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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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der Industrie Umsatzdaten von bis dahin unbekanntem Ausmaß zur Verfügung: Partner haben Einblick in die Abverkaufsdaten bis hinunter ins Filialniveau. Das dm-Extranet berechnet den Anteil der Artikel eines Herstellers an der Warengruppe, zeigt die Abweichung zum Vorjahr und weist sogar den Beitrag eines Produktes zum Ertrag von dm aus. In dieser Weise haben wir von Anfang an auf technische Unterstützung gesetzt, seien es die Scannerkassen und die E-Mail-Kommunikation in den Anfangsjahren, seien es der systematische Aufbau eines Intranets und die konsequente Einführung von SAP Retail.
    Ziel all dieser Aktivitäten war und ist jedoch immer die Befähigung der dm-Angestellten: Es kommt drauf an, dass der Mitarbeiter dem Pferd nicht hinterherläuft, sondern fest im Sattel sitzt.

Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.
George Bernard Shaw
    K APITEL 7  Innovationsfitness
oder weshalb mir unzufriedene Mitarbeiter
die liebsten sind und ich selbst so gerne klaue
    »Never change a winning team« soll der Trainer Sir Alf Ramsey gesagt haben, der 1966 die englische Fußballnationalmannschaft zum Weltmeistertitel führte. Seither wird kaum ein Satz so oft wiederholt wie dieser. Bedauerlicherweise auch und gern in Unternehmenszusammenhängen. Schade. Denn es ist wohl der innovationsfeindlichste Slogan, den man sich aneignen kann. Man könnte ketzerisch hinzufügen, dass allein die Tatsachen bester Beweis dafür sind, wie unsinnig der Satz ist: Dass Ramseys Team vier Jahre später bei der WM in Mexiko bereits im Viertelfinale ausschied, England nie wieder Weltmeister wurde und es seither auch nie wieder ins Finale einer WM geschafft hat. Aber ich verstehe nicht genug von Fußball und bleibe deswegen lieber bei meinem Fachgebiet Zahnpasta.
    Eine wichtige Grunderkenntnis für mich lautet: Das Wesen des Unternehmens ist, dass es sich verändert. Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister zwischen Unternehmer und Manager. Der Manager sagt: »Das haben wir gut gemacht. Und weil wir das so gut gemacht haben, machen wir das auch weiterhin so!« Der Unternehmer dagegen sagt: »Das ist gut gelaufen, Aber so geht es nicht weiter. Wenn wir weitermachen wie bisher, dann wird es böse enden!«
    Der erfolgreiche Unternehmer braucht nämlich zwei Dinge: Er braucht eine klare Vision und eine unendliche Liebe zum Detail. Danach können Sie ihn beurteilen. Es gibt Unternehmer, die klare Visionen haben, aber sich nicht um das Detail kümmern. Und es gibt Unternehmer, die sich um die Details kümmern, aber keine klare Vision haben. Beides hat auf die Dauer keinen Erfolg. Die Sache wird erst dann dauerhaft und nachhaltig erfolgreich sein, wenn Sie beides zusammenbringen.
    In einem kleinteiligen Geschäft wie dem Einzelhandel gibt es genügend Details zu bearbeiten. Deswegen hatte ich auch niemals Langeweile. Egal wann, wie und zu welcher Situation ich irgendwohin kam, es gab immer und überall etwas, wovon ich sagen konnte: »Halt einmal, das könnte man aber besser machen!«
    Fast jeder Mitarbeiter erzählt gern irgendeine Anekdote über mich, in der ich mal wieder in einer vermeintlich unpassenden Situation irgendeine Kleinigkeit bearbeitet habe. So soll mein Blick einmal bei einem Termin, den wir mit einem Bewerber in einer Filiale vereinbart hatten, direkt nach der Begrüßung auf die Fototheke gefallen sein, die nicht optimal aufgebaut worden war. »Könnten Sie mal bitte kurz mit anfassen«, soll ich zu dem Bewerber gesagt haben, um dann mit ihm zusammen in wenigen Minuten die Fototheke umzubauen. Einmal, erzählen andere, hätte ich einen Hundehaufen entfernt, nicht im , sondern vor dem Laden. Und dann kursiert da noch die Geschichte, wie ich mal eine Filiale betrat, um einen Besen bat und mit dem Stiel einen Scheinwerfer über einem Regal richtig eingestellt habe, damit er nicht den nackten Fußboden, sondern die Ware anstrahlt.
    Ich kann mich nicht an alle Geschichten erinnern, die meine Kollegen über mich erzählen. Aber es stimmt schon, dass sie genauso passiert sein könnten. Und ich will nicht ausschließen, dass ich mit meinem Verhalten den einen oder anderen vor den Kopf gestoßen habe. Vielleicht war der Bewerber nicht nur verdattert, sondern auch gekränkt, dass es erst um die Fototheke ging und dann um ihn. Vielleicht irritiert es manchen,

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