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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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Mitarbeiter ballen die Fäuste in den Taschen und warten auf den Moment, wo sie ihnen die vielen kleinen oder großen Demütigungen heimzahlen können.
    Die Arroganz der zwei Menschenbilder
    Wer zynisch und verachtend mit seinen Kunden umspringt, behandelt in gleicher Weise seine Mitarbeiter. Und auch hier wird an deutschen Universitäten eine Betriebspsychologie gelehrt, der viel zu oft ein negatives Menschenbild zugrunde liegt. Der Mensch sei egoistisch, faul, nur durch Geld zu motivieren und unfähig, sich selbst zu kontrollieren. Kein Wunder, dass es in zahlreichen Betrieben geheime Kameras gibt, um die Mitarbeiter zu überwachen.
    Niemand von uns will so behandelt werden. Warum findet man es dann in Ordnung, wenn andere so behandelt werden? Oder schlimmer noch: Warum behandelt man dann andere so? Dass derlei möglich ist, liegt daran, dass wir zwei Menschenbilder in uns tragen: eines von uns selbst und eines von den anderen. Kleiner Test?
    Vermutlich stimmen Sie mir zu:
    Sie denken viel nach, fällen überwiegend vernünftige Entscheidungen, leben weitestgehend maßvoll und bescheiden; nur gelegentlich gönnen Sie sich angemessenen Luxus. Sie behandeln Ihre Mitmenschen fair und respektvoll, nehmen Rücksicht auf Schwächere und erledigen die Ihnen aufgetragenen Aufgaben zuverlässig und verantwortungsbewusst.
    Vermutlich stimmen Sie mir auch jetzt zu:
    Die meisten Menschen erledigen ihre Arbeit nur nachlässig und halbherzig, befassen sich nur oberflächlich mit diesem oder jenem und handeln überwiegend unüberlegt. Die große Mehrheit der Menschen wirft noch gebrauchsfähige Dinge ohne Not weg, lebt auch sonst im Überfluss und findet oftmals kein rechtes Maß. Die meisten Menschen nehmen keine Rücksicht oder ziehen sogar andere bewusst über den Tisch.
    Es ist wie bei diesem oft zitierten Statistikbeispiel: 90 Prozent der Autofahrer halten 90 Prozent der Autofahrer für schlechte Autofahrer. Sich selbst zählen sie allerdings zu der kleinen, 10 Prozent starken Minderheit überdurchschnittlich guter Autofahrer.
    Genauso haben viele zwei Menschenbilder: ein humanistisches von uns selbst und ein materialistisches von unseren Mitmenschen. Entsprechend verhalten sie sich. Wenn man selbst zu den wenigen guten und vernünftigen Menschen gehört, muss man die anderen unvernünftigen und dummen Mitmenschen erziehen, maßregeln und zu ihrem (und unserem) Glück zwingen. Da nur die wenigsten so schlau sind wie wir selbst, erkennen sie nicht, wie dumm sie sind, sondern halten sich für schlau. Um Streit zu vermeiden, sagen wir nicht laut, dass wir die anderen für dumm halten, behandeln sie aber so.
    Es ist dies vielleicht die schwierigste Übung für uns Menschen, nicht in dieser Weise insgeheim arrogant zu sein und den Mitmenschen wirklich mit Respekt und Achtung zu begegnen. Wenn es uns gelingt, dann hat das enorme Konsequenzen: Wir müssten akzeptieren, dass die anderen Menschen genauso Individuen sind wie wir selbst, dass ihre Ansichten und Meinungen genau dieselbe Berechtigung haben, dass ihre Leistungen genauso wertzuschätzen sind und dass ihre Bedürfnisse gleichermaßen zu befriedigen sind. Gleichheit ist zwar seit der Französischen Revolution eine Kernidee unserer Gesellschaft, aber im konkreten Alltag fällt es uns auch über 200 Jahre nach der Erklärung der Menschenrechte noch schwer, diese Gleichheit wirklich zu leben. Gerade Führungskräfte halten sich gern mal für überlegen, für etwas Besseres und behandeln den Mitarbeiter nicht als ebenbürtig.
    Um ein weiteres Mal Sprenger zu zitieren: Die wahre Funktion von Führungskräften »ist weniger das Unterrichten, vielmehr das Aufrichten. Hellhörig für Berufungen zu werden. Andere ermutigen, ihr Potenzial zu verwirklichen. Ihnen zuzurufen: ›Geh deinen Weg!‹«
    Stattdessen wird in den Unternehmen Arroganz gelebt und belohnt. Da werden Führungskräfte herausgebildet, die meinen, sie wären wichtiger als alle anderen. Dabei muss man diese Arroganz nur einmal zu Ende denken. Wenn man ein Unternehmen hierarchisch denkt, dann unterscheidet man zwischen denen, auf die es besonders ankommt, und denen, auf die es nicht so ankommt. Dabei kommt es auf jeden an! Unsere auf Effizienz und Produktivität getrimmten Zusammenarbeitsverhältnisse sind doch längst so, dass man auf keinen einzelnen Arbeitsschritt verzichten kann. Alle Mitarbeiter stehen in einem komplexen arbeitsteiligen Zusammenhang, wenn ich zum Beispiel an einen Filialbetrieb wie dm

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