Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
rücksichtsvollen »Vo r schlag«, auf das Verfolgen der Verhandlung zu verzichten. »Wenn du irgendwas brauchst – ein Kissen, ein kaltes Getränk –, lass es mich einfach wissen.«
Ich nickte ihm dankend zu, und gerade da öffnete sich die Doppeltür wieder. Griffin kam herein, begleitet von Troy und einem zweiten Mann, den ich nicht kannte, seiner Größe nach aber für einen weiteren Leibwächter hielt. Troy führte Griffin zu unserer Bank, wo Benicio aufstand, damit er neben uns sitzen konnte. Troy und der zweite Aufpasser nahmen die Plätze an den Bankenden.
Während Lucas und ich mit Griffin redeten, öffneten sich die beiden Doppeltüren fast gleichzeitig. Durch eine davon kam Weber hereingestolpert und starrte verblüfft den vollb e setzten Gerichtssaal an. Er steckte in normaler Straßenkle i dung – Hemd und Hose –, aber obwohl er weder Handsche l len noch Fußketten trug, hatte er einen Knebel im Mund. Das, mag jetzt grausam klingen, aber die Macht eines Druiden liegt in seiner Fähigkeit, seine Got t heiten anzurufen; insofern war der Knebel eine verständl i che Vorsichtsmaßnahme.
Als die Wachmänner Weber zu seinem Platz führten, k a men drei Männer jenseits der sechzig durch die andere Tür herein. Die Richter. Am Abend zuvor hatte Lucas mir die Grundzüge des kabaleneigenen Systems erklärt. Die Fälle werden weder einem einzelnen Richter noch einer Jury präsentiert, sondern einem Team von drei Richtern, und die Entscheidung der Mehrheit gilt. Die Amtszeit der Richter beträgt fünf Jahre, und sie sind für alle vier Kab a len zuständig und arbeiten jeweils dort, wo sie gebraucht werden. Die Männer – weil es immer Magier sind, sind es immer Männer – werden von einem aus Mitgliedern aller Kabalen bestehe n den Komitee bestimmt. Sie sind Juristen am Ende ihrer Laufbahn und werden für ihr Richteramt sehr großzügig entlohnt. Damit stellt man sicher, dass sie nach Ablauf ihrer Amtszeit in den Ruhestand gehen kö n nen und nicht auf die weitere Beschäft i gung durch eine Kabale angewiesen sind. Die Hälfte ihres Gehalts wird zurückgehalten und erst nach der Amtszeit ausgezahlt, und ein Richter, dem Bestechlichkeit oder andere Verg e hen nachgewiesen werden, verliert seinen Anspruch auf dieses Geld. All das dient dem Zweck, die Richter so u n parteiisch wie möglich zu machen. Ist das ein perfektes System? Natürlich nicht. Aber man muss es den Kabalen lassen, sie hatten sich Mühe gegeben, ein faires System zu entwickeln. Um die Prozesse kurz zu halten, hat man sie in jeder Hinsicht auf ein Minimum reduziert. Ei n gangs- und Schlussplädoyers sind auf jeweils zehn Minuten Länge beschränkt. Das Fehlen von Geschworenen bedeutet, dass man nicht jeden Schritt detailliert erklären muss. Sachve r ständige werden nur in Ausnahmefällen zugezogen – es gibt hier keine akademischen Nutten, die dafür bezahlt werden, dass sie erklären, der Gentest sei ein unzuverläss i ges Verfahren. Selbst gewöhnl i che Zeugen werden nicht immer aufgerufen. Wenn ihre Aussage nicht entscheidend ist, wie in diesem Fall bei Jaime, geben sie sie vorher zu Protokoll und beantworten nur noch die von beiden Se i ten gestellten Fragen.
Die Pausen waren so asketisch bemessen wie das Ve r fahren selbst – eine einzige viertelstündige Unterbrechung am Vormittag. Zu diesem Zeitpunkt spürte ich die Au s wirkungen meiner forcierten Rekonvaleszenz. Lucas b e stand darauf, dass ich ein Schmerzmittel nahm, und ich musste ihm zustimmen. Ohne die Medikamente wäre ich bis zur Mittagspause erledigt gewesen. Und selbst mit ihnen – sagen wir einfach, es war nicht der angenehmste Vormittag, den ich je verlebt hatte. Um es zu überstehen, konzentrierte ich mich auf das Verfahren und machte ausgiebig Notizen. Lucas und ich teilten uns einen Sten o block, den wir hin und her schoben, um wichtige Punkte zu notieren, die Notizen des jeweils anderen zu ergä n zen und Kommentare über den Verlauf der Verhandlung au s zutauschen.
Zum Mittagessen lieferte jemand Sandwiches an, und wir hatten eine halbe Stunde Zeit, um sie zu essen, wä h rend wir im Foyer herumstanden. Benicio aß mit uns, und wir brachten es fertig, eine halbwegs normale Konversat i on aufrechtzue r halten. Benicio verriet sich nur ein einziges Mal, als er vo r schlug, wir sollten uns am nächsten Abend zum Abendessen treffen … einem Abendessen, bei dem auch drei wichtige ausländische Aktionäre anwesend sein würden, die sich zufällig gerade in der
Weitere Kostenlose Bücher