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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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herbstlichen
Regen verheißende Wolken spitzte, wurde ihm bewusst, dass sie anders war als
die anderen.
    Sie
streckte die Hand aus. »Dürfte ich das Stethoskop zurückhaben?«
    »Bitte
sehr, Hannah Conroy.« Er reichte ihr das Instrument. Als sie es in ihre Tasche
gleiten ließ, neben einen Satz medizinischer Scheren, entdeckte sie ein
Fitzelchen Papier, das aus einem Päckchen mit gebogenen Nadeln, wie sie zum
Vernähen von Wunden verwendet wurden, hervorspitzte. Neugierig zog sie es
heraus und erkannte es als uralte Quittung für eine Schuhreparatur des
Schusters in der High Street in Bayfield. Als sie es
umdrehte, fuhr sie zusammen.
    In der
Handschrift ihres Vaters, datiert mit April 1846, war ein Rezept vermerkt:
     
    5 g Jodin
    10g Jodkalium vermischt
    mit 40ml Wasser
    und 40ml Alkohol
     
    Die endgültige
Formel!
    Ihr Vater
musste sie in seiner Arzttasche verstaut haben, als Luke Keen sie nach Falconbridge gerufen hatte. Später dann, als Hannah das
Häuschen verkaufte und ihre Sachen packte, hatte sie die Instrumente ihres
Vaters allesamt in ein großes Handtuch gewickelt und dabei den Papierschnipsel
übersehen.
    »Wenn Sie
mich jetzt entschuldigen würden, Mr. O'Brien, aber ich
muss unbedingt weiter. Nochmals vielen Dank für die Wiederbeschaffung meiner
Tasche.«
    Grinsend
tippte Jamie an die breite Krempe seines
Schlapphuts und sagte augenzwinkernd: »Bin Ihnen gern mal wieder behilflich.«
    Als sie
fort war, schlenderte er zur Rückseite des Zeitungsstands, wo sein Freund
Michael Maxberry, eine Zigarette zwischen den Lippen, die neuesten Nachrichten
studierte.
    »Möcht
wissen, wo diese Lady wohnt«, sagte Jamie und
deutete hinüber auf Hannah, die bereits in der Menge untertauchte. Da er sie
aus der Apotheke gegenüber hatte kommen sehen, nahm er an, dass sie dort
regelmäßig einkaufte. Deshalb sagte er zu seinem Kumpel: »Spring doch mal kurz
in die Apotheke da drüben und erzähl denen, dass deine Frau 'ne Hebamme
braucht. Jemand hätte dir Miss Conroy empfohlen, und du möchtest wissen, wo du
sie finden kannst.«
    »Aber wir
müssen los«, erhob Maxberry Einspruch. »Bis Sonnenuntergang müssen wir die
Stadt weit hinter uns gelassen haben.«
    »Ich will
wissen, wo sie wohnt. Damit ich ihr meine Aufwartung machen kann, wenn wir als
reiche Pinkel zurückkommen.«
    Typisch Jamie, sagte sich Maxberry, als er sich Richtung Apotheke aufmachte. Seine
Schwäche, jedem Rockzipfel hinterherzujagen, wird ihm eines Tages das Genick
brechen.
     
    18
     
    »Was zum
Teufel ist denn in die Pferde gefahren?«, bellte Sir Reginald Oliphant.
    Neal
blickte von seinen Aufzeichnungen auf. Es war spätnachmittags, und man hatte
den Pferden Auslauf verschafft, ließ sie bei den hellgrünen Salzbüschen
außerhalb des Lagers grasen. Bei Sonnenuntergang würde man sie zusammentreiben
und ihnen die Nacht über Fesseln anlegen. Im abnehmenden Sonnenlicht war in der
Tat zu beobachten, dass die Tiere nervös waren.
    »Irgendetwas
verschreckt sie«, sagte Andy Mason, einer der
Pferdeknechte. Er sah hinauf zum wolkenlos blauen Himmel, dann zum fernen
Horizont, der sich im Osten verdunkelte und im Westen orangegold verfärbte.
Obwohl er nichts Ungewöhnliches feststellen konnte - und in diesem Flachland
konnte man meilenweit sehen -,
stand er auf und schlenderte hinüber zu den Tieren.
    Die
Expedition kampierte 230 Meilen nordwestlich von Adelaide, etwas abseits eines
gottverlassenen Fleckens, dem Edward Eyre wegen der beträchtlichen Ablagerungen
von Eisenstein den Namen Iron Knob gegeben
hatte - eine graubraun sandige Wildnis, durchzogen von Gestrüpp und
gelegentlich einem streifenborkigen Eukalyptus und unterbrochen von sonderbar bräunlich
gestreiften Felsformationen. Unter Zuhilfenahme eines Magnets hatte Neal den
Boden untersucht und festgestellt, dass es unter der obersten Erdschicht
Hinweise auf ausgedehnte Vorkommen an Eisenerz gab. Sir Reginald, dem er dies
vermeldet hatte, notierte in seinen Aufzeichnungen, dass die Errichtung eines
Bergwerks durchaus lohnend sein könnte.
    Die
Teilnehmer der Expedition saßen in leinwandbespannten Klappstühlen an Tischen,
auf denen Teekannen, Tassen und Platten mit Sandwiches standen. Hübsche weiße
Zelte, die in der untergehenden Sonne leuchteten, bildeten einen makellosen
Kreis um ein prasselndes Lagerfeuer, über dem ein gehäutetes Känguru briet. Die
Zelte waren mit Betten bestückt, die von geschulten, eigens aus England
herbeorderten Dienern tadellos in Ordnung gehalten

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