht wiedergefunden und hob den Fuß. Er zielte auf meine Brust, als ich mich aufrichten wollte. Mit meiner rechten Hand erwischte ich ihn am Bein. Meine Nägel fetzten seine Jeans auf und gruben sich ihm ins Fleisch. Als ich Halt gefunden hatte, schlitzte ich ihm das Bein auf. Lake brüllte und stolperte davon.
»Scheiße! Was zum –«
Er sah auf meine Hand hinunter. Nur, dass es keine Hand mehr war. Es war eine Klaue – Handfläche und Finger einer menschlichen Hand, der Pelz eines Wolfs, lange, rasiermesserscharfe, eisenharte Nägel. Die Handschellen hingen von meiner anderen Hand – die teilweise Wandlung hatte mein Handgelenk dünn genug gemacht, so dass ich den Ring abstreifen konnte.
»Was zum Teufel?«, wiederholte Lake, während er bis zur Wand zurückwich.
»Rudelkniff«, sagte ich. »Erfordert Konzentration. Zu viel für einen Mutt.«
Ich ging auf ihn zu. Er zögerte und stürzte sich dann auf mich. Wir landeten auf dem Boden. Ich zog die Klauen über seinen Rücken. Er kläffte und wollte sich entwinden. Ich packte ihn mit der linken Hand am Hemdrücken und schleuderte ihn von mir. Als ich mich aufrappelte, flog die Tür auf. Bauer kam ins Zimmer gestürzt, Matasumi, Tess und zwei Wachmänner auf den Fersen. Alle fünf blieben stehen und starrten. Dann stiefelte Bauer quer durchs Zimmer auf Lake zu.
»Was zum Teufel ist hier los?«, fragte sie.
»Sie hat angefangen«, sagte Lake.
»Oh, bitte«, sagte ich, während ich aufstand.
Meine Hand sah wieder normal aus. Ich hatte sie sogar rechtzeitig wieder in die Handschelle geschoben. Xavier kam ins Zimmer geschlendert.
» Er hat damit angefangen«, sagte Lake.
»Ich hab nur einen Befehl ausgeführt.« Xavier lehnte sich an den Türrahmen, die Hände in den Taschen. »Der Ring gehört mir, Pat. Sie hat dir den Hintern versohlt.«
»Haben wir das auf Band?«, fragte Matasumi.
Xavier gähnte. »Selbstverständlich.«
Bauer fuhr zu den beiden herum. »Befehl? Band? Was war hier drin los?«
Ich wusste jetzt, was los gewesen war. Ich war vorgeführt worden und war fuchsteufelswild, dass ich es nicht durchschaut hatte. Hätte ich mich nicht fragen sollen, warum Matasumi mit seinem Securityfimmel meine Wachleute wegschickte? Warum er mich dann unbewacht im Zimmer gelassen hatte? Weshalb Xavier allein mit einem zweiten Werwolf in der Anlage herumspazierte? Obwohl Matasumi schon bei dem Gedanken geschwitzt hatte, mich mit bewaffneter Begleitung aus meiner Zelle zu lassen?
Matasumi musste das Ganze organisiert haben, während ich auf der Krankenstation war. Nach dem Motto: Wenn die Werwölfin sowieso schon unterwegs war, warum versuchen wir nicht ein kleines Experiment? Finden raus, was passiert, wenn man einen Rudelwerwolf und einen Mutt in denselben Raum steckt?
Bauer begann Matasumi die Leviten zu lesen, dann riss sie sich zusammen. Sie entließ Xavier und Tess und sagte den beiden Wachleuten, sie sollten mich zu meiner Zelle zurückbringen. Sobald wir aus der normalen menschlichen Hörweite waren, ging sie wieder auf Matasumi los.
Kontakt
Ich hatte etwa zwanzig Minuten in meiner Zelle verbracht, als Bauer mir das Abendessen brachte. Schinken, Kartoffelspalten, Möhrchen, Blumenkohl, Salat, Milch, Kaffee und Schokoladenkuchen. Alles ordentlich genug, um jeden Gedanken an einen Hungerstreik zu ersticken – nicht dass ich dergleichen geplant hätte. Keine Protestaktion war grandios genug, um dafür zu hungern.
Bevor ich aß, zeigte Bauer mir meine Zelle, wies mich auf die bereitgestellten Kosmetika hin, zeigte mir, wie die Dusche funktionierte, und erklärte mir, nach welchem Plan die Mahlzeiten gebracht wurden. Ein Nachthemd und ein Satz Kleidung für einen Tag lagen in einer Schublade unter dem Bett. Warum nur ein Satz? Dazu äußerte sich Bauer nicht. Vielleicht hatten sie Angst, wir würden uns mit Kleidung an den nicht existierenden Deckenbalken aufhängen? Oder fanden sie es sinnlos, mehr zur Verfügung zu stellen, als wir in unserem vielleicht nicht mehr langen Leben brauchen konnten? Was für ein aufmunternder Gedanke.
Bauer ging nicht gleich, nachdem sie ihre Führung beendet hatte. Vielleicht wartete sie auf ein Trinkgeld?
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte sie, als ich mich hinsetzte, um zu essen. »Was da oben passiert ist … ich habe
Weitere Kostenlose Bücher