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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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fügte sie hinzu: »Das ist das, was Sie als Barcoo-Fäule bezeichnen.«
    Er riss
die Augen auf. »Bist du dir sicher?«
    »Sein
Zahnfleisch blutet. Das ist das erste Anzeichen. Sein Zustand wird sich
verschlimmern.«
    »Wie hat
er sich das eingefangen?«
    »Skorbut
wird durch unzulängliche Ernährung ausgelöst. Wenn man monatelang nichts als
Fleisch und Kekse isst.«
    Er rieb
sich das Kinn. »Warum sind wir anderen dann nicht davon betroffen?«
    »Auch wir
werden dem nicht entgehen, es ist alles nur eine Frage der Zeit. Bevor Mr.
Maxberry mich vom Australia Hotel
abholte, habe ich sehr viel Obst und Gemüse gegessen. Mein Körper dürfte noch
über einen ausreichenden Vorrat an säurehaltiger Flüssigkeit verfügen, die
Skorbut verhindert. Ich nehme an, dass Sie und Ihre Männer in den Monaten vor
Ihrem Aufbruch hierher ebenfalls mehr Obst und Gemüse gegessen haben. Mr. Gilchrist eindeutig nicht. Er hat sich schon vorher zu einseitig ernährt, deshalb
ist er auch der Erste, der die entsprechenden Symptome aufweist. Mr. O'Brien,
wenn wir nicht sofort nach Adelaide zurückkehren, werden wir mit Sicherheit
alle Skorbut bekommen.«
    »Wie
gefährlich ist Skorbut?«
    »Absolut
tödlich.«
    Jamie
runzelte die Stirn. »Hast du nichts, was dagegen hilft?«
    »Skorbut
ist nicht wie eine Krankheit, die mit Fieber einhergeht. Sondern eine
Erkrankung aufgrund unzureichender Ernäh rung. Wenn Mr.
Gilchrist weiterhin kein Obst und kein Gemüse bekommt, muss er sterben. Und wir anderen auch, Mr. O'Brien, wenn wir noch länger
hierbleiben. Wenn Sie nicht nach Adelaide wollen, dann bringen Sie Ihre Männer
zumindest oben zum Spencer-Golf, wo es ausreichend Trinkwasser und Vegetation
gibt.«
    Der Wind
nahm zu, ließ das Gestrüpp über ihren Köpfen rascheln, die Stützen des Dachs
schwanken und ächzen. Ein paar Strähnen hatten sich aus Hannahs Haarknoten gelöst, wehten ihr über die Wange. Jamie widerstand dem
Impuls, sie ihr aus dem Gesicht zu streichen.
    »Das ist
nicht so einfach, Hannah.« Er fuhr sich durch das dichte Haar. »Sie haben ihre
Arbeit aufgegeben, ihren Anteil für die Ausrüstung entrichtet, Ehefrauen und
Freundinnen zurückgelassen mit dem Versprechen, als reicher Mann
zurückzukommen.«
    »Wir haben
doch genug Opale«, sagte sie und deutete auf die ansehnliche Ausbeute auf dem Tisch.
    »Nicht
genug für jeden, wenn man sie unter zwölf aufteilt.«
    »Sie
können meinen Anteil haben.«
    »Meinen
auch, aber das reicht noch immer nicht. Sie haben all ihre Ersparnisse für den
Kauf von Planwagen und Pferde, für Proviant und Werkzeug verwendet. Sie werden
ihr Geld zurückhaben wollen und mehr. Du hast ja gesehen, wie sie schuften,
welchen Feuereifer sie an den Tag legen. Mit jedem kleinen Opal, den sie
finden, steigert sich ihre Gier nach weiteren.«
    Als sie
abwiegeln wollte, fügte er hinzu: »Hannah, diese Männer sind mehr als
Zufallsbekanntschaften. Als Mike und ich von der Strafkolonne ausbüxten und die
Polizei die Fahndung nach uns einleitete, habe ich schnurstracks diese Leute um
Hilfe gebeten. Sie versteckten uns und gaben uns zu essen und wiesen die
Polizei in die falsche Richtung. Ich verdanke diesen Männern mein Leben. Als
ich dann zu dieser Schatzkarte kam und ahnte, dass die Hand und Fuß hatte,
wollte ich gemeinsame Sache mit denen machen, die mir das Leben gerettet
hatten.«
    Der Wind
stob auf, Hannah musste ihre Röcke nach unten drücken. »Wenn es um die
Begleichung einer Schuld geht, Mr.
    O'Brien,
dann können Sie sie jetzt bezahlen, indem Sie Ihrerseits das Leben dieser Männer retten.«
    »Aber
außer Ralph hat doch keiner von uns Skorbut. Und solange sich die Männer
gesund fühlen, werden sie auf keinen Fall umkehren. Ich bin mir nicht mal
sicher, ob ich sie dazu überreden will. Nimm zum Beispiel Charly« - Janie
deutete zum jüngsten am Lagerfeuer. »Ich hab ihn vor zehn fahren oben bei
Murrumburrah kennengelernt, lange bevor ich in Ketten in der Strafkolonne
schuften musste. Damals war ich ein freier Mann und unterwegs, um mir Arbeit
als Schafscherer zu suchen, und da hab ich diesen jungen auf einem Feld
aufgegabelt. Unter Tränen buddelte er ein Loch aus, das Grab für seinen Bruder.
Ich legte mein Bündel beiseite und hob den Rest der Grube aus, und dann
bestattete ich seinen Bruder. Charlie sagte, er war ganz allein. Er war
fünfzehn, ich dreiundzwanzig, also bot ich ihm an, sich mir anzuschließen. Wir
landeten auf der Bunyip-Viehfarm, wo er als Tierpfleger unterkam, bei

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