Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
gebe zu, ich habe noch nie welche gesehen, die anatomisch korrekt waren.«
Cassandra folgte meiner Blickrichtung und schauderte.
»Muss ziemlich dunkel sein da drin«, bemerkte ich. »Oder sind das Verdunkelungsjalousien? Nein, warte. Das ist Farbe. Er hat alle Fenster zugestrichen. Man kann wir k lich gar nicht vorsichtig genug sein mit diesen tödl i chen Sonnenstrahlen.«
»Der Mann ist ein Idiot, Paige. Wenn du daran gestern Abend noch Zweifel gehabt haben solltest, müsste dieses Haus die Frage eigentlich beantworten. Wir verschwenden unsere Zeit hier.«
»Oh, aber es macht so viel Spaß! Ich habe noch nie das Haus eines richtigen Vampirs gesehen. Wieso hast du eigentlich keine schmiedeeisernen Fledermäuse am Ga r tenzaun?« Ich griff nach dem Gartentor und stieß es auf; dann erstarrte ich. »Hey, die hatte ich noch gar nicht ges e hen. Vergiss das mit den Fledermäusen. So was brauchst du am Eingang zu deinem Appartement.«
Cassandra trat in die Türöffnung, warf einen Blick in den Garten und fluchte.
»Wusste nicht, dass du das Wort kennst!.«, sagte ich. »Okay, jetzt wissen wir, warum die Nachbarn so hohe Mauern haben.«
Rechts und links des Gartenpfads standen zwei ident i sche Springbrunnen. Das Becken war jeweils eine mit Wasser und Seerosen gefüllte Muschelschale. In jeder Schale erhob sich eine männliche Version von Botticellis berühmter »Geburt der Venus«. Der Mann stand in der gleichen Pose wie Venus, die linke Hand verschämt geh o ben, um die Brust zu bedecken, die rechte an den G e schlechtsteilen; aber statt Letztere zu verbe r gen, hielt er seinen optimistisch gestalteten Penis aufwärts. Wasser stieg aus jedem Penis auf und fiel in einem hohen Bogen in das Becken der Statue gegenüber. Allerdings floss es nicht in einem kontinuierlichen Strom, sondern in Stößen.
»Bitte sag mir, dass sie hier ein Problem mit dem Wa s serdruck haben«, flehte Cassandra.
»Nein, ich glaube, das ist der erwünschte Effekt.« Ich musterte den Wasserbogen über den Pfad hinweg. »D u cken oder zwischen zwei Stößen durchrennen?«
Cassandra marschierte hinter der linken Statue vorbei, w o bei sie einem Trampelpfad folgte, der zweifellos von unzähl i gen Postboten und Lieferanten getreten worden war.
»Hey«, sagte ich. »Das da kommt mir bekannt vor.«
Cassandra musterte mich warnend.
»Nein. Das Gesicht. Sieh dir mal die Gesichter von den Statuen an. Es ist John, oder? Er hat sich selbst als Modell vorgegeben.« Ihr Blick zuckte nach unten. »Nicht zur Gänze.«
Ich grinste. »Cassandra, du und John? Sag mir, dass es nicht stimmt.«
»Möge ich niemals so verzweifelt sein. Ich meine damit lediglich, dass ich, wenn er so üppig ausgestattet wäre, mit Sicherheit davon gehört hätte. So groß ist die Vampirg e meinschaft nicht.«
»Und John dann also auch nicht.«
Wir stiegen die Treppe zum Vordach hinauf und blieben gleichzeitig stehen, um den Türklopfer anzustarren, einen schmiedeeisernen Vampirkopf im Nosferatu-Stil mit en t blößten Zähnen. »Weißt du«, sagte ich, »vielleicht unte r schätzen wir John einfach. All das könnte eine b e sonders intelligente Tarnung sein. Kein Mensch käme je auf den Gedanken, dass ein echter Vampir dumm genug sein könnte, so zu leben.«
»Man kann nur hoffen, dass niemand dumm genug sein könnte, so zu leben.«
Sie griff nach dem Türklopfer.
»Halt, warte«, sagte ich, während ich die Hand au s streckte, um sie aufzuhalten. »Ist das wirklich eine gute Idee?«
»Nein«, sagte sie, drehte sich auf dem Absatz um und b e gann die Vortreppe wieder hinunterzusteigen. »Ist es nicht. Ich habe an der Ecke eine nette kleine Boutique gesehen. Warum sehen wir uns da nicht ein bisschen um, warten, bis Aaron zurückruft –«
»Ich meine nur, vielleicht ist es keine so gute Idee, uns a n zukündigen. Gestern Abend ist er abgehauen, vielleicht tut er’s jetzt wieder.«
»Nur, wenn wir sehr viel Glück haben.«
»Ich glaube, wir sollten einbrechen.«
»Möglicherweise der einzige Vorschlag, der diese E x kurs i on noch unerträglicher machen könnte, als sie es schon ist. Wenn dazu gehört, durch zerbrochene Kelle r fenster zu kriechen, möchte ich gleich jetzt darauf hinwe i sen, dass diese Hosen chemisch gereinigt werden müssen, dass ich sonst nichts zum Anziehen dabei habe und dass ich mit Sicherheit nicht –«
Ich war inzwischen mit meiner gemurmelten Lösefo r mel fertig und öffnete die Tür. Im Inneren war es dunkel und still.
»Es ist
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