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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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für ein
beschwerliches Unternehmen wie dieses unentbehrlich war.
    Eine Bö
ließ Neals Unterlagen aufflattern und den Sand auf dem Boden aufstieben. Er
rief Fintan zu, den Planwagen zu sichern und die Kisten gut zu vertäuen. Wann
immer sie ihr Lager aufschlugen, oblag es Fintan, dafür zu sorgen, dass sich
die Chemikalien zum Entwickeln des Fotomaterials in ausreichendem Abstand zu
Feuer und Hitze befanden. Da jeder in der Gruppe vor der Gefahr, dass sich
giftige Dämpfe entwickeln könnten, gewarnt worden war, machte man um seinen
Planwagen sowieso einen großen Bogen.
    »Bin schon
unterwegs, Mr. Scott!« Fintan legte das Stück Holz beiseite, an dem er
geschnitzt hatte. »Reine Zeitverschwendung«, hatte sein Vater stets gemurrt,
»wenn richtige Arbeit getan werden muss.« Fintan war ein guter Schreiner,
geschickt im Umgang mit Säge und Keil und Hammer, verstand sich nicht nur auf
die Fertigung eines Bettpfostens, sondern auch auf die von Wagenrädern und
Achsen und das Zimmern von Kisten und Holzverkleidungen, wie Mr. Scott, der
Fotograf, sie benötigte. Nur sah Fintan diese Tätigkeiten nicht als
Lebensaufgabe an. Talentiert, wie er von Natur aus war, wollte er Schönes erschaffen, wollte beispielsweise aus einem kleinen Stück
Holz eine Rose schnitzen oder eine schlafende Katze oder einen Schmetterling.
    Nicht dass
der junge Fintan glaubte, seine Begabung könne ausreichen, um sich damit seinen
Lebensunterhalt zu verdienen. Wer würde schon irgendeinen Schnickschnack aus
Holz kaufen, der nichts weiter war als ein Staubfänger? Deshalb schnitzte er
nur in seiner Freizeit und wenn niemand dabei zusah. Diese Raubeine, mit denen
er es hier zu tun hatte, würden sich zweifellos über einen Jungen, der Blumen
schnitzte, das Maul zerreißen! Und wenn sie es täten, wäre es ihm eigentlich
auch egal. Fintan wusste, dass er ihnen als Mann ebenbürtig war und ebenso wie
sie eine Schwäche für das schöne Geschlecht hatte. Es war nur so ... er fand
keine Worte dafür, spürte lediglich, dass es im Leben um mehr ging als um Geld,
Frauen und Ruhm.
    John
Allen, der Fährtensucher, der vor Jahren aus England gekommen war und
Südaustralien so gut wie ein Hiesiger kannte, erhob sich aus seinem Stuhl und
reckte sein schlaksiges Gestell. »Lassen Sie sich gesagt sein, Professor«,
beschied er Williams, der sich gerade über die Aborigines geäußert hatte, »in diesem Land gibt es drei Dinge, vor denen Sie sich
hüten müssen: Schlangen, Dingos und Abos. Giftige Schlangen gibt es hier
überall, und wenngleich Dingos wie ganz normale Hunde aussehen, sind sie so
hinterhältig wie afrikanische Raubtiere. Die größte Gefahr aber droht von den
Abos. Lassen Sie sich nicht von ihrem verschlafenen Blick täuschen. Sie sind
listig und verschlagen, und sie hassen uns. Sie haben einen Speer im Rücken,
noch ehe Sie gesehen haben, wer ihn auf Sie geschleudert hat.«
    Als Andy Mason, der rothaarige Pferdetreiber, anmerkte, dass dieses Land bis zum
Auftauchen des weißen Mannes den Aborigines gehört
hatte, gab Allen zurück: »Sie haben nichts aus dem Land gemacht. Sind nur
drübergezogen. Haben keinen Acker bestellt, kein Haus gebaut. Weshalb sollten
sie uns also verübeln, dass wir es in Besitz nehmen? Unseren Tabak und den
Whiskey verschmähen sie jedenfalls nicht. Sie verfügen über keinerlei Kultur,
keine Schrift, kein Alphabet. Nicht mal zu Pfeil und Bogen hat's bei ihnen
gereicht! Moralbegriffe sind ihnen fremd. Alte Männer heiraten achtjährige
kleine Mädchen, Ehemänner stellen Fremden ihre Frauen zur Verfügung. Sie
glauben nicht an Gott, sondern verehren Felsen und Bäume, laufen nackt rum und sind obendrein Kannibalen.«
    Auf ein
unerwartetes Donnern in der Ferne hin wandten sich alle Köpfe ruckartig nach
Westen, wo die Sonne schon fast verschwunden war. »Halten Sie es für möglich,
dass ein Unwetter aufzieht?«, fragte Neal beim Anblick der dunklen Wolken am
Horizont, von denen, wie er hätte schwören können, vor ein paar Minuten noch
nichts zu sehen gewesen war. Das Wetter hatte schon den ganzen Nachmittag über
Kapriolen geschlagen, nach heißen, böigen Winden aus dem Norden war eine
scharfe, aber trockene Kaltfront über sie hinweggezogen.
    »Komisches
Wetter«, murmelte Sir Reginald. Er stellte fest, dass die Temperatur anstieg,
und dann sah er etwas, was er zunächst für Regenwolken hielt, die von Westen
her auf sie zukamen, gleich darauf aber als eine ungeheure rotbraune Staubwolke
ausmachte, die sich wie ein

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