Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)
abbringen wollten. Er war ein Pionier im Bio-Bereich. Die Leute haben über uns gelacht. »Körnerfresser« haben die Kollegen bei dm-Österreich uns in Deutschland immer gehänselt. Heute sind sie ganz stolz auf das Sortiment.
dm-Marken – eine Erfolgsgeschichte
Rückblickend muss man anerkennend festhalten, dass Götz Rehn eine Riesenleistung zustande gebracht hat – ohne Gleichen. Es gibt kein Handelsunternehmen im Bereich der Bio-Produkte weltweit, das auch nur annähernd seine Bedeutung hat. Inzwischen gibt es über achtzig Alnatura-Märkte, vor allem in Süddeutschland, aber auch in Hamburg und Berlin. Das Sortiment hat sich in den vergangenen 25 Jahren extrem gewandelt. Während es am Anfang noch eine große Naturtextilabteilung, Spielzeug und andere Non-Food-Produkte gab (und geben musste), konzentriert sich der Alnatura-Markt heute primär auf Bio-Lebensmittel. Und heute gibt es bei Alnatura Bio-Produkte, von denen man vor dreißig Jahren nicht zu träumen gewagt hätte: etwa Macadamia-Creme aus ökologischer Produktion oder Dominosteine mit Apfelgelee-Füllung.
Auch für dm hat das Alnatura-Sortiment enorm an Bedeutung gewonnen. Alnatura ist inzwischen der drittgrößte Partner und geradezu ein Wesenskern von dm: Manche Menschen kommen nur zu uns, weil es hier Alnatura-Produkte gibt.
In dieser Zeit entstand auch der Trend, dass die Handelsunternehmen sogenannte Eigenmarken auf den Markt brachten, also Produkte, deren Markenzeichen nicht der Industrie, sondern den Handelsunternehmen selbst gehören. Aldi hatte wieder einmal Pionierarbeit geleistet, und nun begannen eigentlich alle Händler, eigene Marken zu entwickeln, wobei sich die meisten für sogenannte Gattungsmarken entschieden, also billige No-Name-Produkte anboten. Auch bei dm führten wir die Diskussion, ob und wie wir diesen Trend, der in den 1970er Jahren in den USA begann und in den 1980er nach Deutschland überschwappte, aufgreifen sollten.
Wozu überhaupt braucht man eine Eigenmarke? Aus dm-Perspektive ist das leicht beantwortet: Wir haben ein ubiquitäres Sortiment, also Produkte, die überall erhältlich sind. Man kann als zivilisierter Mensch überleben, ohne jemals einen dm-Drogeriemarkt zu betreten. Zahncreme bekommen Sie auch woanders. Damit die Menschen bewusst zu dm gehen, ist es sinnvoll, Produkte auf den Markt bringen, die man eben nur bei dm bekommt. Das funktioniert nur über Eigenmarken.
Da dm als Discounter gestartet war und der kleine Preis Teil unseres Slogans war – große Marken, kleine Preise –, lag es extrem nahe, sich auf billige No-Name-Produkte im Drogeriebereich zu stürzen. Andererseits gab es da diesen Kundenleitsatz, nach dem wir die Bedürfnisse unserer Kunden veredeln wollten. Also kamen wir nach langen Diskussionen zu dem Schluss, dass wir »Qualitätsmarken« verkaufen würden, also hochwertige Produkte, die es in dieser Qualität sonst nicht gab, oder Produkte in der Qualität von bekannten Hersteller-Marken, die aber signifikant günstiger sind. Wir wollten nicht nur das Bedürfnis der Kunden nach preiswerten, aber hochwertigen Produkten befriedigen, sondern auch Kompetenz bei Drogerieprodukten beweisen.
Da sich Götz Rehn gedanklich bereits intensiv mit dem Aufbau von Bio-Markenprodukten beschäftigte, konnte er dm als Berater in dieser Sache gut unterstützen. Und so kam es, dass wir auch in diesem Punkt wieder einmal sehr früh eine Idee aufgegriffen, vorsichtig entwickelt und dann im Laufe der Zeit verstärkt umgesetzt haben.
Uns war schnell klar, dass wir für jede Warengruppe eine spezielle Marke brauchten. Angefangen haben wir mit den Denk-mit -Reinigungsmitteln. Ich bin damals mit Michael Kolodziej und Rainer Klöters durch Belgien gefahren, auf der Suche nach umweltbewusst arbeitenden Seifensiedereien, die uns einen ökologischen Wasch-, Putz- und Reinigungsschrank auffüllen könnten.
Erst später waren wir mit alverde -Naturkosmetik erfolgreich, die wir 1989 auf den Markt brachten. Hochwertige und zu hundert Prozent natürliche Pflegeprodukte, die von unabhängigen Verbrauchermagazinen wie Öko-Test und Stiftung Warentest teilweise mit Bestnoten ausgezeichnet wurden. Die Rohstoffe kommen bevorzugt aus kontrolliert biologischem Anbau. Alle Produkte sind frei von Inhaltsstoffen auf Mineralölbasis wie auch von rein synthetischen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen. Für alverde -Produkte werden keine Tierversuche durchgeführt, und ein Großteil trägt das Vegan-Siegel, enthält also
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