Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Gefangenen zu mir ins Zimmer bringen, mit einer Entschuldigung den Raum verlassen und verfolgen, was sich dann an unterhaltsamem Chaos entwickelt? Konnten die Typen sich nicht irgendwas Neues einfallen lassen?
Carmichael ging zur Tür, hielt dann inne und sah von mir zu Haig hinüber. Nach einer Pause stellte sie das Tablett ab und griff nach dem Hörer der Sprechanlage. Sie wandte uns den Rücken zu und senkte die Stimme, aber in dem stillen Raum waren die Worte klar zu verstehen. Sie fragte irgendjemanden von der Sicherheit, ob es »Einwände« dagegen gäbe, Haig und mich ein paar Minuten lang allein zu lassen, wenn ich Handschellen trug. Offenbar gab es keine.
»Vergessen Sie nicht, die Kamera einzuschalten«, murmelte Haig, als sie auflegte. Seine Stimme klang voll und glatt wie Honig mit einem leichten Akzent.
Carmichael schnaubte. »Ich kann nicht mal meinen gottverdammten Videorekorder programmieren, glauben Sie wirklich, ich könnte das Ding da bedienen?« Sie winkte in die Richtung der an der Decke montierten Kamera. »Trotzdem, ein Wort der Warnung. Versuchen Sie gar nicht erst, von hier zu verschwinden. Ich schließe hinter mir ab. Im Wartezimmer hängt eine Kamera, die tadellos funktioniert, und im Gang stehen Wachen. Sie würden einen Fluchtversuch gar nicht gut aufnehmen.«
Sie griff nach ihrem Tablett mit Gläsern und verließ den Raum.
Party
Als Carmichael gegangen war, studierte ich die Videokamera auf Lebenszeichen, aber sie blieb still und dunkel. »Na dann«, sagte Haig. »Warum sind Sie hier?«
»Plünderung und Vergewaltigung.«
Seine Mundwinkel bogen sich nach oben. »Darauf hätte ich auch getippt. Und entspricht die Unterbringung Ihrem Geschmack?«
»Mein Zwinger, meinen Sie?«
Wieder so ein Viertellächeln. »Ah, Sie sind also wirklich die Werwölfin. Ich wusste nicht, ob das eine akzeptable Frage ist. Der Knigge deckt diese speziellen Umstände einfach nicht ab. Werwolf. Hm. Ich hatte mal einen Patienten mit Lykanthropie. Hat sich zwanghaft dreimal um sich selbst gedreht, bevor er sich auf die Couch legen konnte. Etwas anstrengend. Aber er hat mir immer die Zeitung von der Vortreppe mit reingebracht.«
Ich erinnerte mich daran, wie Carmichael ihn angeredet hatte. »Doktor Haig«, sagte ich. »Sie sind also ein Seelenklemp…, äh, ein Psychiater?«
»Ein Psychoklempner, ja. Meine Sonderbegabungen sind im Alltagsleben nicht besonders einträglich. Ich nehme an, sie wären nützlich, wenn ich in den internationalen Auftragsmord gehen wollte, aber ich schieße furchtbar schlecht. Und bitte, mein Name ist Armen. Förmlichkeit wirkt hier so deplatziert.«
»Ich heiße Elena. Psychiatrie, ja? Hast du Matasumi schon gekannt? Bevor du hergekommen bist?«
»Ich hatte von ihm gehört.« Die dunklen Lippen verzogen sich etwas angewidert. »Parapsychologie. Und die Reputation, es mit dem Forschungsethos nicht so genau zu nehmen.«
»Tatsächlich? Na so was. Du hast hier ja nicht gerade Mangel an Betätigung, wenn man die Gefangenen und die Wärter zusammennimmt.«
»Beunruhigenderweise ständen bei denjenigen in den Käfigen die Chancen auf eine vorzeitige Entlassung besser.«
»Matasumi hat ganz entschieden ein paar Probleme«, sagte ich. »Und Bauer?«
»Ist tatsächlich eine der Normalsten. Nur unglücklich. Sehr unglücklich.«
Das entsprach nicht gerade meinem eigenen Eindruck, aber bevor ich nachfragen konnte, fuhr Armen fort: »Derjenige, den ich am liebsten mal auf die Couch kriegen würde, ist Tyrone Winsloe. Andererseits, in diesem Fall wäre ich versucht, ihn darauf festzuschnallen und dann zu rennen, dass es staubt.«
»Was stimmt nicht mit ihm?«
»Wo soll ich anfangen? Tyrone Winsloe ist –«, Armen neigte den Kopf in Richtung Tür; Schritte betraten das Wartezimmer und hielten inne, »– zurzeit auf einer Geschäftsreise.« Er senkte die Stimme. »Wenn du Hilfe dabei brauchst, dich … einzugewöhnen, sag mir einfach Bescheid. Dies ist kein sehr angenehmer Ort. Sobald wir ihn hinter uns lassen können, werden wir uns alle sehr viel wohler fühlen.«
Er sah mich verständnisvoll an, und ich wusste, was er mir anbot, war nicht seine Hilfe bei der Suche nach innerer Ruhe.
»Wie gesagt, meine Sonderbegabung ist nicht besonders nützlich«, murmelte er. »Aber ich bin ein guter Beobachter … als Psychiater. Und wie wir alle kann ich immer Gesellschaft brauchen. Zur moralischen Unterstützung. Kraft und Stärke. Das ist deine Spezialität, glaube ich.
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